Die Ursache des nächtlichen Brandes ist noch nicht geklärt. Doch Fremdeinwirkung schließt die Polizei nahezu aus. Sechs Menschen sind verletzt.

Weil der Stadt - Die Erleichterung in Weil der Stadt ist groß. Es war wohl keine Fremdeinwirkung, gibt der Polizeisprecher Peter Widenhorn am Nachmittag bekannt. Die kriminaltechnischen Beamten hatten einen Spürhund eingesetzt, der hat keinen Hinweis auf Brandbeschleuniger, etwa Benzin, gefunden. „Damit ist es sehr unwahrscheinlich, dass den Brand jemand vorsätzlich gelegt hat“, sagt Widenhorn.

 

Denn die Befürchtungen waren groß, als in der Nacht zum Dienstag um 0.38 Uhr ein Notruf bei der Polizei eingeht: Brand in der Asylbewerberunterkunft in der Benzstraße im Weiler Industriegebiet. Ein Bewohner des Hauses hat Alarm geschlagen. Feuerwehr und Polizei sind sofort zur Stelle, Rettungskräfte kümmern sich um die 37 Menschen, die sich zu der Zeit in der Unterkunft aufhalten.

Sechs von ihnen müssen die Notärzte ins Krankenhaus bringen. Fünf haben sich eine Rauchgasvergiftung zugezogen, ein Bewohner brach sich das Handgelenk. Für die anderen Betroffenen richten das Rote Kreuz, der Arbeitskreis Asyl und die Weiler Stadtverwaltung noch in der Nacht ein Notlager in der nahegelegenen Stadthalle her.

Lob vom Bürgermeister

„Da haben alle Beteiligten professionell und schnell zusammengearbeitet“, lobt Bürgermeister Thilo Schreiber am Morgen danach. Das gleiche Fazit zieht auch der Stadtbrandmeister und Feuerwehrkommandant Jürgen Widmann: „Um 0.38 Uhr ging der Notruf ein, um 0.57 Uhr war das Feuer schwarz“, sagt er. Die Feuerwehren aller fünf Weiler Teilorte, dazu eine Atemschutz-Abteilung der Leonberger Feuerwehr und das Führungskommando unter Kreisbrandmeister Guido Plischek hätten perfekt harmoniert. „Besser hätte man es nicht machen können“, zeigt sich Jürgen Widmann erleichtert.

Am Dienstagvormittag sind dann die Brandermittler der Kriminalpolizei eingetroffen, um nach der Ursache zu forschen. „Es könnte sich Müll entzündet haben“, berichtet der Polizeisprecher Peter Widenhorn von den ersten Ergebnissen der kriminaltechnischen Untersuchung. „Oder der Brand hat eine technische Ursache, etwa in Verbindung mit einer defekten Beleuchtung.“

Dass es sich bei dem Brand also nicht um einen Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft handelt, löst auch bei Bürgermeister Schreiber Erleichterung aus. „Ich kenne mein Weil der Stadt“, sagt er. „Ich habe mir schwerlich vorstellen können, dass hier jemand gegen Flüchtlinge vorgeht.“

Für die betroffenen Bewohner hat das Weiler Ordnungsamt unter Hochdruck nach zukünftigen Unterkünften gefahndet. „Der Landkreis hat uns seine Hilfe angeboten“, berichtet der Bürgermeister. Drei Unterkünfte betreibt der Kreis Böblingen in Weil der Stadt, in der Containersiedlung auf dem Merklinger Blannentalhof ist noch Platz. Am Donnerstag werden die Flüchtlinge voraussichtlich dorthin umziehen, die Stadt will dort ein komplettes Stockwerk mieten.

Totalschaden beim Gebäude

Das vom Brand betroffene Gebäude ist mehr als 20 Jahre alt, der Bürgermeister spricht hier von einem Totalschaden. „Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass wir das wieder herrichten.“

Die Tage dieses in Leichtbauweise erstellten Hauses sollten ohnehin bald gezählt sein, die Pläne für einen Neubau einer Flüchtlingsunterkunft nebenan liegen seit etwa einem Jahr in der Schublade des Weiler Bauamts. Das hatte zuletzt aber Tempo aus dem Projekt genommen, weil weniger Flüchtlinge gekommen waren.

„Jetzt müssen wir diesen Neubau in der Benzstraße ganz schnell umsetzen“, kündigt Thilo Schreiber an. Dass das 20 Jahre alte Gebäude womöglich nicht mehr bewohnbar war und daher in Brand geraten ist, diesen Vorwurf weist der Bürgermeister dagegen zurück: „Die Mitarbeiter unseres Gebäudemanagements waren immer vor Ort, zuletzt zum Beispiel der Maler“.