Für Detlef Rosenau ist nach über 50 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in Vereinen und beim Verband Schluss.

Leonberg - Wenn Detlef Rosenau auf seine über 50 Jahre als ehrenamtlicher Funktionsträger im Fußball zurückblickt, hat er zu jeder Station auch eine Anekdote parat. Kein Wunder, schließlich hat der 71-Jährige so ziemlich alles erlebt, was Tätigkeiten im württembergischen Fußballverband (WFV) und den regionalen Vereinen hergeben. Spieler, Trainer, Jugendleiter, Abteilungsleiter, Schiedsrichter, Mitglied des Bezirksausschusses, Turnierkoordinator, Staffelleiter – es gibt kaum eine Position, die Rosenau nicht über einen längeren Zeitraum innehatte. Und falls es doch mal eine gab und Not am Mann war, übernahm er kommissarisch auch mal einen Vorstandsposten oder ein anderes Amt. „Ich hatte meine Finger überall drin. Egal auf welchem Sportplatz ich am Wochenende war, ich habe in jedem Verein Leute gekannt. Ich habe quasi für den Fußball gelebt“, so Rosenau.

 

Doch damit ist jetzt Schluss. 53 Jahre Jugendfußball, 50 Jahre Verbandsarbeit – nach dem WFV-Verbandstag in Sindelfingen wird er alle seine Ämter ruhen lassen. Wenn auch nicht ganz freiwillig. „Ich wurde abgewählt als ich im Urlaub war. Danach hat man mir mitgeteilt, dass es vorbei ist“, sagt der in Leonberg lebende gelernte Schriftsetzer, der nicht überall gut ankam. Vor allem an seiner starken Meinung und konsequenten Linie schieden sich die Geister, hin und wieder wünschten sich Vereinsverantwortliche etwas mehr Fingerspitzengefühl und Kulanz.

Satzung als Leitfaden des Handelns

Doch Rosenau führte sein Ehrenamt so aus, wie er es als richtig empfand, und hielt sich streng an die Satzung: „Was darin steht, zählt. Ich bin geradlinig und kein Mensch für Sonderwünsche.“ Direkte Kritik nahm er keine wahr. Umso mehr ärgerte er sich darüber, wenn diese hinter seinem Rücken geäußert wurde. „In den letzten Jahren wurde es immer schlimmer, die Zusammenarbeit ist nicht mehr wie früher. Jeder denkt nur noch an sich, die Kompromissbereitschaft hat abgenommen.“

Trotz der einen oder anderen Reibung blickt er auf eine schöne Zeit zurück: „Ich möchte das nicht missen. Über die vielen unglaublichen Erinnerungen könnte ich ein Buch schreiben.“ Mindestens ein Kapitel würde sich dabei um die zahlreichen internationalen Turniere drehen, die er sowohl als Ausrichter als auch als Teilnehmer regelmäßig erlebte. Während seiner Zeit beim TSV Heimerdingen schied PAOK Saloniki einmal vorzeitig aus. Am nächsten Morgen fand Rosenau die Pfosten in den Vereinsfarben schwarz und weiß lackiert vor: „Das sind Erlebnisse, die du nicht glauben kannst.“

Absage des Endspiels

Als er mit der B-Jugend des damaligen TSV Eltingen im Ausland war und sich Spieler nachts aus dem Quartier schlichen, sagte er die Teilnahme am Endspiel am Tag darauf ab: „Ich mache den Jungs keinen Vorwurf. Aber diese Erziehungsmaßnahme musste sein, auch wenn ich dem Veranstalter so das Finale kaputt gemacht habe.“

Vorfälle wie dieser änderten aber nichts daran, dass sich Rosenau in der Jugendarbeit am wohlsten fühlte: „Es ist schön, wenn man ihnen etwas mitgeben kann, sie dankbar sind und das annehmen, was man ihnen sagt.“ Besonders wichtig war ihm dabei, dass er den Jugendlichen neben dem Sport etwas bieten konnte. „Wenn sie nur Fußball spielen können, rennen sie irgendwann davon. Es muss auch immer Unterhaltung dabei sein.“ Deshalb war er stets auf der Suche nach neuen Freizeitaktivitäten, besuchte Informationsveranstaltungen und knüpfte Kontakte zu Geldgebern. „Das war zwar abendfüllend und sehr intensiv, aber es war es wert. Irgendwann reicht es aber.“

Dieser Moment ist nun gekommen. Und auch wenn seine Besuche seltener werden, so ganz wird er von den Sportplätzen im Altkreis nicht verschwinden. Dafür hängt er zu sehr am Fußball. Und wer weiß, vielleicht kehrt er auch noch einmal in irgendeiner Funktion zurück: „Die Leute sollen wissen, dass es jetzt vorbei ist. Aber wenn der Richtige kommt und mir etwas Interessantes anbietet, lasse ich mich vielleicht noch einmal überreden.“ Man kann schließlich nie genug Anekdoten zu erzählen haben.