Die Carla Oehmd Jazz Group macht seit 25 Jahren Musik. Den Musikern ist die stilistische Vielfalt wichtig, 50 Prozent des Repertoires sind Eigenkompositionen.

Weissach - Die Namenspatronin gibt es schon lange nicht mehr. Die Band, die sich nach ihr benannt hatte, die Carla Oehmd Jazz Group, aber nun bereits seit 25 Jahren. Carla war eine bei Schülern wie Lehrern sehr beliebte Ziege in der Leonberger Karl-Georg-Haldenwang-Schule, deren Leibspeise Öhmd, der zweite Heuschnitt war. Dem Tier wird bei den Auftritten immer mit einem fröhlich skandierten „Carla heißt sie. Öhmd frisst sie. Und Jazz hört sie!“ gedacht.

 

Jazzbegeisterte Lehrer aus dem Umfeld der Sonderschule schlossen sich vor 25 Jahren zur Band zusammen, hinzu kam Eva-Maria Bolay, die heute in Flacht wohnt. Sie spielte vor ihrem Wechsel zum Tenorsaxofon Klassik auf der Querflöte, die auch heute bei den Konzerten zum Einsatz kommt. Anfangs war sie noch, zusammen mit dem damals Gitarre spielenden Autodidakten und heutigem Kontrabassisten Martin Hering, in der Straßenmusik unterwegs. Hering, der in Warmbronn wohnt, organisiert seit Langem das dortige Open Air. Sopran- und Tenorsaxofon, Mundharmonika, aber vor allem das Schlagzeug sind die Instrumente von Swing-Liebhaber Wolf-Dieter Wieland, mit klassischem Klavierspiel hält sich Friedemann Kendel für den Jazz fit. Seit etwa vier Jahren ist der Gitarrist Michael Härtter aus Rutesheim dabei, in der Nachfolge von Klaus Haidle, der sich musikalisch anders orientierte. „Michael Härtter hat mit seinem nahezu professionellem Anspruch neuen Schwung in die Band gebracht“, sagt Eva Bolay begeistert.

Unterschiedliche Vorlieben

Besonders wichtig ist der Band bis heute die außergewöhnliche stilistische Vielfalt von „Carla Oehmd“, sie wurde von Anfang an gepflegt. Vieles davon entspringt den unterschiedlichen musikalischen Vorlieben der Band-Mitglieder. Latin- und Jazzrock-Titel waren und sind im Repertoire, dichte Stücke von Miles Davis etwa, Bebop und Standards, aber auch Experimente. „Ein Stück in einem türkischen Sieben-Achtel-Takt kann zuerst Kritik einbringen, aber gerade das Ungewöhnliche lässt einen immer wieder staunen und daran feilen“, weiß Michael Härtter. Denn man lerne bei allem dazu, ist er sich mit den anderen sicher. Nicht zuletzt der Besuch etlicher Jazz-Workshops trägt ebenfalls dazu bei.

Inzwischen ist jedes zweite Stück des Repertoires eine Eigenkomposition, neben den Standards. „Wir haben während der Auftritte aber immer noch Lust auf diese“, sagt Eva Bolay, die gerne Stücke für Saxofon und Querflöte schreibt. Auch die übrigen Musiker steuern immer wieder Eigenes bei, so dass sich die Carla Oehmd Jazz Group ein durchaus eigenständiges,  unverwechselbares musikalisches Profil geschaffen hat.

Unverwechselbares Profil

Alle Stücke sind durcharrangiert, da wird nichts dem Zufall überlassen. „Mehrstimmigkeit und Melodieführung müssen spannend sein, jeder kann mal die Richtung vorgeben“, betont Eva Bolay. „Wenn etwa Trommler Wolf-Dieter Wieland ein Saxofonsolo spielt, kann ich mit meiner Gitarre den Rhythmus weitertragen“, ergänzt Michael Härtter. Und natürlich ist gewährleistet, dass sich jedes Bandmitglied in Soli frei entfalten kann. „Musik ist wie Sprache, und die kann man verfeinern“, weiß Härtter. Eine spontane Improvisation erfordere viel Feingefühl, es gelte einen musikalischen Raum zu eröffnen und zu perfektionieren. „Wichtig ist, dass wir raus auf die Bühne kommen, denn nur so kann und muss die Spannung bleiben“, stellt Friedemann Kendel fest. Voraussetzung sei, dass die Band untereinander „beziehungsfähig“ bleibe, nur so ließen sich Planung, Proben und Auftritte unter einen Hut bringen.

Band muss „beziehungsfähig“ bleiben

Etwa fünf bis zehn Auftritte hat die Band jährlich, geprägt von großer Kontinuität. Einmal im Jahr wird im Gebersheimer Bauernhausmuseum gespielt, ebenso in der Alten Schule in Wimsheim. Auch in Kirchen, etwa in der Stuttgarter Domkirche Sankt Eberhard ist die Band regelmäßig zu Gast. In kleinerer Besetzung ist „Carla Oehmd“ etwa bei der Caritas, wo Eva Bolay arbeitet, oder auch und bei Vernissagen zu hören. Ein großer, unvergessener Auftritt war jener beim Kirchentag im Juli 2015 in Anwesenheit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Zum Jubiläum ist eine zweite CD „Eine helle Stunde“ mit aktuellen Titeln und etlichen Eigenkompositionen erschienen – ein Geschenk von der Band für die Band und natürlich deren treue Fans.

Der nächste Auftritt der Carla Oehmd Jazz Group ist am Freitag, 10. November, im Herrenhaus in Weissach.

Näheres im Internet unter
www.carla-jazz.de