Ein Fachmann nimmt manchem Ditzinger Stadtrat die Illusion auf schnelle Lösungen der Verkehrsproblematik. Bald sollen auch die Bürger ihre Meinung sagen.

Ditzingen - Der Fachmann, den sich die Ditzinger eingeladen hatten, um mehr über Elektromobilität zu erfahren, begann seinen Vortrag mit einer deutlichen Aussage: „Elektromobilität ist nicht der Heilsgral.“ Damit hatte Martin Veh vom Ingenieurbüro Steinbacher Consult zwar möglicherweise manche Illusion zerstört. Denn wer würde nicht lieber heute als morgen der Feinstaubproblematik Herr werden. Aber er hatte den Stadträten zugleich ein riesiges Themenfeld eröffnet.

 

Die Stadt will ein Mobilitätskonzept erstellen, bei dem auch die Bürger mitreden sollen. Im kommenden Frühjahr soll es der Gemeinderat beschließen.

Elektrifizierung der Mobilität

Er wolle statt von E-Mobilität lieber von „Elektrifizierung der Mobilität“ sprechen, sagte der Fachmann im Umwelt- und Technikausschuss. Schließlich gehe es um Versorgungsunabhängigkeit, regionale Wertschöpfung und um die Verknüpfung von Wirtschaft und Gesellschaft. Es handle sich um ein Infrastrukturprojekt nicht nur für eine Kommune, sondern für die Region.

Ob Feinstaub oder Kohlenstoffdioxid – es sei nicht damit getan, allein auf die Grenzwerte zu achten, so der Experte Lärmschutz sowie Boden und Wasserschutz seien ebenso Teil der Verkehrsproblematik. Deshalb müssten alle Fortbewegungsmittel zum Gegenstand der Diskussion gemacht werden. Carsharing, E-Bikes, öffentlicher Personennahverkehr, die Schiene, die Logistikbranche – all dies sei in die Betrachtung einzubeziehen.

Problem am Ursprungsort lösen

Laut Veh stehen den 11 000 Einpendlern in Ditzingen 8300 Auspendler gegenüber. Mehr als die Hälfte fahren nach Stuttgart, Ludwigsburg oder Leonberg. In allen drei Kommunen würden die Grenzwerte bereits überschritten. Statt den Zielort allein das Problem lösen zu lassen, forderte er, „Anreize für die Ditzinger zu schaffen, um das Problem am Ursprungsort zu lösen.“ Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ditzinger auch selbst ein großes Interesse daran haben müssten. Denn nur so könnten sie von der Wertschöpfung am Ort – beispielsweise durch den Verkauf von Strom oder Fahrrädern oder eben auch Radzubehör – profitieren.

Veh verwies zudem darauf, dass der Staat derzeit etliche Aspekte der E-Mobilität fördere, etwa den Kauf von Elektrobussen oder das Aufstellen von Schnellladesäulen. In der kurzen Aussprache warben die Stadträte dafür, die Ladesäulen für Elektrofahrzeuge nicht nur in der Kernstadt, sondern verstärkt auch in den Ortsteilen aufzustellen. Zudem forderten sie, die Unternehmen in der Gesamtstadt ins Boot zu holen, zumal diese teilweise bereits selbst aktiv die E-Mobilität förderten.