Für den Abbau von Muschelkalk wird über eine nachgebildete Statue aus Sandstein diskutiert. Das gefällt nicht jedem. 

Ditzingen - Einigkeit sieht anders aus: Innerhalb der CDU-Fraktion gibt es Streit um die Erweiterung des Ditzinger Steinbruchs. Dessen Betreiber Peter Rombold ist einer der Stillen in der Ratsfraktion. Der Chef des Steinbruchs im Stadtteil Hirschlanden war aber nicht nur still, sondern in der jüngsten Sitzung des Ausschusses Finanzen, Kultur- und Soziales zum Schweigen verdammt: Er war befangen, als es um die Erweiterung seines Steinbruchs ging. Im Zuge der Expansion steht auch die Nachbildung des Hirschlander Kriegers im Mittelpunkt der Debatte. Die Figur eines 2500 Jahre alten keltischen Kriegers ziert einen – ebenfalls nachgebildeten – Grabhügel.

 

Rombold saß also im Zuschauerraum, als sein Fraktionskollege Wolfgang Gommel die Erweiterungspläne ungewöhnlich scharf kritisierte „Wir treten ein Kulturgut mit Füßen“, schimpfte er. Statt wie in Hochdorf vor dem inneren Auge quasi eine Keltensiedlung zu sehen, würde hier künftig ein Zaun sein, versehen mit einem Schild, auf dem vor Lebensgefahr gewarnt werde, sagte der Christdemokrat.

Deutliche Antwort des Oberbürgermeisters

„Das war stark“, entgegnete der Oberbürgermeister Michael Makurath ob dieser Schärfe – ehe er seinerseits in aller Deutlichkeit darum bat, „die Kirche im Dorf zu lassen und abzuwägen, welche Bedeutung der Rohstoff Stein in und für die Region habe. Die Alternative sei, dass Lastwagen aus großer Entfernung anfahren müssten. Darauf hatte der CDU-Rat Konrad Epple verwiesen: Die Region habe das Gebiet als vorrangiges Abbaugebiet eingestuft.

So leidenschaftlich wie konträr vor allem die CDU auch diskutierte: Die Debatte ging am Thema vorbei. Denn Rombold hat die allumfassende Erlaubnis für die Steinbrucherweiterung nach Süden längst auf dem Tisch. Das Landratsamt bestätigt, die immissionsschutzrechtliche Genehmigung im Jahr 2010 erteilt zu haben. Der Ausschuss – und diese Woche abschließend der Gemeinderat – haben sich lediglich noch mit dem Vollzug der Genehmigung zu befassen. Konkret geht es um die Entwidmung einer rund 3000 Quadratmeter großen Fläche. Was bisher zu zwei Feldwegen gehört, soll an die Rombold und Gfröhrer Grundstücksgesellschaft verkauft werden, um in das Steinbruchgelände überzugehen.

Neuer Standort für die lebensgroße Statue

In diesem Zusammenhang rückt die lebensgroße Sandsteinstatue in den Fokus. Es handelt sich dabei um eine Nachbildung der ältesten bisher gefundenen eisenzeitlichen lebensgroßen Statue in Menschengestalt nördlich der Alpen. Als sie 1962 nahe Hirschlanden entdeckt wurde, galt dies als archäologische Sensation, und as Original wurde ins Stuttgarter Landesmuseum gebracht. Danach hat der damalige Ortsvorsteher zehn Jahre für die Rekonstruktion des Grabhügels gekämpft. Weil sich die Wissenschaftler nicht sicher waren, ob die originale Stele einstmals vor oder neben dem Grabhügel stand, wurde sie 2001 dort aufgestellt, wo sie 1962 gefunden wurde. Sie wird künftig nicht mehr auf direktem Wege erreichbar sein.

Während Freie Wähler und Unabhängige Bürger die Notwendigkeit für den Fortbestand des Steinbruch-Betriebs betonten, bat Sabine Roth (SPD) um die optisch anspruchsvolle Gestaltung des Umfelds. Laut Rombold soll der Muschelkalk auf der neuen rund zwölf Hektar großen Fläche zeitnah abgebaut werden. Muschelkalk ist der Rohstoff für Schotter, Asphalt und Straßenbau. Wie lange er die neue Abbaufläche nutzen kann, hängt von der Auftragslage ab. Rombold geht von 15 Jahren aus. Danach muss er die Fläche rekultivieren. Darauf verweist auch der Chefplaner der Region, Thomas Kiwitt: Die Fläche ist nicht dauerhaft dem Freiraum entzogen.“