Nicht überall im Landkreis ist der Notarzt gleich schnell beim Patienten. Nun ist eine Aufsplittung des Standorts der Rettungswache Ditzingen geplant – der Notarzt soll umziehen. Die Landespläne gehen derweil schon weiter.

Ditzingen - Sind die an den Kreisgrenzen orientierten Rettungsdienstbezirke noch zeitgemäß? Daran bestehen offenbar Zweifel, sowohl bei den Rettungsdiensten als auch in der Politik. Zurzeit wird darüber im baden-württembergischen Innenministerium diskutiert. Denkbar wäre ein landesweiter Ansatz. Doch noch sei es zu früh für konkrete Aussagen, teilt ein Ministeriumssprecher mit.

 

Der Anlass für die Überlegungen ist auch der Konflikt mit dem Gesetz, wie das Beispiel Kreis Ludwigsburg zeigt. Der Rettungsdienst muss danach in 95 Prozent aller Fälle binnen 15 Minuten am Einsatzort sein. Im Kreis wird dieses Ziel nicht erreicht. „Wir liegen unter dem Soll, das kann man nicht beschönigen“, sagte Eberhard Kraut, der Vorsitzende des Bereichsausschusses – ein mit Vertretern der Rettungsdienste, der Kostenträger und des Landratsamtes besetztes Gremium – im Herbst. Demnach liegt die erreichte Quote im Landkreis bei 93,3 Prozent.

Gebiet soll besser abgedeckt werden

Der Ausschuss prüfte die Möglichkeiten zur Optimierung der Hilfsfristen. Laut dem Landratsamt empfahl ein Gutachter auch eine Teilverlegung der Ditzinger Rettungswache in den Stadtteil Hirschlanden. Die bestehende Wache liegt im Gewerbegebiet nahe der Autobahn. Der Bereichsausschuss habe beschlossen, „dass der Notarztstandort Ditzingen in den westlichen Teil der Stadt inklusive Hirschlanden verlegt werden soll“, ergänzt Eberhard Kraut. Der stellvertretende Geschäftsführer der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr ist derzeit Vorsitzender des Bereichsausschusses. „Grund dafür ist eine verbesserte Abdeckung des Versorgungsgebietes des Notarztstandortes im südlichen Teil des Landkreises Ludwigsburg.“ Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) suche nach Räumen.

Das bestätigt Daniel Groß, der Ludwigsburger ASB-Regionalgeschäftsführer. Der ASB betreibt den Notarztstandort. Doch er präzisiert: Nur der Notarzt werde nach Hirschlanden verlegt. Die Rettungswagen bleiben demnach am bisherigen Standort. Der Notarzt wird zudem von Juli an auch nachts, also rund um die Uhr im Einsatz sein. Bisher rückt er nur bis 23 Uhr aus. Die Ausweitung bedeute ein Plus von anderthalb Personalstellen. Obwohl die Stadtverwaltung bei der Suche nach einem zweiten Domizil behilflich sei, gestalte sich die Suche schwierig: „In einem Wohngebiet kann der Notarzt definitiv nicht stehen.“

Neuer Standort in Hirschlanden gesucht

Die beiden Rettungswagen starten weiterhin vom Gewerbegebiet aus. Einer ist tags und nachts, der andere nur tagsüber im Einsatz. Ob auch dieser künftig nachts fahre, werde geprüft, sagt der ASB-Regionalgeschäftsführer. Er findet diese Entwicklung an sich gut. Gleichwohl sei die Grundsatzdebatte über die Bezirke richtig. Die Ditzinger sind schon jetzt auch in Stuttgart im Einsatz, wenn sie etwa ins benachbarte Weilimdorf gerufen werden.

Nicht nachvollziehen kann der ASB-Mann, was man sich im Ort als Begründung für den zweiten Standort erzählt. Demnach werde der Notarzt verlegt, um nicht mehr so häufig wie in der Vergangenheit zu Einsätzen in Stuttgart gerufen zu werden, womit er mehr dem Kreis Ludwigsburg zur Verfügung stehe. „Für den ASB spielt der Einsatzort, ob im Stadtkreis Stuttgart oder im Landkreis Ludwigsburg keine Rolle. Im Notfall wird von der Leitstelle immer das Rettungsfahrzeug alarmiert, welches den Notfallort am schnellsten erreicht. Dies gilt auch kreisübergreifend.“ Der nächstgelegene Stuttgarter Notarzt ist am Robert-Bosch-Krankenhaus.

Schon bisher kreisübergreifende Einsätze

In Stuttgart ist das DRK für den Rettungsdienst mitverantwortlich. Dessen Landesverbandssprecher Udo Bangerter bestätigt die Aufweichung der Bezirke. Eine Weiterentwicklung sei daher gut. Die Ditzinger Regionalräte beurteilen die Debatte ebenfalls positiv. „Das Denken in Kreisgrenzen ist ein Anachronismus“, sagt Sven Sautter (CDU). „Ditzingen ist ein gutes Beispiel dafür, dass landkreisbezogene Bezirke, zumindest im Ballungsraum, nicht die optimale Planungsebene sind“, meint Michael Makurath (SPD). Ditzingen gehöre zum Bezirk Ludwigsburg und grenze an die Kreise Böblingen und Stuttgart: „In dieser Lage drängt sich nach meiner Einschätzung eine landkreis- und bezirksübergreifende Planung der Rettungsdienststandorte und Einsatzmittel nahezu auf.“