Die „Kächeles“ servieren urkomische Szenen einer schwäbischen Ehe.

Leonberg - Karl-Eugen wäre mit seinem Dasein auf dem Sofa, dazu Binokel, Stammtisch, Weizenbier und Schweinekrustenbraten eigentlich ganz zufrieden – wäre da nicht seine Käthe, die ihn wie Mephisto den Faust piesackt und ständig zu neuen Taten anstachelt.

 

Jetzt muss es ausgerechnet eine Busfahrt nach Südtirol sein: Sie ist bereits im feschen Dirndl, während er noch im Schlabber-Look samt müffelnden Socken von vorgestern in den Hosentaschen widerwillig den Bus besteigt. Natürlich besteht Käthe energisch auf einen Fensterplatz und weckt als unerbittliche „Schlabbergosch“ den dösenden Karl-Eugen, damit ihm Tunnel und Berge nicht entgehen. Dazu gibt sie ihm ein paar Verhaltensmaßregeln, die er mürrisch zurückweist: „Also, des isch jo, wie wenn die Kuh dem Bauer zeigt, wo’s Gras wächst!“ Denn natürlich fühlt er sich als unbestrittener Herr im Haus mit einem klar definierten Frauenbild: „Kocha, wäscha, Gosch halda!“ Die zeitgeistige Gender-Debatte ist von diesem Haushalt noch weit entfernt.

Nicht auf den Mund gefallen

Aber Käthe, die auch die Nachbarn mit Argusaugen überwacht, ist ja nicht von gestern und schon gar nicht auf den Mund gefallen – und kontert stets energisch. Und so tragen die biederen schwäbischen Eheleute Urkonflikte im Geschlechterkampf aus, verkeilen sich lustvoll und mit viel Witz immer aufs Neue ineinander. Die Ehe der beiden ist eben in die Jahre gekommen, und wenn Käthe ihrem Karl-Eugen seine „Wampe“ vorwirft, erklärt er ihr: „Wenn de jong bisch, kommsch hoim, gucksch en Kühlschrank – isch nix dren, gohsch ens Bett. Heut kommsch hoim, gucksch ens Bett – isch nix Rechts dren, gohsch an Kühlschrank...“

„Die Kächeles“ sind im richtigen Leben Ute Landenberger und Michael Willkommen, die vor Urzeiten schon zusammen in einer Laientheatergruppe in Balingen gespielt und irgendwann dann ihre Kostüme an den Nagel gehängt haben, bis ein zufälliges Treffen beim Einkaufen die Theaterleidenschaft erneut aufflammen ließ. Die Idee für ein Duo entstand. Inzwischen ist das schwäbische Kabarett-Gespann mehrfach in der „Mäulesmühle“ und bei Mundartfestivals aufgetreten. Außerdem engagieren sie sich für das Kinderhospiz St. Nikolaus im Allgäu.

Hocherotisch schwäbisch

Beide Partner haben an diesem Abend auch jeweils einen Solo-Auftritt, bei dem sie nicht nur von den Tücken des schwäbischen Alltags erzählen, sondern natürlich auch über den anderen gehörig herziehen. Karl-Eugen, die schwäbische Behäbigkeit in Person, wendet sich hilfesuchend an einen vermeintlichen Leidensgenossen im Publikum: „Wie lang bisch verheiratet? – Ond wie lang muasch no?“

Auf der Berghütte schließlich überkommt Käthe unbändige Tanzlust, aber Karl-Eugen kann allenfalls einen Kurs im Baumschnitt vorweisen. Aber Käthe ist nicht mehr zu bremsen: Als sie ihm so hocherotisch, wie es eine schwäbische Hausfrau eben schafft, „Atemlos durch die Nacht“ ins Ohr singt, fleht er sie an: „Hör uff, i ben scho in Ekstase!“

Das Publikum hat Freude an den witzigen Dialogen, urkomischen Charakterstückchen und dem pointenreichen Schlagabtausch. Mancher schmunzelnde Ehemann und manche altgediente Ehefrau mag bei dem komödiantisch inszenierten Ehe-Wahnsinn denken: „Sind wir nicht alle ein bisschen Kächeles?“