Ende Oktober macht das familiengeführte Strohgäu-Hotel in Münchingen nach mehr als 30 Jahren dicht. Den Betreibern zufolge mangelt es weniger an der Nachfrage, sondern vor allem am Personal.

Korntal-Münchingen - Es läuft bombig“, sagt Beate Schmalzridt. Dieser Satz der Geschäftsführerin des Strohgäu-Hotels in Münchingen mag ein wenig komisch klingen, denn das Hotel schließt. Nach nicht ganz 40 Jahren, in der die Familie Schmalzridt das Hotel betrieben hat, ist Ende Oktober Schluss. Und schuld, so meint es Schmalzridt, sei jedenfalls nicht eine etwaige mangelnde Nachfrage der Übernachtungs- oder Restaurantgäste. Sondern: „Es gibt kein Personal.“ 18 Mitarbeiter arbeiten im Strohgäu-Hotel, dazu kommt Beate Schmalzridt als Geschäftsführerin, ihr Mann als Küchenchef und ihr Sohn, der ebenfalls aushilft. „Zu dritt schaffen wir es nicht“, sagt Beate Schmalzridt.

 

Schwierigkeiten gibt es laut der Geschäftsführerin schon länger. In der Zwischenzeit habe man „relativ zurückgefahren“ und eben das gemacht, „was man noch schaffen kann“. Die persönliche Gesundheit habe schließlich auch gelitten, „wenn man sieben Tage die Woche arbeitet und im Jahr drei Wochen Urlaub macht“.

Viele Stammgäste aus der Umgebung

Mit dem Strohgäu-Hotel schließt eines der beiden letzten familiengeführten Hotels im Stadtteil. Hinzu kommt das Abacco-Hotel im Gewerbegebiet an der Bundesstraße 10 und der Autobahn, das mehr als 200 Zimmer hat und hauptsächlich auf Geschäftsreisende ausgerichtet ist.

Beim Strohgäu-Hotel sind es laut Beate Schmalzridt vor allem viele Stammgäste aus der näheren Umgebung, die dem Hotel Zulauf bescheren. „Wir waren gut ausgelastet, gerade im Restaurant.“ Geschäftsreisende zählten indes laut der Geschäftsführerin ebenso zu den Kunden des Hotels wie Familien, die dort Essen gehen oder eine Feier veranstalten. 1980 hat die Familie Schmalzridt das Strohgäu-Hotel eröffnet, 48 Zimmer bieten sie an, „modern eingerichtet“, wie es auf der Homepage heißt. Hinzu kommen ein Restaurant, in dem schwäbisch und international gekocht wird, eine Terrasse und eine Bierstube. Bankett- und Tagungsräume für bis zu einhundert Gästen gibt es ebenfalls, kleinere Feste können auch im Restaurant gefeiert werden.

Bei der Stadt hofft man, dass der Standort aufgewertet wird

Von der Schwierigkeit, Personal zu finden, sagt Beate Schmalzridt, seien auch andere Hotels betroffen. Sie kommt auf den Mindestlohn zu sprechen und die Vorgaben im Arbeitszeitgesetz. Da ist unter anderem festgelegt, dass Schichten nicht länger als zehn Stunden dauern dürfen. Für Hotellerie und Gastronomie wird das häufig zum Problem, etwa bei geschlossenen Veranstaltungen. Bei einer Hochzeit etwa, rechnet Beate Schmalzridt vor, die mittags beginnt und bis in die Nacht hinein geht, seien drei Schichten nötig. Vorbereitet werden muss schließlich auch noch. Das Strohgäu-Hotel sei von diesen Regelungen weniger betroffen, weil dort in der Regel „keine Riesenevents“ sind.

Was nun mit dem Strohgäu-Hotel passiert, das im Besitz der Familie ist, ist laut Schmalzridt offen. „Es ist alles noch unklar.“ Klar ist nur: „Es wird jetzt erst einmal geschlossen.“ Auch die Stadt hat die Entwicklung des Geländes im Blick. Obgleich es schade sei, dass das Hotel und damit eine „etablierte Einrichtung“ schließe, sagt der Wirtschaftsförderer Stefan Wolf, sei damit auch eine Chance verbunden, „dass sich städtebaulich etwas entwickelt“. Denkbar sei etwa eine erneute Nutzung durch ein Hotel oder eine ganz andere Nutzung, etwa als Wohnfläche. „Wir hoffen, dass der Standort aufgewertet wird“, sagt Wolf.