Die Jugendakademie liegt hoch auf dem Berg – ideal also für die Hauptübung der Feuerwehr.

Weil der Stadt - Das sieht nicht gut aus. Lukas hat die Augen geschlossen. Schnell transportieren die Sanitäter des DRK den Zwölfjährigen zum Verletzten-Zelt. „Mir geht’s gut“, sagt er dann und schmunzelt. Kein Wunder – das ist schließlich nur die große Hauptübung der Weil der Städter Feuerwehr und des Roten Kreuzes.

 

Und Lukas war auserwählt worden, den Verletzten zu spielen. „Seit eineinhalb Jahren bin ich bei der Jugendfeuerwehr“, erzählt der Weil der Städter. Das macht ihm richtig Spaß dort, besonders die Übungen. Wenn sie zum Bespiel die Pumpen und Schläuche ausprobieren und viel Wasser über Wiesen und Felder verspritzen.

Um Wasser geht es auch bei der diesjährigen Hauptübung am Samstagmittag. Die Kameraden stehen hoch über Weil der Stadt, auf dem Malersbuckel, beim Gebäude der dortigen Landesakademie für Jugendbildung. Das Szenario: Die Brandmelder in einem der Gästezimmer hatten Rauch gemeldet und gegen 13 Uhr die Feuerwehr alarmiert.

Druck der normalen Wasserleitung reicht nicht aus

Mit 80 Kameraden aus allen fünf Weiler Ortsteilen rauscht die Wehr auf den Berg. Und das nicht ohne Grund, berichtet der Gesamtkommandant Jürgen Widmann. „Wir üben, wie wir eine ausreichende Wasserversorgung hier hoch verlegen.“ Denn der Druck der normalen Wasserleitung reicht bei weitem nicht aus, die Gebäude hier oben im Brandfall zu löschen.

Vor eineinhalb Jahren hat die Landesakademie deshalb eine große Zisterne bauen lassen. 100 000 Liter Löschwasser lagern seitdem unterirdisch. „Das reicht, bis wir eine zusätzliche Wasserleitung ins Tal verlegt haben“, erklärt Widmann.

Das üben seine Kameraden daher jetzt auch. Die einen rennen in den Gästeflügel der Akademie und durchsuchen das verrauchte Gebäude nach bewusstlosen und gefährdeten Menschen. Die anderen machen sich derweil am Hydranten der Zisterne zu schaffen, bis das Wasser über das komplette Dach der Akademie spritzt. Da dauert es nur noch wenige Minuten, bis ein weiteres Fahrzeug der Feuerwehr anrückt und die großen, weißen Schläuche liefert, die nun runter ins Tal gerollt werden.

Zwei verschiedene Pipelines verlegen die Kameraden. Am Ende liegen mehr als ein Kilometer Leitung auf dem steilen Weg, der auf den Malersbuckel führt. Jürgen Widmann, der Kommandant, ist mit der Leistung seiner Feuerwehrleute zufrieden. „Es ging uns darum, herauszufinden, ob die neue Zisterne ausreicht, bis die Wasserversorgung ins Tal fertig ist“, sagt er. „Und ja, sie reicht aus.“

„Alles unter einer Stunde ist gut“

32 Minuten hat es gebraucht, die beiden Wasserleitungen hinab zu verlegen. „Bei einem wirklichen Einsatz brauchen wir vielleicht noch zehn Minuten länger“, sagt Widmann. „Aber alles unter einer Stunde ist gut.“ Auch Norbert Frank, der Leiter der Jugendakademie, beobachtet die Feuerwehrübung und ist sehr zufrieden. „Natürlich haben wir gleich zugestimmt, als die Anfrage kam, hier zu üben“, sagt er. „Wenn etwas passiert, sind wir ja darauf angewiesen, dass die Feuerwehr das Gelände hier kennt.“

Brandschutz ist für den Leiter der Akademie seit einigen Jahren ein großes Thema. Viel Geld für umfangreiche Maßnahmen habe man in die Gebäude stecken müssen – alles auf Kosten der finanziell nicht gerade auf Rosen gebetteten Landesakademie, berichtet Frank. Die neue Zisterne für 90 000 Euro, die 100 000 Liter Löschwasser fasst, ist da nur ein kleiner Teil. „Das Thema Brandschutz wird uns auch in den kommenden Jahren noch begleiten“, sagt Norbert Frank.

Derweil rollen die Feuerwehrleute die Löschschläuche wieder ein, und auch der „Verletzte“ Lukas darf wieder aus dem Rettungsfahrzeug klettern. „Alles hat geklappt“, sagt Kommandant Jürgen Widmann, der den Einsatz übrigens nicht selbst geleitet hat. Denn solche Übungen dienen auch dazu, Nachwuchskräfte aus der zweiten Reihe an die Verantwortung heranzuführen. Ein gutes Zeugnis stellt er daher Florian Wolf aus, dem neuen Kommandanten der Abteilung Weil der Stadt, der am Samstag den Einsatz geleitet hat.