Michael Egetemeyer aus Frankenhardt ist mit zwölf Pferden und vier Kutschen beim Pferdemarkt in Leonberg. Und auch die Familie Brauchle aus Laupheim, national und international erfolgreich, präsentiert ihre Sportart, für die sie lebt.

Leonberg - Die Rüge kommt sofort. Die Beifahrerin von Michael Egetemeyer, die spontan für ein Interview auf die Kutsche aufgesprungen ist, hat keinen Hut auf, auch Handschuhe und die Schutzdecke für die Beine fehlen. Doch der Wertungsrichter drückt noch einmal gnädig ein Auge zu, der Fahrer darf seine Runden mit dem Einspänner weiterdrehen.

 

Am Ende bekommt er aber nicht die gewohnt gute Note, weil der siebenjährige Wallach Major, ein schöner Kaltblüter der Rasse Noriker, keinen geregelten Schritt präsentierte. „Ja, ich hätte aufmerksamer sein müssen“, sagt der 46-Jährige, der viele Fragen beantworten muss und einiges über sein Hobby erzählt, mit einem Augenzwinkern. Halb so wild, denn schließlich ist das erst sein erster von insgesamt 14 Auftritten bei der Kutschenprämierung im ehrwürdigen Leonberger Reiterstadion. Auf der Ehrenrunde ziehen Fahrer und Kampfrichter den Hut, die Jagdhornbläser aus dem hessischen Idstein-Heftrich lassen die Fanfare ertönen. Und ab geht die Post, raus aus dem Stadion in Richtung Parkplatz. Dort wartet schon seine Mannschaft auf Michael Egetemeyer. Zwölf Helfer begleiten ihn bei seinem Pferdemarkt-Besuch. Mit fünf Autos, darunter ein großer Lastwagen, kommen sie aus dem mehr als hundert Kilometer entfernten Frankenhardt bei Crailsheim. Darin verstaut – zwölf Pferde, vier Kutschen sowie das gesamte Material, das benötigt wird.

In Windeseile wird jetzt gearbeitet. Jeder Griff muss sitzen. Innerhalb von zehn Minuten ist die nächste Kutsche, diesmal mit zwei Pferden, gerichtet. Innerhalb von zwei Stunden stellt das Team zwei Einspänner, sechs Zweispänner, drei Vierspänner, zwei Sechsspänner und als Krönung einen Achtspänner vor. Die verbockte erste Fahrt ist längst vergessen. Einige Male bekommen die Frankenhardter noch die begehrte Schleife für einen ersten Preis.

In der kalten Jahreszeit ist der gelernte Metallbauer, der mit großer Leidenschaft sein Hobby betreibt, oft unterwegs. Auf Pferdemärkten in Ellwangen, Gaildorf, Bernhausen oder jetzt in Leonberg. Aufgestanden ist er nachts um drei. Innerhalb von zwei Stunden war alles verstaut, um fünf machte sich der Tross auf den Weg. Um halb acht kamen sie in Leonberg an. Früher hat Michael Egetemeyer Warmblüter vor seine Kutsche gespannt, bis er einen Kaltblüter geschenkt bekam. „Der hat mich so begeistert, dass ich mich seitdem nur noch mit dieser Rasse beschäftige“, sagt er. Zu Hause stehen ein Deckhengst und zwei Zuchtstuten.

Am Turniersport nimmt Egetemeyer nicht teil, dafür fehlt die Zeit. Das überlässt er den Profis wie beispielsweise der Familie Brauchle aus Laupheim, die seit Jahren auf nationaler und internationaler Ebene sehr erfolgreich ist und für den Fahrsport lebt. Sie sind Stammgäste auf dem Leonberger Pferdemarkt und präsentieren auch an diesem Dienstag ihre Kutschen. Allen voran Mutter Brigitte, die als Landestrainerin der Jugend den Nachwuchs fördert.

Der Pferdemarkt-Umzug ist ein weiterer Höhepunkt für die Gespannfahrer. Danach macht sich auch Michael Egetemeyer mit seinem Team auf den Heimweg. Im Gepäck sind wieder einige Schleifen.