Wolfgang Lamitschka, der schon einige Clubs in der Region trainiert hat, wird zur kommenden Saison Chef-Coach und sportlicher Leiter an einer seiner früheren Wirkungsstätten.

Gerlingen -

 

Der neue FC Gerlingen ist noch in der Start-up-Phase, hat aber ein unglaubliches Umfeld und viel Potenzial, das es nun mit diesem Großprojekt auszuschöpfen gilt“, sagte Wolfgang Lamitschka, als er in einem gut 75-minütigen Vortrag seine „Vision 2025“ im Vereinsheim auf der Schillerhöhe vorstellte und bei den Anwesenden auf offene Ohren stieß. Der erfahrene und im und über den Altkreis hinaus bekannte Coach wird mit Beginn der kommenden Saison als neuer Cheftrainer und sportlicher Leiter beim FC Gerlingen einsteigen und will diesen mit seinem neuen sportlichen Konzept auf Vordermann bringen.

„Wolfgang ist ein absoluter Glücksfall für uns, wir sind sehr stolz, ihn für den Verein gewonnen zu haben. Das Konzept ist so genial, dass es bei jedem Verein funktionieren würde und als Produkt hätte verkauft werden können“, schwärmte der stellvertretende Jugendleiter Ralf Czerny, der nach dem Hinweis eines Jugendtrainers, dass Lamitschka nach einem Sabbatjahr wieder eine neue Aufgabe übernehmen wolle, den ersten Kontakt herstellte. Der Vorstand machte schließlich Nägel mit Köpfen und brachte Lamitschka so zurück zu seinem ehemaligen Verein.

„Ich bin damals als Spieler bei der KSG durch die Decke gegangen und bin dem Verein dadurch und durch meinen Wohnort hier verbunden. Alle anderen, die anfragten, waren chancenlos“, sagte Lamitschka, der mit dem FC Gerlingen große Ziele hat: „Viele sind sich nicht bewusst, welche Möglichkeiten Gerlingen in Sachen Kultur, Firmen und Infrastruktur bietet. Der Anspruch dieses Vereins und dieser Stadt muss eine A- und B-Jugend sowie eine erste Mannschaft in der Bezirksliga sein.“ Um das zu erreichen, will er an einigen Stellschrauben drehen und vor allem auf Kommunikation und das Miteinander setzen: „Wir müssen unsere Ressourcen bündeln, uns gegenseitig befruchten und ganzheitlich denken. Dazu gehören auch eine einheitliche Sprache und Spielauffassung sowie der Austausch von Trainingsplänen“, sagte Lamitschka, der als technischer Berater bei einem großen Heizungsgeräte-Hersteller arbeitet. Außerdem hob er den Teamgedanken und die Wichtigkeit jedes Einzelnen hervor. Vor allem den Trainern komme eine Schlüsselrolle zu: „Es gibt wissenschaftliche Erhebungen, die besagen, dass einem Verein die Hälfte der Kinder vor dem zwölften Lebensjahr wegbricht. Die Hauptgründe dafür sind zu hoher Druck vonseiten des Trainers, Ergebnis- anstatt Spaßfußball und fehlende Spielzeit. Kinder bleiben dem Verein erhalten, wenn man gute Trainer hat, die den Fußball richtig vermitteln.“

Deshalb will Lamitschka beim FC Gerlingen eine Trainerschule aufbauen und ein Tandemtraining einführen. Letzteres bedeutet, dass er Trainingseinheiten aller Altersklassen regelmäßig verfolgt, sich mit den Übungsleitern austauscht, sie unterstützt und Feedback gibt. Außerdem will er auf der Homepage eine sogenannte ‚Coaching Zone‘ einrichten, auf der er seine eigenen Trainingseinheiten digitalisiert und den anderen Übungsleitern zur Verfügung stellt. 51 Seiten hat das bereits seit längerem existierende Konzept, an dessen Ausmaß im Bezirk Enz-Murr laut Lamitschka nur der FV Löchgau herankommt: „Deren stetiger Erfolg mit selbst ausgebildeten Spielern kommt nicht von irgendwoher. Das Projekt ist auf die Jugend fokussiert, geht aber in den Erwachsenenbereich über.“

Im Verein hat er durch seine erfrischende Art die Trainer auf seine Seite gezogen, die Resonanz war durchweg positiv. „Ich bin sehr optimistisch, er bringt das sehr überzeugend rüber und hat viel Erfahrung“, sagt beispielsweise der Trainer der A-Jugend, Niyaz Hasanov. Sein Kollege der B-Jugend, Kenneth Streit, ist überzeugt, „dass er uns vieles beibringen kann und wenn wir zusammenarbeiten, können wir viel bewegen.“ Nun gilt es, das Projekt geduldig Schritt für Schritt voranzutreiben und Vertrauen zu schaffen – um ein mögliches Motto von Lamitschkas Vision zu erreichen: „FC Gerlingen – Da macht’s Spaß“.