Der Sindelfinger CDU-Abgeordnete steht viel im Rampenlicht, etwa als Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss. Ob er nach der Wahl Karriere macht oder gar Minister wird, kann er aber selbst kaum beeinflussen. Privat liebt er Eishockey, als Zuschauer.

Kreis Böblingen - Kürzlich hatte Clemens Binninger seinen großen Auftritt, als der Bundestag über den Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses debattiert hat. Der 51-Jährige hat dabei die Sicht der Union vortragen – wie schon oft in dieser Legislaturperiode, etwa in der „Tagesschau“ oder in der Talkrunde von Maybritt Illner. Eine Berliner Zeitung hat ihn schon zum nächsten Innenminister hochgeschrieben. Jetzt muss er aber erst seinen Wahlkreis verteidigen.

 

Wie alle Kandidaten hat auch der CDU-Mandatsträger drei persönliche Gegenstände mitgebracht. Der erste passt zu seiner Vita: eine Schulterklappe mit einem goldenen Stern für den höheren Dienst. Polizeioberrat war Binninger zuletzt. „Die Klappe ist der Bezug zu meinen beruflichen Wurzeln“, sagt der Wahl-Sindelfinger. Mit 17 ist er in den Streifendienst gegangen, hat in Freiburg Demonstrationen und in Stuttgart Objekte bewacht, als die RAF noch aktiv war.

Das ist lange her, Binninger hat sich nach oben gedient – das Fachabitur nachgeholt, zweimal studiert, bis er übers Innenministerium zum Sicherheitsberater des Ministerpräsidenten Erwin Teufel wurde. „Ich hatte glänzende Karriereaussichten“, sagt er heute, „und bin doch froh, dass ich mich für die Politik entschieden habe.“

In der Unionsfraktion wurde er rasch respektiert, es gibt nur fünf ehemalige Polizisten im Bundestag. Doch erst, als ihn der Fraktionschef Volker Kauder zum Obmann im NSU-Ausschuss ernannt hat, kam die Karriere richtig in Schwung. Die Schulterklappe ist ganz weit weg, wenn sich nun die Kameras auf den Politiker richten.

„Man muss sich dann sehr konzentrieren, jedes Wort wägen“, sagt er. So wurde Binninger an der Basis zu einem gefragten Redner von Bremen bis Ulm. Ein wenig sonnt sich der CDU-Politiker schon in diesem Glanz, ganz frei von Eitelkeit ist er nicht. Jede Woche lädt er 30 Journalisten zu Hintergrundgesprächen ein, ist im Fernsehen und im Radio.

Und doch geht es jetzt zurück in die Heimat. „Erst mal muss ich meinen Wahlkreis wieder gewinnen“, sagt der 51-Jährige. Auch wenn die Konkurrenz schon ein kleines Wunder vollbringen müsste, um ihn zu schlagen – bis auf seine Berliner Termine konzentriert sich Binninger auf den Landstrich zwischen Weissach und Bondorf.

Ob nach der Wahl Ministerwürden winken? Der CDU-Mann ist realistisch, weil er die Abläufe kennt. Da geht es nach Proporz und darum, ob die CSU das Innenressort beansprucht. Oder die SPD in einer Großen Koalition. Da zählt im Zweifel der erworbene Ruf als Experte ziemlich wenig.

Der zweite mitgebrachte Gegenstand ist Binningers Ehering. „Im Jahr 2002 bin ich nicht nur in die Politik gekommen, sondern habe auch meine Frau kennengelernt“, sagt der Abgeordnete. Eine unverzichtbare Stütze sei die Nufringer Bürgermeisterin für ihn. Manche hielten das Arrangement vor elf Jahren für Wahlkampf-PR, doch die Ehe hält bis heute – trotz der Belastung zweier öffentlicher Ämter. Als „Glücksfall“ bezeichnet er es, seine spätere Frau Ulrike beim Kreisfeuerwehrtag in Bondorf getroffen zu haben. „Wir haben es zunächst nicht bekanntgegeben“, erzählt der 51-Jährige. Dann aber, als der Abgeordnete Wolfgang Rückert in Leonberg verabschiedet wurde und das halbe Kabinett kam, wurde er gefragt: „Kommen Sie alleine oder zu zweit?“ Seine Antwort: zu zweit. Damit war es durch, kurz nach der Wahl wurde geheiratet, im gleichen Jahr wurde Binninger 40.

Turbulent waren die vergangenen elf Jahre seither ohne Zweifel. Eine weitere Konstante gibt es aber im Leben des Mandatsträgers – die Kölner Haie. Und damit wären wir beim dritten Gegenstand, den Binninger ausgewählt hat. Ein Trikot seiner Lieblings-Eishockeymannschaft. „Ich habe als kleiner Junge im Südschwarzwald im Schweizer Fernsehen Eishockey gesehen“, erzählt Binninger, „da waren die Haie die einzige deutsche Mannschaft.“

Seither ist er glühender Fan der Rheinländer. Und besucht sie einmal pro Saison im Kölner Stadion, meist über Ostern, wenn Sitzungspause ist. Dann jubelt der sonst so kontrollierte Mann ganz ekstatisch. Seine Frau hat ihm einmal gesagt: „So erkenne ich dich kaum wieder.“