Das Auto mal wieder auf Vordermann zu bringen, hat etwas meditatives, stellt unsere Mitarbeiterin Regine Brinkmann fest.

Weissach - Zuerst die Felgen einsprühen!“ Frank Bauer vom Flachter Verein Helfen mit Herz gibt erste Instruktionen. Ich, ein Neuling im gemeinnützigen Autowasch-Geschäft, stehe noch daneben und schaue mit großen Augen zu. Meine Erfahrungen beim Autowaschen beschränken sich bis dato auf das Herunterkurbeln des Fensters, um vor dem Einfahren in die Waschanlage zu bezahlen. Das wird sich allerdings jetzt am Carwash-Day, den der Verein am Wochenende zum fünften Mal auf die Beine gestellt hat, ändern.

 

Rund 30 Helfer, gut an den schicken, neongrünen T-Shirts zu erkennen, wuseln im Cleanpark Fünfer Autopflege im Flachter Gewerbegebiet umher, wedeln mit Mikrofasertüchern oder schwingen die Waschlanze. Manche davon sind jedes Jahr dabei, andere zum ersten Mal. Nicht alle sind Mitglieder, etliche Freunde sind an diesem Tag zum Helfen gekommen.

„Da ist ganz schön Gummi drauf“

Nach den Felgen kommt die erste Wäsche mit besagter Waschlanze, dann wird das Auto kräftig eingeseift und schließlich gründlich abgespült, bevor es trockenpoliert wird. Und nach der Einweisung durch den Vorstand Frank Bauer fährt ein roter Mini in meine Waschbox. Die Besitzerin übergibt die Waschmünzen, die sie zuvor gekauft hat, und ich lege los.

Zuerst die Felgen gründlich einsprühen, wie ich es gerade gelernt habe. Dann schnappe ich mir die Waschlanze und wundere mich, dass da so wenig Wasser rauskommt. Wie soll denn da der Dreck weggehen? „Man muss schon richtig draufdrücken“, belehrt mich Frank Bauer und zeigt noch mal, wie’s geht. Und prompt rutscht mir das dünne Ding fast aus der Hand, denn plötzlich schießt der feine Sprühregen mit rund 110 bar aus dem Waschgerät. Hinter mir feixt ein wartender Kunde: „Da ist ganz schön Gummi drauf!“ Ja, das hab ich gemerkt, vielen Dank.

Schlampig arbeiten ist nicht

„Immer von oben nach unten“, lautet die Waschanleitung, also Arme hoch und alles sorgfältig abspritzen. Nach einer Weile bin ich dankbar, dass ich ein kleines, eher flaches Auto erwischt habe. Als mein Lehrmeister zufrieden nickt, geht’s mit der Waschbürste weiter, eine weitere Münze wird in den Automaten geworfen und der Schalter auf „Schaum“ weitergedreht. „Den Teil des Autos, wo die Sonne hin scheint, bearbeiten wir zuletzt. Sonst trocknet der Schaum an, und das gibt Flecken“, weiß der erfahrene Carwasher Bauer. Ich beginne mit den locker kreisenden Bewegungen, die ich mir von ihm abgeguckt habe, und merke, wie ich allmählich mit mehr und mehr Inbrunst schrubbe. Mein Ehrgeiz ist geweckt, jedes noch so kleine Fleckchen will erwischt werden. Und auch dem kritischen Auge des Lehrmeisters entgeht nichts, er holt derweil das spezielle Mittel für hartnäckige Flecken. Auch, wenn hier für einen guten Zweck gewaschen wird, heißt das schließlich nicht, dass schlampig gearbeitet wird.

Nach dem Einschäumen wird das Auto abgewaschen, diesmal bin ich gewappnet und halte die Waschlanze fest wie ein Profi in der Hand. Immer von oben nach unten arbeiten, Radkasten nicht vergessen, Felgen abspülen. Dann wird der Mini von der Besitzerin auf einen freien Trockenplatz gefahren, wo er den letzten Schliff bekommt. Zwei Helferinnen warten schon mit Poliertüchern und beginnen, den Wagen trocken zu wischen. „Das Schlimmste ist das Auswringen der nassen Tücher“, vertraut mir eine der Poliererinnen an, „aber der Tag hier macht viel Spaß, vor allem bei dem guten Wetter.“

Vom Waschstraßen-Typ zum Selbstputzer

Richtig viel Arbeit hat es gegeben, als die Diefenbach-Flotte angerollt kam: „Hupend wie ein Hochzeitszug sind sie eine Schleife gefahren, bevor alle Wagen nacheinander in Waschboxen gefahren sind“, erzählt Frank Bauer und lacht, „aber die größte Herausforderung heute war ein Pferdeanhänger, der ist sicher jahrelang nicht mehr gewaschen worden.“ Doch da der verkauft werden soll, hat die Mannschaft ihr Bestes gegeben, und die Spende, mit der die Arbeit der Autowäscher honoriert wird, schwer verdient.

Die Helfer wechseln sich ab, in den Pausen gibt’s Flamm- und anderen, selbst gebackenen Kuchen. Sie gesellen sich zu den Kunden an die Stehtische, halten ein Schwätzchen und tauschen Neuigkeiten aus. Am Abend werden die Autowäscher allerdings wissen, was sie geschafft haben, denn anstrengend wird es mit der Zeit doch: „Nach dem zehnten Auto merkt man’s dann“, sagt mein Lehrmeister schmunzelnd, und ich bin froh, dass ich es bei einem belassen kann. Die Waschboxen sind durchgehend belegt, zu Stoßzeiten stehen die Autos Schlange bis zur Straße. Nur gegen Mittag war es eine halbe Stunde ruhiger. Bis zum Abend werden es gut 100 Autos sein, die hier von den Helfern gewaschen wurden.

Doch ich verstehe jetzt die Begeisterung, mit der viele Menschen samstags ihr Auto waschen. Es hat etwas Meditatives, und es ist äußerst befriedigend, einen schlammverspritzten Blechhaufen in ein blitzendes Schmuckstück zu verwandeln. Vielleicht wechsle ich ja noch vom Waschstraßen-Typ zum Selbstputzer.