Es gibt kein Zurück: Abteilungsleiter Achim Kiesel hat den Vorstand des TSV Eltingen nun auch offiziell von seinem Rücktritt in Kenntnis gesetzt. Die Nachfolge ist ungeklärt.

Leonberg - Es ist ein nichtiger Anlass, der den Eltinger Fußball-Abteilungsleiter Achim Kiesel zum sofortigen Rücktritt bewogen hat (wir berichteten). Es dürfte wohl der berühmt-berüchtigte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Trainer Lothar Mattner hatte in der Partie bei der SpVgg Ludwigsburg ein schlechtes Abspiel von Sandro Villani und den darauf folgenden Ballverlust kritisiert. Kiesel, der mit auf der Bank saß, habe den Coach darauf hingewiesen, dass in dieser Szene nicht nur Villani der Alleinschuldige gewesen sei. Kiesel: „Ich habe das in ganz normalem Ton zu ihm gesagt.“

 

Mattner habe ihn daraufhin nur angeschaut und dann lautstark von der Bank weggeschickt. Der Abteilungsleiter ging, verließ in der Pause den Platz und verkündete wenig später gegenüber unserer Zeitung seinen sofortigen Ausstieg.

Es war nicht der erste Vorfall dieser Art. Mattner zufolge sei deshalb die Übereinkunft getroffen worden, dass der Abteilungsleiter nicht mehr auf der Bank sitzen und auch keine Anweisungen geben solle. Ein ganz normaler Vorgang im Binnenverhältnis zwischen Trainer und Abteilungsleiter. Kiesel aber, der sich nach der Trennung von Karl-Heinz Fuhrmann für Lothar Mattner als Trainer und Jugendkoordinator ab Januar dieses Jahres stark gemacht hatte, fühlt sich demontiert: „Ich lasse mich von Lothar Mattner so nicht behandeln und werde nicht weiter für ihn und den Verein den Affen spielen.“

Noch unter dem Trainer Irsen Latifovic war Achim Kiesel 2010 als Teammanager beim TSV Eltingen eingestiegen. Im März 2011 wurde er zum Abteilungsleiter gewählt und feierte mit dem Coach drei Monate später über den Umweg Relegation den Wiederaufstieg in die Landesliga. Der gelernte Maler und Lackierer, der inzwischen mit Marketing sein Geld verdient, hat die Sponsorensuche zu einem seiner Hauptthemen gemacht.

In der Abteilung wurde er jedoch zusehends zum Alleinunterhalter. Kiesel selbst beklagte mangelnde Unterstützung aus dem Umfeld. Ausdrücklich ausgenommen von diesem Vorwurf ist Spielleiter Marco Arnold. Zuletzt war es Kiesel, der Gasflaschen zum Heizen besorgte, der als Stadionsprecher fungierte, wenn Not am Mann war, oder im Verkaufsstand Cola und Bier über die Theke reichte und abkassierte. „Wenn ich im Stau stehe, dann ist keine Eintrittskasse und keine Verkaufskasse da. Woche für Woche habe ich die Planung gemacht für Leute, die mitarbeiten sollen.“

Warum er zusehends alleine auf weiter Flur dastand? Der zuweilen sehr forsch und impulsiv auftretende 51-Jährige glaubt nicht, dass es an seiner Person liegt. Trainer Lothar Mattner ist anderer Ansicht: „Sein Führungsstil ist nicht einfach. Mit so jemand ist es schwierig zusammenzuarbeiten.“

Wegen der in jüngster Vergangenheit stärkeren beruflichen Beanspruchung seines „Chefs“ haben wichtige Gespräche zwischen Coach und Abteilungsleiter nicht stattgefunden. „Ich will schon seit zwei Monaten mit den Spielern über die kommende Runde sprechen, muss dafür aber vorher mit Achim Kiesel reden. Das Berufliche hat ihn einfach überrollt.“

Dazu kommen Unstimmigkeiten mit dem Hauptverein über die Finanzierung des neuen Trainers und Jugendkoordinators. „Ich habe klipp und klar gesagt, dass ich die Mattner-Geschichte nur mache, wenn der Hauptverein mit im Boot ist“, lautet Kiesels Version. Matthias Groß, stellvertretender Vorsitzender des TSV Eltingen hält entgegen: „Im Vertrag ist festgehalten, dass die Jugendabteilung einen Teil übernimmt – dafür bürgt derzeit der Hauptverein. Der andere Teil kommt von der Fußballabteilung und ist so groß wie der Posten zuvor für Karl-Heinz Fuhrmann. Es würde im Verhältnis zu den anderen Abteilung doch auch gar nicht gehen, dass der Hauptverein einen Fußballtrainer finanziert.“ Gerüchte machen die Runde, dass es mit den Finanzen der Fußball-Abteilung nicht zum besten steht. Achim Kiesel ist mit sich im Reinen: „Ich mache jetzt noch die Abrechnung für dieses Quartal und dann können sie sehen, wie sie es machen.“

Michael Hager, der Vorsitzende des TSV Eltingen, wurde von dem Ausstieg Kiesels überrascht, insbesondere just zu dem Zeitpunkt, da der erste Sieg unter Mattners Regie gelang. Hager bestätigte, dass der Abteilungsleiter seine Demission inzwischen offiziell beim Vorstandsmitglied und Referenten für den Sportbetrieb, Patrick Philippin, eingereicht hat.

Eine Abteilungsversammlung muss feststellen, dass alles ordnungsgemäß abgerechnet wurde und alle Unterlagen vollständig sind. Namen für Nachfolger gibt es noch nicht. Hager: „Die Vorstandskollegen stellen Überlegungen an, was möglich ist.“