Beim Engelbergsteigen geben die örtlichen Bergfreunde einen Einblick in die Anforderungen ihres Hobbys.

Leonberg - Für geübte Bergfreunde gibt es kein schlechtes Wetter – nur die falsche Kleidung oder Ausrüstung. Doch wenn man Gäste zu einem Fest einlädt, kann Regen schon mal schlechtes Wetter sein. Doch beim diesjährigen Engelbergsteigen der örtlichen Bergfreunde hatte der Regen ein wenig Mitleid mit den zahlreichen Helfern. Sie sind die Bezirksgruppe Leonberg der Sektion Stuttgart im Deutschen Alpenverein.

 

Alexander Gehrer macht das, was allen Kindergarten- und Schulkindern im Spitalhof strengstens verboten ist – er sitzt auf dem Geländer der Terrasse und blickt hinunter ins Glemstal. Aber er ist ja auch bestens gesichert und überwacht, wie sich Jung und Alt hier die sechs Meter hohe Gebäudewand hinabseilen.

Wenn alles an einem Seil hängt

Wenn es sein muss, greift Gehrer auch mal unterstützend ein. „Es ist nicht leicht, über einem Abgrund hängend, plötzlich scheinbar die Kontrolle abzugeben und sein Leben einem dünnen Seil anzuvertrauen“, weiß er aus Erfahrung. Von den etwa 300 Kindern, die jedes Jahr beim Engelbergsteigen in der Spitalschule vorbeischauen, sind es weniger als Finger an einer Hand, die der Mut dann doch verlässt.

„Kann ich noch mal runter?“, ruft ein roter Lockenkopf, der nach anfänglichen Schwierigkeiten den Dreh heraus hat, wie man sich richtig mit den Beinen von der Wand abstoßen muss und sogar Sprünge am Seil machen kann. Bitte gewährt. Und schon flitzt das Mädchen um das Kindergartengebäude, damit sie möglichst schnell wieder am Seil die Wand hinablaufen kann.

An der Spitalschule ist etwa die Hälfte der Rallye, auf die die Besucher des Engelbergsteigens geschickt werden. „Es ist eine interessante und gute Veranstaltung für Familien mit Kindern“, meint die Leonberger Familie Teuffel, die mit ihren beiden Kindern gerade auf dem Weg in die Altstadt ist und schon fleißig Antworten im Fragebogen angekreuzt hat.

„Mit interessanten Aufgaben und spannenden Aktionen rund um den Bergsport sowie einer Reihe von Quizfragen zu Bergsportthemen und zu den örtlichen Gegebenheiten wollen wir uns präsentieren“, sagt Gisela Metzler, die Sprecherin der Bezirksgruppe. Zu deren regelmäßigen Treffen im Glemshof kommt ein harter Kern von etwa 100 Mitgliedern aus Leonberg und Umgebung.

Jeder kann die Aufgaben meistern

Die Aufgaben beim Engelbergsteigen sind so gewählt, dass sie von allen Mitspielern gemeistert werden können. Sämtlich Stationen werden von erfahrenen Bergsportlern aus Leonberg und Umgebung betreut. Neben guter Laune ist auch Mut und Experimentierfreude mitzubringen.

Diese können eingesetzt werden beim Klettern an einem Turm oder beim Prusiken auf einen Baum. Zum Angebot auf der Engelbergwiese gehören außerdem Übungen, um Lawinenverschüttete zu suchen – gezeigt wird, wie Menschen aus einer Gletscherspalte geborgen werden. Gleichgewicht gefordert ist beim Gratwandern sowie auf der Slackline. Und wer an diesem Tag Steinmännchen auf dem Engelberg baut, erfährt, dass diese in den Bergen keine Kunstobjekte sind, sondern bei starkem Nebel wichtige Anhaltspunkte für die Orientierung im Gelände sind.