Nach dem Breuningerland in Sindelfingen darf auch das in Ludwigsburg erweitern. Allerdings nur um 2500 Quadratmeter. 

Ludwigsburg - Acht Jahre nach dem ersten Bauantrag der Firma Breuninger, das Shoppingcenter im Tammer Feld zu erweitern, kommt die Diskussion darüber zum Abschluss. Wenn der Gemeinderat am Mittwoch über den nach langem Ringen gefundenen Kompromiss abstimmt, ist die Mehrheit ziemlich sicher. Selbst die Grünen-Fraktion und die Freien Wähler, die sich lange gegen einen Ausbau gewehrt hatten, wollen mehrheitlich zustimmen. Dafür zeichnet sich im Umland Widerstand ab: Die Bürgermeister von Bietigheim-Bissingen und Tamm fürchten um ihren Einzelhandel – und drohen mit Klage.

 

Das Einkaufszentrum soll rechts vom Haupteingang einen zweistöckigen Erweiterungsbau bekommen mit 2500 Quadratmetern Fläche – davon 1800 Gastronomie und 700 für Dienstleistungen. Zusätzlichen Einzelhandel soll es nicht geben. Zudem sollen zwei Parkdecks mit je 130 Plätzen auf das bestehende Parkhaus gebaut werden. Diese Lösung ist im Juli von Breuninger, den Ratsfraktionen und der Stadtverwaltung ausgehandelt worden.

Breuninger hatte viel größere Pläne

Ursprünglich hatte Breuninger um 9800 Quadratmeter erweitern wollen und hatte, wie nun bekannt wird, deutlich weitreichendere Pläne: Auf den bestehenden Parkplätzen sollten im großen Stil Events stattfinden. Vom Weihnachtsmarkt oder einem kleinen Volksfest bis hin zu einem Bierfestival war in internen Beratungen mit den Ratsfraktionen die Rede, wie Teilnehmer berichten.

Daher rührten auch die Forderungen nach vielen zusätzlichen Stellplätzen. Beides wurde jedoch abgelehnt, Veranstaltungen bleiben auf 200 Quadratmeter Fläche und 30 Tage im Jahr beschränkt.

Und eine weitere Einschränkung müssen die Breuninger-Manager hinnehmen: Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1971 wird geändert, Obergrenzen für Verkaufsflächen und Sortimente werden festgesetzt – so dass mit der aktuellen Erweiterung endgültig Schluss ist. Ohne aufwendiges Verfahren kann das Breuningerland Ludwigsburg dann nicht mehr expandieren.

Dieses Argument hat letztlich die meisten Kritiker in Ludwigsburg überzeugt. „Damit haben wir zumindest etwas erreicht“, sagt die Fraktionschefin der Grünen, Elfriede Steinwand. Die meisten Räte der Ökopartei werden zustimmen.

Tauschhandel mit dem Marstall-Center

Auch bei den Freien Wählern, traditionell mit vielen Selbstständigen in ihren Reihen, stimmen zu. Das hat auch mit einer inoffiziellen Vereinbarung mit dem Breuninger-Betreiber ECE im Jahr 2012 zu tun. Wenn die Hamburger das Marstall in der Ludwigsburger Innenstadt zu neuem Leben erwecken würden, käme man ihnen bei der Breuninger-Erweiterung entgegen, hieß es damals. 2015 wurde das umgebaute Marstall wiedereröffnet. „Es gilt: ein Mann ein Wort“, sagt Reinhardt Weiss, der Fraktionschef der Freien Wähler. Somit ist eine Mehrheit im Rat gesichert, bereits im Bauausschuss gab es klare Zustimmung. Der Regionalverband hat – anders als beim Sindelfinger Breuningerland – keine gravierenden Bedenken. „Wir wollten nur sicherstellen, dass es keine Ausweitung zentrenrelevanten Handels gibt“, erklärt die Sprecherin Dorothee Lang.

Ganz anders sieht man dies in Bietigheim-Bissingen. Dort wurde die Bauvoranfrage von Breuninger rundweg abgelehnt. „Das Vorhaben verstößt gegen den Regionalplan“, erklärt der Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD). Zusätzliche Parkplätze und Gastronomie zögen Kunden aus den Innenstädten ab, das Einkaufsflair in der Altstadt würde leiden. Daher fordert man von der Nachbarstadt ein Gutachten, welche Auswirkungen, auch auf den Straßen, ein größeres Breuningerland hat.

Der Bietigheimer OB Kessing ist sauer

„Die Auswirkungen auf den Einzelhandel im Umland hat noch niemand untersucht“, sagt der Tammer Bürgermeister Martin Bernhard. Auch Kornwestheim hat starke Bedenken angemeldet. Die Bürgermeister Kessing und Bernhard schließen derweil eine Klage nicht aus. Ob man vor Gericht ziehe, mache man allerdings auch von den Erfolgsaussichten abhängig, sagt Kessing. Die Klage des Regionalverbandes gegen die Breuningerland-Erweiterung in Sindelfingen ist erst vor zwei Wochen vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim in letzter Instanz gescheitert.