Beim Pfingstmarkt platzt der Ort aus allen Nähten. Rund 30 000 Besuchern schmecken die Crêpes des Musikvereins, die Würste des DRK und des Liederkranzes oder die Schupfnudeln der TSG. Der Bürgermeister blickt optimistisch nach vorne.

Friolzheim - Vielleicht ein Crêpe gefällig? Petra Wogh schwingt gekonnt den Rührstab über die heiße Platte an ihrem Stand. „Unser Nuss-Nugat-Crêpe läuft traditionell immer am besten“, hat sie festgestellt und schmiert die braune Masse auf den frischen Pfannkuchen.

 

Petra Wogh muss es wissen, schließlich hat sie Erfahrung. Seit 1832 gibt es den Pfingstmarkt in Friolzheim. Und der Musikverein mit seinem legendären Crêpes-Stand gehört da quasi zum Inventar. Wenn auch nicht ganz so lange.

Ebenso wie der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes. Günther Bauer steht im weißen DRK-Zelt und brät schon am frühen Morgen rote Würste. „Seit sechs Uhr sind wir heute auf den Beinen“, erzählt er und schaut zu seinen 15 Kollegen.

Auch der Bürgermeister packt mit an

Und für den Abbau am Abend ist er dann wieder eingeteilt. „Aber ich hab gehört, dass uns da der Bürgermeister hilft“, sagt er und lacht. Michael Seiß biegt nämlich gerade um die Ecke, auf seinem Rundgang über den großen Pfingstmarkt.

Von den Abbau-Plänen weiß der noch nichts, wohl aber von dem großen Engagement, das die Friolzheimer beim Pfingstmarkt zeigen. „Das ist das Tolle hier, dass beim Pfingstmarkt der ganze Ort auf den Beinen ist und fleißig mitmacht“, lobt der Bürgermeister.

Etwa 140 Standbetreiber haben sich bei seinem Rathaus registriert. Viele Vereine, Gewerbetreibende und Krämer präsentieren sich in den Friolzheimer Gassen.

Start in die Saison

„Dürfen es vielleicht Aprikosen sein?“, ruft da etwa Christoph Korn. Bei dem Obst- und Gemüsehändler biegen sich die Tische. „Für uns ist der Pfingstmarkt jedes Jahr der Start in die Saison“, berichtet er und reicht eine zuckersüße Aprikose über den Ladentisch. Die Leute freuen sich über das Angebot und strömen in Massen.

Etwa 30 000 Besucher erwartet der Bürgermeister auch dieses Jahr wieder. „Wenn ich mir die Autokennzeichen so ansehe, kommen die Leute aus der ganzen Umgebung“, stellt Michael Seiß erfreut fest.

Apropos Auto. Das dreht und überschlägt sich am Stand des Heimsheimer Autohändlers Stefan Völter. „Herzliche Einladung in unseren Überschlagssimulator“, sagt er und öffnet die Tür zu einem Golf. Dann heißt es: Einsteigen, anschnallen und festhalten. Der Golf dreht sich nämlich auf den Kopf. „Da können die Leute trainieren, wie sie sich bei einem Unfall verhalten müssen“, erklärt Stefan Völter. Seit 20 Jahren verbringt er Pfingsten hier in Friolzheim um Neuheiten zu zeigen, auf sich aufmerksam zu machen, Kundenkontakte zu pflegen.

Und das bei „idealem Pfingstmarktwetter“. So bezeichnet es Karin Dinkelacker. Sie sitzt an der Kasse des großen TSG-Stands und preist die legendären TSG-Schupfnudeln an. „Wir haben hier nämlich gelegentlich auch schon Glühwein gesüffelt“, schmunzelt sie. Nicht aber in diesem Jahr: die Sonne meint es gut und scheint, die Leute kommen, in den kleinen Gassen gibt es fast schon Staus. Es braucht also eine Weile, um die paar wenigen Meter vom Stand des größten Vereins im Ort, der TSG, zum Stand des ältesten Vereins im Ort zurückzulegen.

Rote Würste als Finanzspritze

Der älteste Verein ist der Liederkranz. „Früher wurden da in der Hauptstraße beim Pfingstmarkt noch Schweine verkauft“, erinnert sich der Liederkranz-Vorsitzende Klemens Beckemeier. Und Pferde. Friolzheim hat also auch eine kleine Pferdemarkttradition. Heute gibt es Tierisches nur noch als rote Würste gebraten, zum Beispiel bei der Hocketse des Liederkranzes. „Das ist unsere Haupteinnahmequelle“, sagt Klemens Beckemeier. „Damit finanzieren wir unser Vereinsleben.“

Bürgermeister Michael Seiß hat sich unterdessen auf den Weg zu dem kleinen Rummel in der Ortsmitte gemacht. Zwischen Kirche, Häusern und Bäumen quetscht sich hier eine richtige Boxauto-Anlage rein. „Wir planen in den nächsten Jahren, den Marktplatz umzugestalten“, berichtet er. Eines habe bei den Planungen allerdings oberste Priorität. „Die Boxautos beim Pfingstmarkt, die müssen hier immer noch reinpassen“, sagt er. Den nächsten Märkten kann also nichts im Wege stehen.