Die beiden Kommunen sind sich weiterhin nicht einig, was einen zweiten Anschluss an die A 81 betrifft. Daran ändert auch ein geselliger Austausch mit Traktorfahrt nichts. Die CDU-Fraktion des Regionalparlaments hatte dazu eingeladen.

Ditzingen/Gerlingen - Im Besprechungssaal sitzen sie nebeneinander, auf dem Traktor-Anhänger später sind zwei andere Leute dazwischen: Wie sich der Bürgermeister Ulrich Bahmer, zweiter Mann im Ditzinger Rathaus, und der Gerlinger Rathauschef Georg Brenner begegnen, spricht für Nähe und Distanz gleichermaßen. Menschlich gehen sie normal miteinander um. Sachlich sind sie weit voneinander entfernt – wenn es um die Sache vom Mittwochnachmittag geht. Da stand der zweite Anschluss an die A 81 auf der Tagesordnung. Zahlen und Argumente wurden ausgetauscht, dann ging es an den dafür vorgesehenen Ort.

 

Es war eine Veranstaltung, zu der die CDU-Fraktion der Regionalversammlung geladen hatte. Sie macht sich in diesen Tagen ein Bild von Örtlichkeiten, die im nächsten Regionalverkehrsplan eine Rolle spielen. Dazu gehören auch Ditzingen und Gerlingen und das Thema zweiter Autobahnanschluss – die „Maßnahme 334“ im Verkehrsplan. Zum Zweiten, so Sven Sautter, CDU-Regionalrat und Stadtrat in Ditzingen, verbinde er mit diesem Termin eine Hoffnung: Dieser Nachmittag mit Ausklang im Besen soll der Start sein zur Gemeinsamkeit in Sachen Autobahnanschluss. Die Leonberger müsse man noch dazu holen. Sautter regte eine gemeinsame Klausur an. Er könne sich vorstellen, dass beide Städte einen Verkehrsplaner beauftragen.

Gerlinger fürchten mehr Verkehr

So lange, wie die Ditzinger den zweiten Autobahnanschluss zwischen der Ausfahrt Stuttgart-Feuerbach und dem Engelbergtunnel fordern, kämpfen die Gerlinger dagegen an. Sie befürchten, dass die zweite Einfahrt täglich Tausende Autofahrer anlockt, zur Autobahn durch Gerlingen zu fahren. Seit Thales da ist, Trumpf erweitert und in der Nähe ein Baumarkt eröffnet hat, ist die Siemensstraße in Ditzingen noch stärker durch Staus verstopft als bisher.

Ulrich Bahmer nannte Zahlen: 43 000 Autos seien jeden Tag in Ditzingen am Knotenpunkt der B 295 unterwegs, 78 Prozent davon Durchgangsverkehr. Die meisten Autos kämen aus Richtung Leonberg, etwas weniger aus Weilimdorf/Münchingen und aus Richtung Gerlingen. Käme der neue Anschluss, haben Planer für das Ditzinger Rathaus ausgerechnet, würden 11 000 bis 13 000 Autos nicht mehr durch die Stadt fahren – die Belastung in Gerlingen aber um 4550 Fahrzeuge ansteigen. Ditzingen wolle zwar die Siemensstraße auf vier Spuren ausbauen, um Entlastung zu schaffen, dies scheitere aber bisher.

Georg Brenner entgegnete, bei allem Verständnis für die angestrebte Entlastung in Ditzingen sei die Belastung in Gerlingen der Grund, weshalb man dem Regionalverkehrsplan widersprochen habe. Dazu komme der Landschaftsverbrauch. Der beträgt laut Bahmer mehrere Hektar, davon zwei südlich der Autobahn auf Gerlinger Markung. Gerlingen, so Brenner, habe seine Innenstadt aufgewertet, jedes Fahrzeug mehr sei eine Beeinträchtigung. Der Eingriff in die Landschaft sei für die betroffenen Bauern existenziell. Dazu komme der Abstand zwischen alter und neuer Anschlussstelle, der mit 1,4 Kilometer geringer ist als die vorgeschriebenen zwei Kilometer.

Kritik: Statt regionalem kommunales Denken

„Wir gehen von der verkehrlichen Notwendigkeit aus“, sagte Rainer Ganske, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Regionalfraktion. Die Frage sei, „was brauchen wir, um die Mobilität in Zukunft sicherzustellen?“. Dann ergriff noch einer das Wort. Was hier besprochen werde, sei „nicht regionales Denken, sondern kommunales“. Ditzingen könne nicht kommen mit seiner misslichen Lage, auch die Gerlinger hätten schon wertvolle Flächen verbraucht. „Es wird nur ein Schuh draus, wenn man gemeinsam Lasten und Interessen bündelt von Gerlingen, Ditzingen und Leonberg. Ich rate dazu, zu versachlichen, abzurüsten und weniger reflexhaft vorzugehen.“ Der Mann, der das gesagt hat, hat einen Blick von Europa auf das Ganze und einen guten Stand in der CDU, nicht nur in Gerlingen. Sein Name: Rainer Wieland.