Die Bürgermeister aus Friolzheim und Vezzano sul Crostolo unterzeichnen eine gemeinsame Vereinbarung.

Europa - Die Gemeinde Vezzano sul Crostolo in Italien und Friolzheim haben mehr gemeinsam als die Zahl ihrer Einwohner – nämlich etwas mehr als 4000 Stück. Seit Jahren besteht reger Kontakt zwischen beiden Kommunen, und zwar nicht nur von offizieller Seite. Auch Vereine wie die TSG und der SV Friolzheim sowie der Liederkranz Friolzheim haben längst ihre Fühler in Richtung der Gemeinde nahe Parma und Bologna ausgestreckt.

 

Diese Freundschaft ist nun ganz offiziell besiegelt worden. In Vezzano sul Crostolo haben der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß und der italienische Bürgermeister Mauro Bigi eine Freundschaftsvereinbarung unterzeichnet. Das soll nach dem Wunsch des Freundschaftskomitees aber erst der Anfang einer Reihe von Besuchen und Projekten sein, die beide Gemeinden mitander verbinden.

Erstkontakt über den Landkreis

Italien ist groß. Wie also kam ausgerechnet die Verbindung mit Vezzano sul Crostolo zustande? „Der Erstkontakt lief über die Landkreisebene“, berichtet der Bürgermeister Michael Seiß. Denn Vezzano sul Crostolo liegt in der Provinz Reggio Emilia, zu der der Enzkreis eine Partnerschaft unterhält. Es entwickelte sich ein Austausch zwischen den Gemeinden, an dem nicht nur Politiker, sondern ebenso Vereine und die katholische Kirchengemeinde beteiligt sind und waren. Vor einem Jahr beschloss der Gemeinderat Friolzheim, die freundschaftlichen Beziehungen auch offiziell zu verfestigen. Zwei Politiker äußerten diesbezüglich auch kritische Stimmen. Der fraktionslose Andreas Schur beispielsweise hinterfragte die Bedeutung einer solchen Partnerschaft und befürchtete eine spürbare Mehrbelastung für die Verwaltung. Die übrigen Ratsmitglieder sprachen sich jedoch geschlossen für eine offizielle Partnerschaft aus.

Um diesen Prozess vorzubereiten und damit die Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden nicht nur auf dem Papier existiert, hat sich ein Freundschaftskomitee gegründet. Außer dem Bürgermeister und Teilen des Gemeinderats sind darin auch Vertreter der Vereine sowie des Friolzheimer Kulturkreises vertreten. Ihr Ziel ist es, „eine lebendige Partnerschaft mit Vezzano“ zu etablieren, wie es in einem Bericht des Komitees heißt. Zum Beispiel in Bezug auf Begegnungen zwischen den Bürgern aus Friolzheim und Vezzano sul Crostolo, die „diese Freundschaft aktiv gestalten möchten“, aber ebenso in Bezug auf Kulturförderung: von sportlichen Initiativen über Musikveranstaltungen bis zu Kunstausstellungen. Sprachkurse, die Realisierung von Schüler- und Studentenaustauschen und Praktika sowie die Förderung von Wissensaustausch auf gewerblicher Ebene haben sie ebenfalls auf der Agenda. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Ausarbeitung von Projekten, zum Beispiel EU-Projekten, „an denen insbesondere junge Menschen beteiligt sind“.

Gegenbesuch am 1. Dezember

Der erste Schritt auf dem Weg dorthin war nun die Unterzeichnung der Freundschaftsvereinbarung in Vezzano sul Crostolo im Rahmen des dortigen Sankt-Martins-Festes. Gemeinderäte, Mitglieder der katholischen Kirche sowie der Vereine waren dabei vertreten, berichtet Michael Seiß. Der Gegenbesuch der Italiener in Friolzheim ist für Samstag, 1. Dezember, geplant. Die Unterzeichnung findet dann in der Zehntscheune statt.

Wer sich für die neue Partnergemeinde und die Arbeit des Freundschaftskomitees interessiert oder sich selbst aktiv einbringen möchte, kann sich telefonisch unter 0 70 44 / 9 03 60 oder per E-Mail an vezzano@friolzheim.de an das Freundschaftskomitee wenden.

Lage
Vezzano sul Crostolo ist eine Gemeinde mit rund 4200 Einwohnern. Sie gehört zur Reggio Emilia in Norditalien und grenzt an die Poebene und die Hänge des Appennin-Gebirges. Seit 25 Jahren besteht eine Kreispartnerschaft zwischen der Reggio Emilia und dem Enzkreis.

Struktur
Die Gemeinde ist ähnlich strukturiert wie Friolzheim, berichtet das Freundschaftskomitee. „Neben einem beträchtlichen Anteil landwirtschaftlicher Flächen und Betriebe existieren auch zahlreiche mittelgroße Gewerbebetriebe, vorwiegend aus dem Bereich Anlagen- und Maschinenbau.“ Dazu gebe es einen hohen Anteil an Pendlern, die vorwiegend in die nahe gelegene Provinzhauptstadt Reggio nell’Emilia fahren. In der Landwirtschaft dreht sich viel um die Milchwirtschaft, „vorwiegend zur Herstellung des weltbekannten Parmesankäses“. Im kleinen Maßstab wird auch Weinbau betrieben, „aus dem ein weiterer Exportschlager aus der Gegend produziert wird“: der Balsamicoessig.