Im Barockreitzentrum zeigt Sandra Schneider aus der VOX-Sendung „Die Pferdeprofis“, dass auch Problemtiere ganz liebenswert und umgänglich

Heimsheim - Das Pferd lebt von Natur aus in ständiger Angst“, macht Westerntrainerin und TV-Star Sandra Schneider den zahlreichen Pferdefans gleich zu Beginn ihres Demonstrationstages im Heimsheimer Barockreitzentrum klar. In dieser Angst sieht die Trainerin unerwünschtes Verhalten des Tieres begründet, das im Reiteralltag zwischen lästig und lebensgefährlich rangiere. Menschen aus der Region konnten sich bei der Live-Show von Sandra Schneider Ratschläge für ihr eigenes Pferd geben lassen oder als Zuschauer der Expertin einmal über die Schulter schauen.

 

Seit 2012 therapiert Schneider in der VOX-Coaching-Doku „Die Pferdeprofis“ gestörte Pferd-Mensch-Beziehungen. „Ich will Pferden eine Stimme geben, denn es gibt so viele unverstandene Pferde und so viel Menschen, die den Tieren die Schuld geben“, erklärt Sandra Schneider ihre Motivation. Es breche ihr das Herz, wenn sie sehe, dass Pferde dafür gestraft werden, wenn sie versuchten, sich mitzuteilen. Leider werde in den meisten Reitschulen nichts über das Wesen des Pferdes gelehrt. Gerade aber Kinder seien sehr beeinflussbar, und wenn sie dann hörten, sie sollten einfach draufhauen, wenn das Pferd nicht funktioniere, ertrage sie das kaum.

Dem Pferd die Angst nehmen

Die 19-jährige Stute Mona Lisa hat nach langen Jahren im Schulbetrieb eine Familie gefunden, die ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Die weißen Haare und verkümmerte Muskeln auf dem Rücken zeugen von zahllosen Runden unter Reitschülern mit einem drückenden Sattel. So wundert es nicht, dass die Stute beim Satteln nach Menschen schnappt. Die elfjährige Anna Marie Scholder lässt sich von Sandra Schneider zeigen, wie sie ihrer Stute mit Geduld und Massagen die Angst vor dem erwarteten Schmerz nehmen kann. „Wenn Mona Lisa nach mir schnappt, ignoriere ich das“, berichtet das Mädchen und erntet Lob von der Pferdetrainerin. Unerwünschtes Verhalten sei ein Signal, das etwas nicht stimmt, richtet Sandra Schneider ihre Botschaft an die Zuschauer. Es solle nicht bestraft werden. „Pferde reden in einer Sprache, die wir können. Aber wir haben verlernt, zuzuhören.“ Das nenne man nonverbale Kommunikation. Pferde zögen aus unserer Körperhaltung und Stimmung existenziell wichtige Schlüsse über die Vertrauenswürdigkeit des Menschen und seine Führungsqualitäten.

Der zehnjährige Haflinger Aragon wurde von seiner Besitzerin selbst ausgebildet. Er sei ein Angsthase, der vor jedem Kanaldeckel erschrecke, stellt sie den Wallach vor. Scharfe Beobachter sehen in dem Paar eine ungeklärte Rangordnung, die den Haflinger stark verunsichert. „In der Herde orientieren sich Pferde an der Fluchtbereitschaft erfahrener Leittiere“, erklärt die Pferdetrainerin. Der Ranghöhere bestimme den Abstand zwischen den Individuen, kommentiert sie die Rempeleien des unsicheren Wallachs. Uns sei das nicht bewusst, aber für das Pferd ist es wichtig zu wissen, wer welchen Platz in der Zweierbeziehung einnimmt, mahnt Sandra Schneider. „Bevor ich nicht die Aufmerksamkeit habe, kann ich auch keinen Respekt und Vertrauen erwarten“, stellt sie klar.

Stärken und Schwächen berücksichtigen

Ignoranz auf der Pferdeseite demonstriert der fünfjährige Schimmelwallach Nocain. „Da hast du, ohne zu wissen, ein Energiesparmodell A++ gekauft“, bemerkt die Trainerin lachend – an die Besitzerin gerichtet – über den im wahrsten Sinne standhaften Wallach. „Sein Blutbild ist aber in Ordnung?“, will sie das ungewöhnliche Verhalten des trägen Tieres auch hinsichtlich der Gesundheit klären. Man müsse die Stärken und Schwächen des Pferdes berücksichtigen. Nicht jedes Pferd eignet sich für die von der Zucht vorbestimmte Verwendung. Dafür könne man dem intelligenten Nocain sicher Sachen beibringen, vor denen andere Pferde Todesangst haben. Panik vor Traktoren hat auch die 17-jährige Halflingerdame Ulrike. Therapeutin Sandra Schneider mahnt ihre Reiterin, dass die eigene Stimmung auch wesentlichen Einfluss auf das Pferdeverhalten habe: „Oft sehen wir den Traktor und denken, oha!“ Der Reiter spanne sich an und das Pferd denke, jetzt wird’s gefährlich – und wird unruhig.

Die achtjährige Jule Sauter mit Berufswunsch „Pferdeflüsterer“ beobachtet jede Bewegung von Sandra Schneider. Ihre Mutter Stefanie betreibt in Eppingen selbst eine kleine Reitschule mit dem Ziel, Kindern ohne Druck reiten zu lernen und zu vermitteln, dass Pferde keine Sportgeräte sind. Die Trainerin Jasmin Stutz aus Bietigheim kennt Sandra Schneider aus dem Fernsehen und will sie mal live erleben. „Es ist interessant, was die anderen machen und für mich ist das heute Weiterbildung“, so die Trainerin.