Wenn die Hilfsorganisationen der Stadt zum gemeinsamen Abschlusstag zusammenkommen, werden nicht nur Stichflammen erzeugt oder Autos in ihre Einzelteile zerlegt. Natürlich kommen dabei auch die obligatorischen Würstchen auf den Grill.

Leonberg - Eine gelungene Woche braucht einen spektakulären Ausklang: Das war am Freitag das Motto der Leonberger Hilfsorganisationen Feuerwehr, Polizei, Rotes Kreuz (DRK) und Technisches Hilfswerk (THW).

 

Es ist zehn Uhr am Morgen. Außenstehenden bietet sich an der Feuerwache Leonberg ein verheerendes Bild: Ein alter Opel Corsa wird vom Container eines Lastwagens zerquetscht. Die elf Kinder, die in diesem Jahr am Sommerferienprogramm der Feuerwehr teilnehmen, scheint das nicht zu beunruhigen. Sie hatten die ganze letzte Woche die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen von Polizei, DRK und Co. zu werfen. Heute beobachten sie mit regem Interesse, wie alle vier Einrichtungen zusammenarbeiten.

Es fühlt sich erschreckend echt an

„Alle aus dem Weg! Macht Platz für den Krankenwagen!“, ruft Martin Tröscher. Er leitet das Programm und erklärt den Kindern jeden Schritt der Übung ganz genau. Es fühlt sich erschreckend echt an, als die Rettungsfahrzeuge mit ohrenbetäubender Sirene in den Hof der Feuerwache einbiegen. Sofort machen sich die Helfer am Wagen zu schaffen. Tim vom THW erklärt, dass sie den Container nun mit Hebekissen abstützen. Währendessen kümmern sich die Sanitäter um den Verletzten. Mit einer Decke wird er abgeschirmt, während die Feuerwehr mit der Rettungsschere die Türen des Wagens löst und dann die mittlere Säule durchtrennt. „Das machen wir, damit der Verletzte möglichst schonend gesichert werden kann“, erklärt Tröscher den Kindern. Er findet die Idee, alle Einrichtungen in einer Woche zu vereinen, deswegen so bereichernd, weil die Berufsfelder auch im echten Leben nur gemeinsam funktionieren.

Am Montag startete das Ferienprogramm mit einem Besuch bei der Feuerwehr. Der nächste Tag dann stand ganz unter dem Motto „Leben retten“. Spielerisch bekamen die Kinder die Arbeit des DRK erklärt. Die ganze Zeit über stand dabei vor allem der Spaß im Vordergrund. Bei der Polizei am Mittwoch durften die Kinder mithilfe der Spurensicherung einen Kriminalfall lösen. Der Täter: ein gewiefter Coladieb, der seine Fingerabdrücke am Glas hinterlassen hat.

Dem Coladieb auf der Spur

Jürgen Hach, Präventionsbeauftragter bei der Leonberger Polizei, bedauert, dass sie im Gegensatz zur Feuerwehr keine Jugendarbeit haben. „Bei uns dürfen die Jugendlichen erst mit 16 Jahren anfangen. Da sind solche Tage natürlich umso wichtiger, damit wir den Kleinen zeigen können, was die Polizei so macht.“

Das Programm kommt gut an. „Bei der Polizei war es am besten!“, sind sich die drei Freunde Daniel, Jakob und Ruben einig. „Ich fand es toll, dass wir alles gezeigt bekommen haben. Auch das Pfefferspray und die Gefängniszelle“, erzählt Daniel (11). „Da hat es aber voll gestunken!“, wirft Ruben ein. Da müssen die zwei anderen beipflichten. An ihrem Berufswunsch ändert das aber nichts. Alle drei möchten später zur Polizei. Auch beim THW am Donnerstag waren die Kinder hautnah dabei, als die Hydraulikpresse aktiviert wurde. Zudem konnten sie sich beim Hebekissenlabyrinth austoben.

Einen Einblick in alle Gebiete der Rettung zu bekommen – das war das Hauptziel dieser Woche. „Ich finde das Sommerferienprogramm ein schönes Beispiel dafür, wie die Blaulichtorganisationen zusammenarbeiten“, sagt Ulrich Vonderheid, der als Vorsitzender des DRK beim Abschlusstag auch dabei ist. Gerade am Freitag bekämen die Kinder einen Einblick davon, warum es so viele verschiedene Akteure gebe und wie eine gelungene Rettung ablaufen müsse.

Stichflammen bei der Feuerwehr

Die 14-jährige Myriam ist schon seit vier Jahren beim DRK und betreute bei der Rettungsübung den Verletzten. „Mir macht es total viel Spaß zu üben, wie man im Ernstfall eine Person aus dem Auto zieht“, sagt sie. Außerdem sei das Ferienprogramm ja auch eine gute Möglichkeit, den Nachwuchs für das Ehrenamt zu begeistern.

An Begeisterung mangelt es am Freitag wirklich nicht. Bei einer Fettexplosion in einem speziellen Container der Feuerwehr werden riesige Stichflammen erzeugt. Dabei lernen die Kinder, dass sie in brennendes Fett niemals Wasser kippen dürfen.

Zum Schluss gibt es für die fleißigen Helfer und Teilnehmer noch Rote Würste. Wie es sich gehört. „ Das ist unsere Entlohnung“, lacht Tröscher. „Außerdem ist das Tradition bei uns – nach dem Einsatz zusammensitzen und darüber reden, was passiert ist.“ Und die Würstchen dürfen bei der Feuerwehr natürlich sowieso nicht fehlen.