Knapp 5800 Raver feiern bei bestem Wetter im Schlosshof die zweite Auflage des Electrique Baroque. Der Veranstalter spricht von einem Erfolg. Damit dürfte sich das Fest etabliert haben.

Ludwigsburg - Mit Wucht wummern die Bässe gegen die barocke Fassade des Ludwigsburger Residenzschlosses, bunte Laserstrahlen zittern über das Mauerwerk. Und gegen 21.30 Uhr, vor dem Auftritt des Headliners Luciano, dem Party-DJ aus Ibiza, gibt es am Samstag einen optischen Höhepunkt für die Besucher des Electrique Baroque: Eine sogenannte Mapping-Show auf der Fassade des Schlosses. Im Grunde ist das eine per Beamer an die Wand geworfene Lichtshow, nur ist diese bunter, wilder, präziser und bindet die Fassade des Schlosses mit ein. Es flirren Lichtfäden um die Fenster herum, riesige Augen kullern die Wand hinab, Engel fliegen sie herauf oder das Schloss baut sich, Klotz für Klotz, von selbst auf. Beats und Bässe bilden den musikalischen Rahmen für diese Augenweide.

 

Die Mapping-Show stammt von dem Stuttgarter Visual-Büro Frischvergiftung, das bereits Lichtshows für Mercedes, das Kulturzentrum K in Kornwestheim oder für MHP produziert hat. Bereits im vergangenen Jahr, bei der ersten Auflage des Electrique Baroque, lieferten die Macher eine ähnliche Lichtshow. Damals war noch vieles unklar: Nehmen die Ludwigsburger das Elektrofest in barockem Ambiente an? Gibt es Ärger mit den Anwohnern oder den Besuchern des Blühenden Barock? Und hält die barocke Fassade die wuchtigen Bässe überhaupt aus?

Bauphysiker prüften, ob die Bässe das Schloss beschädigen

Inzwischen lassen sich all diese Fragen im positiven Sinne für das Electrique Baroque beantworten. Der Veranstalter Stefan Pauen ist hoch zufrieden: „Wir haben in diesem Jahr auf jeden Fall wieder die Besuchermarke von 2016 erreicht, wenn nicht sogar geknackt.“ Er geht stark davon aus, dass es das eintägige Elektrofest im kommenden Sommer wieder geben wird.

Da dürfte auch der Schlossverwalter Stephan Hurst nichts dagegen haben. „Hier erreichen wir eine Zielgruppe, an die wir sonst nur schwer rankommen“, sagt er. Dass die Bässe für die Schlossfassade ungefährlich sind, hat er vor der ersten Auflage des Fests beim Institut für Bauphysik in Stuttgart testen lassen. Und die Besucher des Blühenden Barocks zeigten offenbar auch Nachsicht mit den feierfreudigen Ravern. „Bisher hat sich noch niemand beschwert“, sagt der Blüba-Chef Volker Kugel am Nachmittag. „Aber wenn die DJs hier um 18 Uhr aufdrehen, machen wir ja ohnehin dicht.“

Bestes Raver-Wetter

Besseres Wetter hätten sich die Veranstalter nicht aussuchen können. Bei strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen feiern und tanzen die Besucher im Schlosshof. Wobei sich viele in den heißen Mittagsstunden noch zurückhalten mit exaltierenden Bewegungen – zu anstrengend, zu heiß. Außerdem geht das Fest schließlich bis 23 Uhr, da muss man sich seine Kräfte einteilen. Musikalisch unterhalten 13 Stunden lang Luciano, DJ Koze, Dominik Eulberg, Henrik Schwarz, Robaq Wruhme, Marius Lehnert sowie Vamos Art.

Das Electrique Baroque ist nicht nur ein Fest der Musik, sondern auch eines der Körperkultur: Die jungen Menschen hüpfen knapp bekleidet herum, muskelbepackte Männer zeigen ihren Waschbrettbauch, Frauen viel von ihrer sonnengebräunten Haut. Nur vereinzelt sieht man Besucher jenseits der 30 – Veteranen der Techno-Szene in Deutschland. Und selbst nach 13 Stunden Elektro-Beschallung haben viele noch nicht genug: Im Scala-Kinosaal lockt die After-Party von 23 Uhr an.