Die Pläne der Landeskirche, im Strohgäu-Bezirk vier Pfarrer-Stellen zu streichen, haben Betroffenheit ausgelöst. Viel mehr Miteinander ist gefragt. Aber wie?

Ditzingen - E in Protest gegen das Vorhaben der Landeskirche, im Strohgäu bis 2024 vier Pfarrerstellen streichen zu müssen, hat nichts gebracht. Das berichtete die Vorsitzende der Bezirkssynode, Beate Ulmer aus Hemmingen, bei der jüngsten Tagung des Gremiums. Die Synode ist die Vertretung der 13 evangelischen Kirchengemeinden im Bezirk Ditzingen.

 

Der Dekan Friedrich Zimmermann und sie seien im März zu zwei Gesprächen beim Oberkirchenrat in Stuttgart gewesen, so Ulmer weiter – und auf „großes Verständnis“ gestoßen. Das meinte Ulmer wohl ernst, erntete dafür aber Amusement im Gremium. Beide Gespräche hätten klargemacht, dass die Kirchenverwaltung von ihren Zielen für die Jahre bis 2024 nicht abrücken werde. Es sei die Möglichkeit genannt worden, dass der OKR „zur Abfederung der Härte“ dem Bezirk Ditzingen eventuell eine Pfarrstelle zuerkenne, die aber nicht dem Stellenplan angerechnet werde. Zudem sollen zur künftigen Entlastung der Pfarrer in ganz Württemberg 55 zusätzliche Religionspädagogen und Diakone eingestellt werden – das entspricht wenig mehr als einer Stelle pro Bezirk.

„Es ist erschreckend“

„Es wird schmerzlich für unseren Kirchenbezirk“, sagte Ulmer und blickte in betretene Gesichter, „es müssen Veränderungen stattfinden.“ Darin könnten aber „vielleicht Chancen liegen“. In vier Beratungsgremien will man sich in den nächsten Monaten auf die weitere Vorgehensweise bei der Pfarrstellen-Kürzung verständigen. Im November soll die nächste Bezirkssynode ein Ergebnis beschließen.

Es sei erschreckend, vier Stellen abbauen zu müssen, meinte ein Synodaler. Traugott Plieninger, der Stellvertreter des Dekans, mahnte, die Zusammenarbeit der Gemeinden müsse „viel enger werden“ – auch bei der gegenseitigen Vertretung der Seelsorger. „Wir müssen auch mal krank sein dürfen“, sagte der Pfarrer aus Markgröningen, „und auch mal Urlaub haben dürfen.“ Sein Kollege Markus Joos aus Ditzingen-Heimerdingen fragte, ob es noch zeitgemäß sei, vier Distrikte im Bezirk zu haben. Das sind Gebiete, in denen drei oder vier Gemeinden zusammenarbeiten.

Man müsse bei allen jetzt folgenden Beratungen den kompletten Bezirk im Auge behalten, sagte Dekan Friedrich Zimmermann nach der Konferenz. Hie und da eine Viertelstelle zu kappen genüge nicht – „das geht auch nicht durch“. Vielmehr stehe zur Debatte, wo künftig zwei Kirchengemeinden einen gemeinsamen Pfarrer haben könnten. Zimmermann hatte sich im März dafür ausgesprochen, bei den anstehenden Veränderungen auch Teilzeitstellen aufzulösen – ganze Stellen seien attraktiver und besser zu besetzen. Dennoch müssten halbe Stellen möglich sein, wo es passe.

Neue Ideen gefordert

Mit einer kritischen Meinung meldete sich in der Beratung der Synodale Klaus-Peter Gerth aus Markgröningen zu Wort. Ob es auch eine Gruppe gebe, fragte er, die überlege, wie man keine Gemeindeglieder mehr verliere? Wie berichtet, ist der konstante Rückgang der Mitgliederzahlen einer der Gründe für die beschlossenen Kürzungen. Man müsse neue Ideen einbringen, wie Kirche attraktiver werden könne. Und vor allem, so Gerth, „Kirche muss klare Positionen beziehen zu gesellschaftlichen Fragen“, dazu gehöre das Thema Krieg und Frieden. „Die Kirche muss investieren, um Leute zu gewinnen“, so der Kirchengemeinderat.

Darauf nahm Zimmermann Bezug und schilderte, welche Angebote Zulauf haben: zum Beispiel das Gospelforum in Stuttgart. Dorthin würden jeden Sonntag 4000 Menschen gehen. Man könne „das eine oder andere abgucken“ – auch wenn er theologisch hie und da ein Problem habe; zum Beispiel, wie diese Gemeinde auf die Menschen zugehe. Es sei aber „echte Knochenarbeit, etwas zu bewegen“, so der Dekan.