Die Sonne scheint den größten Teil des ersten Oktober-Wochenendes und lockt die Leute in Scharen nach Friolzheim. Hier veranstalten die Schlegler zum zehnten Mal ihren Mittelaltermarkt mit viel Engagement.

Friolzheim – Vielleicht haben die Händler und Wandersleute des Mittelalters einen besonders guten Draht nach oben. Die Sonne scheint jedenfalls den größten Teil des ersten Oktober-Wochenendes und lockt die Leute in Scharen nach Friolzheim. Hier veranstalten die Schlegler zum zehnten Mal ihren Mittelaltermarkt mit viel Engagement.

 

Auf dem Platz in der Ortsmitte werden Körbe feilgeboten und Trinkhörner verkauft, es gibt Gürtel und Pfeil und Bogen, aber auch ziemlich moderne Schleier aus Tüll. Die Burgfräulein der Neuzeit sind offenbar nicht mehr so auf Seide aus, mögen sie noch so historisch korrekt sein.

Klein und fein

Der Markt ist einer der letzten der Saison und klein und übersichtlich, dennoch hat er alles, was das Mittelalterherz begehrt. Die „Wahrsagerin“ Suhrija etwa ist mit ihrem Mann aus Mühlacker angereist, in einem Zelt lädt sie Menschen ein, sich von ihr aus dem Kaffeesatz lesen zu lassen. „Es ist unterschiedlich, was ich dann darin sehe; manchmal ist es die Vergangenheit, manchmal die Gegenwart oder die Zukunft“, sagt sie geheimnisvoll.

„Nur blöd, wenn es dann schon Geschehenes betrifft“, feixen ein paar Umstehende. „Aber nein“, widerspricht die Wahrsagerin, „manche Leute müssen sich noch einmal mit Vergangenem beschäftigen, sie haben es noch nicht verarbeitet.“ Für sie ist das, was sie da tut, keineswegs Humbug, sie glaubt an das, was sie macht.

„Manchmal kommen die Leute erleichtert grinsend bei mir aus dem Zelt, manchmal sind sie zu Tränen gerührt“, berichtet sie. Im Moment herrscht allerdings eher Flaute: „Richtig viel zu tun habe ich in den Abendstunden, wenn es dunkel ist und sich die Leute mit einem Glas Met ein bisschen Mut angetrunken haben.“ Wem das alles nach zu viel Hokuspokus klingt, der macht sich auf zu einer Art mittelalterlichem Sprungturm. Über einem Becken, gefüllt mit Schaumstoffwürfeln, ist ein Sprungbrett angebracht. Auf dieses Sprungbrett muss man sich setzen, und ein Mitspieler wirft dann einen Ball gegen einen Hebel. Trifft er, setzt sich die Holzkonstruktion in Bewegung, und der Sitzende wird in hohem Bogen in den eher modernen Schaumstofftrog katapultiert.

Wie entsteht ein Korb?

Juchzende Kinder erleben hier mit ihren Vätern den Nervenkitzel. Andere haben sich um eine Körberin gestellt und sehen gespannt zu, wie sie geduldig und mit viel Fingerspitzengefühl Weidenrute um Weidenrute wickelt und langsam, aber sicher ein fertiger Korb entsteht. Wen der Hunger zu sehr plagt, der wird bei einem Stück Wildschweinfleischkäse mittelalterlich gesättigt. Manfred Walter, der Vorsitzende der Gruppe, ist jedenfalls zufrieden: „Seit fast 20 Jahren gibt es nun die Schlegler. Zum Zehn-Jahr-Jubiläum haben wir angefangen, diesen Markt auszurichten, und es gibt ihn immer noch.“

Befreundete Mittelalterfans reisen jedes Jahr an und unterstützen die Heimsheimer bei der Organisation. „150 Mitglieder hat unser Verein mittlerweile“, erzählt Walter stolz. Über 600 Besucher seien an diesem Wochenende zu dem Markt in Friolzheim gekommen, schätzt Manfred Walter und findet: „Das ist eine ganz gute Bilanz.“

Obwohl der Markt klein ist und kaum in Konkurrenz zu den großen Spektakeln in der Region gesehen werden kann, sind die Besucher dennoch begeistert von den Schaustellern und dem familiären Rahmen in der Ortsmitte. Und so freuen sich viele auch wieder auf das Wiedersehen im nächsten Jahr – vielleicht dann auch wieder mit der Wahrsagerin.