Die Stadt geht gegen die vor, die gedankenlos die Treppe vor der Christian-Wagner-Bücherei verschmutzen.

Rutesheim - Eine böse Überraschung werden in den nächsten Tagen die Eltern eines Rutesheimer Schülers erleben. Ihnen wird eine Rechnung von mehr als 800 Euro ins Haus flattern. Der Sohnemann hat nämlich mit Absicht den Inhalt einer Limonade-Flasche auf den Steintreppen vor der Stadtbücherei ausgegossen, und die Video-Kamera hat ihn dabei aufgezeichnet. Die klebrige Brühe kann aber nur mit Spezialgeräten entfernt werden. Kostenpunkt: mehr als 800 Euro.

 

„Immer wenn in letzter Zeit eine Horde Schüler hier herumgesessen ist, sah es nachher aus wie in einem Saustall“, schimpft eine Rutesheimerin im Vorbeigehen. Und tatsächlich – auf der großen Treppe vor der Christian-Wagner-Bücherei sieht es übel aus: Speisereste, Verpackungen, verbeulte Getränkedosen. Und sozusagen als krönender Höhepunkt läuft an mehreren Stellen die braune Brühe einer Limonade die Treppen hinunter.

Die Treppe ist ein beliebter Treffpunkt

Seit Ende der Schulferien bietet sich unter der Woche auf der Treppe vor der Bücherei das gleiche Bild: Morgens wird die Treppe gereinigt, in der Mittagspause wird sie von Schülern als Sitzstufe zum Mittagessen genutzt und hinterher ist die Treppe voller Müll. Das ärgert nicht nur die städtischen Mitarbeiter, sondern auch die Büchereikunden und vorbeigehenden Bürger.

Die Treppe bietet sich als Sitzgelegenheit in der warmen Jahreszeit geradezu an: Die Stufen sind eine angenehme, überdachte Möglichkeit sich zu setzen, zu unterhalten und quer über den Marktplatz zu blicken, wo in der Mittagszeit immer etwas los ist.

„Natürlich wollen wir diesen beliebten Treffpunkt nicht verbieten. Die Verwaltung unterstützt explizit die Bedeutung dieser Sitzstufen als Ort für ein angenehmes Miteinander“, sagt die Bürgermeisterin Susanne Widmaier. In dem Wissen, dass die Schüler hier gerne sitzen, sei sogar extra eine Mülltonne aufgestellt worden, damit die Verpackungsreste des Mittagessens entsorgt werden können.

„Wir wollen das nicht mehr dulden“

Ab und zu blieb eine Serviette oder eine Papiertüte liegen, die dann von Mitarbeitern des städtischen Bauhofes oder von den Mitarbeiterinnen der Bücherei weggeräumt wurden. „Niemand von den Mitarbeitern war sich zu schade, mit anzupacken, um gemeinsam für alle eine saubere und adrette Innenstadt zu bewahren“, lobt die Bürgermeisterin ihre Mitarbeiter.

„Seit den Sommerferien ist jedoch eine Grenze erreicht, die wir nicht mehr dulden wollen“, sagt die Rathauschefin. Die Mengen an zurückgelassenem Abfall sind deutlich höher und die Überwachungskamera hat sogar Schüler dabei aufgezeichnet, die absichtlich Cola auf die Steintreppen gießen. „Dieses Getränk greift die Stufen an und beschädigt den Stein“, sagt die Bürgermeisterin. Abgesehen davon müssten die Stufen mit einem speziellem Gerät gereinigt und neu imprägniert werden.

Nicht wortlos vorbeigehen

Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadtverwaltung überlegt, wie gemeinsam wieder gegen diese Zustände vorgegangen werden kann. „Klar ist: Wer städtisches Eigentum und damit das Eigentum der Bürger beschädigt, soll zur Kasse gebeten werden“, sagt Susanne Widmaier. Dafür soll nicht die Allgemeinheit aufkommen. Daher werden die Eltern des Schülers, der die Cola absichtlich ausgeleert hat, eine Rechnung für die Reinigung erhalten.

Gleichzeitig soll in den Schulen das Thema angesprochen werden. Auch der städtische Jugendreferent Stephan Wensauer wird die Aktion unterstützen. Darüber hinaus wird der städtische Vollzugsdienst mittags des Öfteren an der großen Treppe vorbei schauen und für Ordnung sorgen.

„Auch Passanten, die sehen, dass Müll achtlos weggeworfen wird, werden gebeten, hier nicht wortlos vorbeizugehen“, sagt die Bürgermeisterin. „Auch liegt es an den Eltern, mit ihren Kinder darüber zu reden, damit diese lernen, dass sie keine Diener haben, die den Müll für sie täglich entsorgen“, sagt Susanne Widmaier.