Wie eng die beiden Themen verknüpft sind, wird bei einer Führung durch St. Peter und Paul deutlich.

Weil der Stadt - Von vielen Seiten sichtbar erhebt sie sich, die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul inmitten der ehemaligen freien Reichsstadt Weil der Stadt. So ist sie sowohl von Außen, wie auch von Innen geschichtsträchtig wie auch beeindruckend. Eine kleine Gruppe von Interessierten hat sich um die Kunsthistorikerin Sandra Vollmann und den Theologen Ralf-Dieter Krüger versammelt. Allesamt waren sie neugierig auf die Verbindung Historie und Theologie.

 

Sandra Vollmann und Ralf-Dieter Krüger haben sich bei der Stadtführerausbildung in Weil der Stadt kennengelernt. Beim Vorbereiten von Führungen wurde die Idee „Kunstgeschichte trifft Theologie“ geboren. Bei herrlichem Sonnenschein wurden zunächst die einzelnen Bauphasen der Kirche im Außenbereich unterschieden und erläutert. Gibt es beispielsweise theologische Zusammenhänge mit dem Kirchenbau an sich. „Das eine bedingt immer das andere“, unterstreicht Sandra Vollmann. Dies sei anhand des Westturms sichtbar, um ein Beispiel zu nennen.

„Eine gewisse Symbolik spielt immer eine Rolle“, betont auch der Theologe. So zeigt der Westturm eine Dreistufigkeit. „Die Zahl drei spielt in der Kirche eine besondere Rolle mit dem Dreieinigkeitsdenken – der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Das ist ein Hinweis von einem theologischen Zusammenhang der mit dem Bau verbunden ist“, führt er sein Wissen aus.

Was hat es mit dem Brauttor auf sich?

Weiter geht’s zum Südportal. Hier befindet sich das sogenannte „Brauttor“. „Die eigentliche Trauung fand immer vor der Kirche statt“, weiß Sandra Vollmann. „Wie wir das heute mit der standesamtlichen und der kirchlichen Trauung kennen, so gab es das damals noch nicht“, erklärt der Theologe. „Wenn die Trauung vollzogen wurde, hat diese immer auch den standesamtlichen Teil beinhaltet. Das hat damit zu tun, dass nach katholischem Verständnis, die Ehe erst mit der kirchlichen Trauung beginnt.“

Der Mesner Martin Steiner war auch mit von der Partie. Mit wichtigen Informationen brachte er sich ein. „Ich war schon als kleiner Bub hier Ministrant“, freut er sich. Seither ist er stark mir der Kirche verbunden.

Mit einem Blick in die Kirche steht dann die Spätgotische Kreuzigungsgruppe um 1460/70 im Fokus. Auch die Glasfenster sowie ein Mosaik des Künstlerehepaars Josef Karl Huber und Hildegard Huber-Sasse werden besprochen. Besondere Berühmtheit erlangte das sogenannte Hitler-Fenster im Südturm aus den Vierzigern. „Das war in der Zeit als es entstanden ist ein Zeichen von Widerstand und Courage“, unterstreichen Kunsthistorikerin und Theologe gleichermaßen. „Das rote Gewand der Christusfigur und nebenan der Teufel als der Versucher. Das ist schon eine theologische Aussage und eine sehr mutige Sache gewesen, das in dieser Zeit so zum Ausdruck zu bringen“, führt Krüger weiter aus.

Zudem wurde das prachtvolle Sakramentshaus der Spätrenaissance besprochen. Auch der barocke Hochaltar und die Kanzel aus dem Rokoko fanden eingehend Beachtung. „Als Kunsthistorikerin reizt mich die Qualität des Bauwerkes und der darin enthaltenen Kunstwerke. Es ist unglaublich viel zu entdecken, wenn man sich die Zeit dazu nimmt“, schwärmt die Weil der Städterin, Sandra Vollmann.

Und auch für Ralf-Dieter Krüger hat die Stadt, in der er seit 2012 lebt, seinen Reiz. „Eine kleine Stadt mit besonderer Geschichte auf relativ kleinem Raum“, hebt er hervor. So ist für den Theologen die Kunst eine besondere Art der Predigt und der kirchlichen Lehre, vor allem in der Zeit, in der die meisten Menschen nicht lesen und schreiben konnten. „Deshalb steckt auch die Architektur voller christlicher Symbolik“, versichert er.