Klare Spielregeln braucht es sowohl in der Politik, als auch im Fußball. Das weiß die CDU und wird bei ihrem Neujahrsempfang richtig sportlich – zusammen mit dem FC PlayFair.

Weil der Stadt - Wer sich mit Fußball beschäftigt, ach was, wer auf diesem Planeten lebt, der wird sich noch kopfschüttelnd an die Schlagzeilen vom vergangenen Sommer erinnern: Neymar wechselt von Barcelona nach Paris – für schlappe 222 Millionen Euro. Besorgte Experten und Fans stöhnten auf und prophezeiten den endgültigen Untergang der „schönsten Nebensache der Welt“. Und auch wenn der Ball noch immer über den Rasen rollt, war doch der bis dato teuerste Transfer der Fußballgeschichte bezeichnend für eine gefährliche Entwicklung: die Kommerzialisierung des Sports.“

 

Damit der Kommerz auf ein erträgliches Maß zurückgeschraubt wird und der Fan mehr in den Mittelpunkt rückt, dafür kämpft der Fan-Interessenverband FC PlayFair, dessen erster Vorsitzender Claus Vogt beim Neujahrsempfang der CDU im Weiler Klösterle zum Thema „Hat das Kulturgut Fußball noch eine Zukunft?“ sprach. Der Böblinger Unternehmer und „Weißroter in vierter Generation“ hatte die Idee zur Vereinsgründung, nachdem er sich im Abstiegsjahr der Schwaben partout nicht damit abfinden wollte, dass sein VfB jetzt auch noch am Montagabend kicken musste. Und als der Sohnemann dann auch noch kritisch erkannte, dass „seit er auf der Welt sei immer nur der FC Bayern gewinne“, sah er endgültig Handlungsbedarf.

„Fußball ist ein Kulturgut“

„Fußball ist ein Kulturgut, und viele behaupten zurecht, er verkauft seine Seele“, meinte Vogt. Mit dabei war auch Bürgermeister Thilo Schreiber, der dem Neujahrsempfang der Christdemokraten – nicht zuletzt „wegen der Urlaubssperre“ – abermals beiwohnte und sich angesichts der erfolgreichen Hausbesuch-Offensive des ebenfalls anwesenden Bundestagsabgeordneten Marc Biadacz und dem Stadtverbandsvorsitzenden Joachim Oehler im jüngsten Wahlkampf einen Seitenhieb nicht verkneifen konnte: „Wenn Sie gesagt hätten, Sie sind von der Stadt, dann wären nicht alle Türen aufgegangen!“, witzelte der Schultes in seiner kurzen Ansprache.

Aber zurück zum Thema: Wie ernst die Situation ist, zeigte auch eine empirische Studie, die der Verein gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Sportmarketing und dem Fußballmagazin Kicker jüngst erhob. „Bei einem Jahresumsatz von fast vier Milliarden Euro in den beiden Profiligen ist es erstaunlich, warum sie nicht von offizieller Seite kommt“, sagte Vogt, der auch gleich die Antwort lieferte: „Die DFL hat Angst vor den Ergebnissen!“ Und das wohl zurecht: 87 Prozent der befragten 17 000 Teilnehmer stimmten der Aussage zu, dass es im Fußball „nur noch um Geld geht“. Fast genauso viele monierten, dass sich der Fußball immer mehr von den Fans entfernt, und jeder zweite gab an, dass er sich „früher oder später vom Fußball abwendet“, sollte die Entwicklung anhalten.

Der Weg ist nicht einfach

Soweit ist es zwar noch nicht, doch Vogt zufolge gibt es in der Bundesliga Anzeichen dafür. Um der Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, fordert er klare finanzielle Regeln. „Durch eine gerechte Umverteilung der TV-Gelder sollte wieder mehr sportlicher Wettbewerb ermöglicht werden“, sagte Vogt, der auch eine Rückbesinnung auf fanfreundliche Anstoßzeiten sowie eine Obergrenze für Gehälter nannte. „Und um die Interessen der Fans stärker zu berücksichtigen, sollten Profivereine einen Fanvertreter im Kontrollgremium installieren“, sagte der Vereinsvorsitzende und machte deutlich: „Wir sind keine Revoluzzer, wir wollen nur Denkanstöße geben!“

Der Weg dorthin sei nicht einfach. „Politik, Macht und Geld sind eng miteinander verknüpft, und bei vielen machen wir uns mit unserem Anliegen unbeliebt“, sagte Vogt und erzählte von einer Ausladung aus der Polit-Sendung „Hart aber fair“. Klar ist für ihn und seine Mitstreiter, darunter Wissenschaftler, Juristen und Journalisten: Der Fußball gehört den Fans. Deswegen will der Verein auch einen Antrag bei der Unesco stellen, um die Fußballkultur als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. „Fußball hat eine Zukunft“, sagte er. „Aber wir brauchen klare Spielregeln auch abseits des Rasens!“ Damit nahm er auch die Politik in die Pflicht, und im Klösterle fand er auch gleich die richtigen Adressaten.