Christoph Sonntag erklärt Siebtklässlern der Friedrich-Schiller-Schule, warum es wichtig ist, sich gesund zu ernähren.

Renningen - Dass es da, wo Salat, Bohnen und Tomaten im Freiland wachsen, in der Regel schmutziger ist als an der Supermarkttheke, ist den Schülern der Klasse 7a der Renninger Friedrich-Schiller-Grund- und Werkrealschule spätestens seit dieser Woche klar. Denn da haben sie auf dem Leonberger Philadelphia Bioland-Bauernhof von Dagmar und Sebastian Soiné hautnah miterlebt, wie Gemüse auf dem Feld und im Gewächshaus gepflegt und geerntet wird, wie es vorbereitet und zubereitet wird. „Der Salat aus dem Supermarkt ist nicht so dreckig“, stellt Diana fest. Zusammen mit Azra stellt sie den frisch gepflückten und gewaschenen Salat zu ihren Mitschülern auf den Tisch. Die zerpflücken die grünen Blätter und schnippeln Tomaten, Gurken und Schafskäse, später wird mit frisch gebackenem Bauernbrot eine leckere Mittagsmahlzeit daraus.

 

Stiphtung mit ‚ph‘?

Dass die rund 20 Schüler hier sind, haben sie dem Engagement ihrer Lehrerin Susanne Hindemith und der „Stiphtung Christoph Sonntag“, bei der sie sich mit der Klasse für die Projektwoche „Gesunde Ernährung“ beworben hat, zu verdanken. „Stiphtung mit ‚ph‘, denn hier ist nichts von der Stange“, erklärt Alexander Brueggeboes von der „Stiphtung“ und lacht. Er begleitet die Projekttage.

Christoph Sonntag Foto: Brinkmann
Die „Stiphtung“ ermöglicht in Zusammenarbeit mit Slow Food Deutschland und verschiedenen Sponsoren seit 2010 jedes Jahr zehn baden-württembergischen Schulklassen je drei Projekttage, bei denen es rund um gesunde Ernährung geht. „Wir wollen dabei helfen, dass Kinder und Jugendliche wieder mehr Bezug zu ihrem Essen bekommen“, erklärt Christoph Sonntag, der am zweiten Projekttag in die Renninger Schulküche kommt. „Ich habe noch erlebt, wie meine Oma jeden Samstag stundenlang und mit Herzblut für die kleine Belegschaft ihrer Spielzeugfabrik gekocht hat“, erzählt er, „aber viele Kinder kennen das gar nicht mehr, sie wissen deshalb gute und frisch zubereitete Lebensmittel oft auch nicht mehr zu schätzen.“ Deshalb steht an Tag zwei ein selbst gekochtes Essen auf dem Plan. Seit neun Uhr schnippeln, rühren und hobeln die Schüler unter den Augen des Gastronomen Werner Großhans aus dem Aidlinger Waldhorn Gemüse für ihre Spaghetti Bolognese. Das Hackfleisch dafür hat der Koch am Morgen eigenhändig durch den Fleischwolf gedreht, ein Stück Fleisch hat er zum Vorher-nachher-Vergleich mitgebracht.

Ein Brokkoli brachte die Wende

Für den Kabarettisten Sonntag hat Essen eine große Bedeutung. „Früher bin ich abends nach einem Auftritt meist in ein Fast-Food-Restaurant gegangen, denn ich hatte Hunger und das ging schnell und war bequem. Aber das Essen lag mir immer öfter im Magen und hat mir nicht gutgetan“, erzählt er bei einem Teller der leckeren Spaghetti. Ein Brokkoli brachte die Wende, der Marktverkäufer gab ihm Tipps, wie das gesunde Gemüse schnell und lecker zubereitet werden kann. „Und der Brokkoli hat nur 70 Cent gekostet“, sagt der schwäbische Humorist lachend, „Fast Food ist echt teurer.“ Er hofft, dass die Projekttage den Anstoß für die Schüler geben, sich mehr Gedanken um ihr Essen zu machen.

„15 Prozent der Kinder hierzulande sind zu dick“, weiß Sonntag, auch das ist ein Grund für die alljährlichen Ernährungswochen der „Stiphtung“, die damit auch den Anstoß für ein entsprechendes eigenständiges Engagement von Schulen geben will.

Der dritte Projekttag führt die Schüler nach Wildberg, wo sie Etikette und Tischkultur lernen. Dafür haben sich viele Schüler auch in Schale geworfen, hat Lehrerin Hindemith erfreut festgestellt. Servietten falten, den Tisch korrekt eindecken, Getränke ausschenken – den Schülern hat auch das Spaß gemacht. Hindemith ist begeistert: „Wir unternehmen in der Schule viele praxisbezogene Exkursionen, aber solch ein Projekt hatten wir noch nicht. Ich finde super, dass die Tage aufeinander aufbauen: Wo kommen unsere Lebensmittel her? Wie werden sie zubereitet und wie serviert und verzehrt?“ Doch mit einem hat selbst die erfahrene Pädagogin nicht gerechnet: „Die Schüler haben sich die Berufe, die wir kennengelernt haben, genau angesehen und mit den Leuten geredet. Dabei haben sie auch Ideen für ihre anstehenden Praktika gesammelt.“

Das Konzept will Hindemith im Auge behalten: „Wir werden uns auf alle Fälle wieder bewerben!“ Und wenn’s damit nicht klappt, vielleicht eigene Ernährungswochen auf die Beine stellen.