Um den Weg für die neue Großklinik auf dem Flugfeld frei zu machen, müssen noch die Stadträte zustimmen.

Flugfeld - Mit großer Mehrheit haben die Kreisräte am Montagnachmittag in nichtöffentlicher Sitzung dem Kauf des Grundstücks auf dem Flugfeld für die neue Klinik zugestimmt. Lediglich einer der insgesamt 80 stimmberechtigten Räte votierte dagegen, drei enthielten sich. Auf einen Kaufpreis von 15,7 Millionen Euro hatten sich bereits vor Wochen der Zweckverband Flugfeld und die Kreisverwaltung geeinigt. Allerdings müssen nun noch die Gemeinderäte in Böblingen und Sindelfingen diesem Vorhaben ihren Segen geben. Denn der Zweckverband Flugfeld wird von den beiden Städten gemeinsam betrieben. Das Sindelfinger Gremium tagt an diesem Dienstagnachmittag, der Böblinger Rat will dann am Mittwochnachmittag seine Entscheidung fällen.

 

Auch wenn es zuletzt noch ein paar krische Stimmen in beiden Städten gegeben hatte, gilt die Zustimmung der Gemeinderäte als ziemlich sicher. Vor allem die Sindelfinger Ratsmitglieder begrüßen mehrheitlich die Baupläne auf dem Flugfeld. Die Stadt war bis vor zwei Jahren Gesellschafter im Klinikverbund Südwest gewesen und dann vor allem aus finanziellen Gründen ausgeschieden. Nun betreiben die Kreise Böblingen und Calw den Klinikverbund mit momentan sechs Krankenhäusern in den beiden Landkreisen.

Die Wogen haben sich geglättet

Der Klinikverbund hat ein Medizinkonzept entwickelt, um die Gesundheitsversorgung in den Kreisen neu zu strukturieren und das Defizit abzubauen. Kernstück des Konzepts ist der Neubau einer zentralen Klinik mit knapp 700 Betten auf dem Flugfeld. Dafür sollen die bestehenden Kliniken in Böblingen und Sindelfingen dann geschlossen werden. Dadurch würden Doppelstrukturen, die man momentan noch vorhalten müsste, abgebaut – so eine Begründung für das Projekt. Anfangs hatte es erheblichen Widerstand gegen diese Pläne gegeben – insbesondere im nördlichen Landkreis. Die Bürger und auch die Kommunalpolitiker rund um Leonberg fürchten, dass mit dem Bau der Flugfeldklinik ihr Krankenhaus wegfallen könnte. Es kam zu Protesten und Demonstrationen.

Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Die Kreisverwaltung hat zugesichert, dass auch die Häuser in Leonberg und Herrenberg erhalten bleiben, und der Kreistag hat ein umfangreiches Sanierungsprogramm für die beiden Kliniken beschlossen. 70 Millionen Euro sind für das Leonberger Haus vorgesehen, 24 Millionen für Herrenberg. Die kleineren Kliniken werden nach dem Medizinkonzept zu Häusern der Grund- und Regelversorgung. Kompliziertere Eingriffe sollen künftig auf dem Flugfeld erfolgen.

Zwischen 437 und 500 Millionen Euro

Die Kreisräte hatten dieses Konzept nach monatelangen Diskussionen im Mai vor zwei Jahren beschlossen. Mit rund 437 Millionen Euro ist der Neubau kalkuliert, Kritiker rechnen eher mit 500 Millionen Euro. Zur Alternative stand die Sanierung der bestehenden Häuser in Böblingen und Sindelfingen. Mindestens 92 Millionen Euro würde es kosten, die Kliniken betriebsfähig zu halten – ohne strukturelle Verbesserung, hatten die Gutachter errechnet. In sieben Bürgerforen sowie Infoveranstaltungen und Telefonaktionen hat die Kreisverwaltung das Medizinkonzept vorgestellt. Proteste hatte es in der Region Sindelfingen/Böblingen nicht gegeben.

Erst in den vergangenen Monaten haben sich in beiden Städten einige Kritiker formiert. Ihr Gegenargument zur Flugfeldklinik: Diese gehöre nicht an die Autobahn, sondern an den Waldrand. Deshalb lädt der Kreis am 25. Juli zu einem erneuten Bürgerforum ein, bei dem es über die Pläne informiert. „Bisher sind aber nur 13 Anmeldungen eingegangen“, sagte der Pressesprecher Dusan Minic.