Die Raiffeisenbank Weissach und die Volksbank Magstadt wollen sich 2018 zusammenschließen.

Weissach/Magstadt - Einstimmig haben sich sowohl die Vorstände, als auch die Aufsichtsräte dafür ausgesprochen, Fusionsgespräche aufzunehmen. Damit wollen sich mit den beiden Genossenschaftsinstituten in Weissach und Magstadt zwei weitere Banken in der Region zusammenschließen. Im ersten Halbjahr 2018 wollen sie die Fusion beschließen. Derzeit verhandeln auch die Volksbanken Leonberg und Strohgäu über einen Zusammenschluss. Im August wurde zudem bekannt, dass die „Vereinigte Volksbank“ (Sindelfingen, Böblingen, Calw und Weil der Stadt) mit ihrer Reutlinger Schwester zusammengehen will. In diesem Umfeld bliebe die Weissacher/Magstadter Bank ein kleines Haus – mit einer Bilanzsumme von 232 Millionen Euro und 5500 Genossenschaftsmitgliedern. Und das soll auch so sein, erläutern die beiden Vorstände Rainer Länder (Weissach) und Andreas Zeller (Magstadt).

 
Warum wollen Sie fusionieren?
Länder: Als Genossenschaftsbanken sind wir laut unserer Satzung verpflichtet, unsere Mitglieder zu fördern. Daher ist es unsere Aufgabe, die Bank vor Ort zu erhalten.
Zeller: Beide Banken haben eine ländliche und lokal geprägte Kundenstruktur. Wir vertreten Privatkunden, das Handwerk und gewerbliche Mittelstandskunden. Das haben wir berücksichtigt, als wir uns zusammengefunden haben. Diesen Charakter wollen wir erhalten.
Rainer Länder (Weissach) und Andreas Zeller (Magstadt) Foto: factum/Granville
Was sind derzeit Ihre Probleme?
Zeller: Es sind keine Probleme, sondern verschiedene Herausforderungen, die uns zusammenbringen. Das sind zum einen die vielen Regularien, die für hohe Kosten sorgen. Zum anderen ist es die Niedrigzinsphase, wodurch sich die Hauptertragsquelle maßgeblich reduziert hat.
Ihre Bankhäuser wären also nicht gefährdet, falls die Fusion scheitern sollte?
Länder: Nein. Gefährdet wären wir nur, wenn wir die Hände in den Schoss legen würden und nichts tun. Vor den erwähnten Herausforderungen stehen alle Banken.
Magstadt und Weissach sind keine Nachbarn. Wie haben Sie sich gefunden?
Länder: Als Genossenschaftsbanken kennen wir uns durch die Zusammenarbeit in den Gremien des genossenschaftlichen Verbundes schon lange. Dabei sind gemeinsame Überlegungen entstanden.
Schwingt da doch ein kleines bisschen Wehmut mit?
Zeller: Warum Wehmut? Da entsteht jetzt etwas Neues, in dem der Kern des Guten und Alten vollständig erhalten bleibt. Darüber hinaus ergeben sich Chancen der Kostenoptimierung, die jeder für sich nicht hätte. Durch die Fusion zweier vergleichbarer Banken können wir viel von den Strukturen erhalten, die eine kleinere Bank ausmachen.
Herr Zeller, Ihre Magstadter Bank wollte 2015 mit der Darmsheimer Bank fusionieren. Woran ist das gescheitert?
Zeller: Es ist daran gescheitert, dass unser damaliger Partner in Darmsheim die Fusionsgespräche beendet hat. Das war für uns sehr überraschend, die Gründe kennen wir nicht.
Die Darmsheimer hat jetzt mit der „Vereinigten Volksbank“ fusioniert. Warum war das für Sie keine Option?
Länder: Natürlich haben beide Banken auch andere Alternativen geprüft. Wir sind in den beiden Aufsichtsräten und Vorständen unabhängig voneinander einstimmig zum Ergebnis gekommen, dass wir in dem jetzt gewählten Konstrukt unsere Mitglieder am besten fördern können.
Zeller: Dreh- und Angelpunkt unserer Genossenschaftsbanken ist die Mitbestimmung der Mitglieder als Eigentümer. Nehmen wir an, dass eine sehr kleine und eine sehr große Bank zusammengehen. In diesem Fall wären die Interessen des kleinen Hauses eher untergeordnet.
Auch Leonberg fusioniert jetzt mit der Volksbank Strohgäu. Sie sind dann von großen Banken umzingelt. Wo sehen Sie da Ihre Rolle?
Länder: Wir sehen uns nicht umzingelt. Mit allen genannten Instituten arbeiten wir auf genossenschaftlicher Ebene gut zusammen. Ein Unterschied besteht sicher darin, dass wir als kleinere Bank den Vorstand als Entscheidungsträger vor Ort haben, der auch selbst Privat- und Firmenkunden betreut. Das gehört bei einer kleinen Bank zum Tagesgeschäft. Wenn es etwas Dringendes gibt, klopfen unsere Mitglieder bei mir hier an die Tür.
Zeller: Die Mitglieder und Kunden beider Banken haben sich bewusst für eine kleinere Genossenschaftsbank entschieden, obwohl es größere Wettbewerber gibt. Diesem Aspekt tragen wir mit der Fusionsabsicht Rechnung. Übrigens können kleinere Banken manchmal auf aktuelle Entwicklungen schneller reagieren. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft neben großen auch unbedingt kleinere Banken brauchen.
Überschneiden sich Ihre Geschäftsgebiete?
Zeller: Ja. Beide Häuser haben ihren Sitz mit dem Landkreis Böblingen in einem seit mehr als zwei Generationen zusammengewachsenen Marktgebiet. Ferner haben beide Häuser heute schon Kunden im Geschäftsgebiet Magstadt und Weissach.
Länder: Dass gerade in Renningen und Rutesheim viele Neubaugebiete entstehen, merken wir auch an einem Kundenzuwachs. Wir werden durch Mund-zu-Mund-Propaganda empfohlen.
Welche Synergie-Effekte ergeben sich durch die Fusion?
Länder: Ein Beispiel: Jede Bank braucht heute einen Beauftragten für das Geldwäschegesetz – da brauchen wir in Zukunft nur noch eine Person. An dieser und vielen weiteren Stellen können wir im Innenbereich, wie bei der Verwaltung oder der Innenrevision, Kapazitäten einsparen.
Zeller: Wichtig ist zu wissen, dass wir kein Personal abbauen werden. Die frei werdenden Kapazitäten kommen der Kundenbetreuung zugute. Wir werden auch in der Lage sein, im Firmenkundengeschäft das Wachstum unserer Kunden durch höhere Kreditvergaben zu begleiten.
Werden Geschäftsstellen geschlossen?
Länder: Nein, denn wir wollen das Gesicht am Markt in Magstadt, Weissach und Nussdorf erhalten. Das heißt, auch, dass wir die gewohnten Gesichter und Ansprechpartner vor Ort erhalten wollen.
Wo hat die neue Bank ihren Hauptsitz? Und bleiben Sie persönlich der Bank erhalten?
Länder: Die Frage nach dem rechtlichen Sitz der Bank entscheidet sich im Laufe des Fusionsprozesses. Die bestehenden Vorstände beider Häuser werden der neuen Bank angehören.
Gibt’s schon einen Namen?
Zeller: Nein. Hierbei möchten wir unsere Mitglieder und Mitarbeiter mit einbeziehen. Diese Einbindung ist uns bei dem ganzen Fusionsprozess sehr wichtig. Deshalb wird es auch verschiedene Mitglieder- und Mitarbeiterversammlungen geben.
Was wird sich für die Kunden ändern?
Zeller: Es wird sich für die Kunden sehr wenig ändern, genau dies ist ja unser Ziel. Es könnte sich die Kontonummer ändern, dies steht aber noch nicht fest. Falls nötig, werden wir dies den Kunden rechtzeitig mitteilen.