Der Masterplan liegt vor. Fördermittel und Synergien sind in das Zahlenwerk aber nicht eingerechnet.

Renningen - Es war ein interessantes Potpourri aus Fachbegriffen und Abkürzungen, die am Montagabend im Technischen Ausschuss Renningen aufgetaucht sind: von FTTB über GAP und RVt bis zu PoP. Es ging natürlich um das Thema Breitbandversorgung. Thilo Kübler, der Geschäftsführer von der Breitbandberatung Baden-Württemberg, stellte die bisherigen Ergebnisse der Masterplanung für die Stadt Renningen vor. Der Plan gibt der Stadt einen Überblick, wo und wie sie zukünftig ansetzen kann, um den Weg für eine flächendeckend gute Internetanbindung auf Glasfaserbasis zu bereiten.

 

Wohlgemerkt: Die Stadt ist kein Netzbetreiber und kann somit auch keine Glasfaserkabel verlegen. Wie viele andere Kommunen kann sie aber Tiefbauarbeiten mit dem Verlegen von Leerrohren verbinden.

Internetanbieter können die Rohre kaufen oder mieten

Internetanbieter wie die Telekom oder Unity Media können entweder diese Rohre kaufen oder mieten oder sich gleich selbst an den Tiefbauarbeiten beteiligen und eigene Rohre verlegen, um darin Glasfaserkabel einzubringen. Die von der Stadt beauftragte Masterplanung zeigt, wie ein solches Leerrohrnetz verlaufen müsste. In dem Plan finden sich zum Beispiel sinnvolle Platzierungen für die Technikstandorte (PoP für „point of presence“), die Röhrchenverteiler (RVt) und die Gebäudeanschlusspunkte (GAP).

Eine Zahl fiel dabei für Rat und Verwaltung besonders ernüchternd aus: 15,3 Millionen Euro würde ein Komplettausbau kosten. Selbst auf 20 Jahre gesehen müsste die Stadt jährlich also mehr als 750 000 Euro in die Hand nehmen. Würde man dem im Masterplan vorgelegten Zeitplan folgen, wären das um die 220 neue Anschlüsse im Jahr, gab der Erste Beigeordnete Peter Müller zu bedenken. „So eine Investitionsoffensive im Tiefbau gibt der Markt doch gar nicht her.“ Dazu mehrere Kilometer Kabel. „Dann fährt hier kein Auto mehr.“ Auch ein paar Ratsmitglieder runzelten ob dieser Zahlen fragend die Stirn.

„Es ist gut, dass wir diesen Weg gehen“

Thilo Kübler versuchte jedoch schnell, den Angaben ihren Schrecken zu nehmen. „Das heißt nicht, dass Sie jetzt sofort den Spaten in die Hand nehmen und nach und nach diese 15 Millionen Euro ausgeben sollen“, sagte er. Der Plan solle vor allem einen Überblick geben. Nicht eingerechnet in die Kosten seien zudem mögliche Fördermittel oder die Beteiligung der Netzbetreiber an den Kosten. Auch wie sich das angekündigte Großprojekt der Telekom in der Region Stuttgart auf die weitere Entwicklung auswirken wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen.

Dass es im Bereich Breitbandversorgung in jedem Fall weitergehen muss, davon zeigten sich mehrere Ratsleute überzeugt. „Es ist gut, dass wir diesen Weg gehen“, fand Gerhard Kicherer von der SPD. „Ich glaube, dass uns die Entwicklung da ganz schnell einholen wird, in Deutschland sind wir bei diesem Thema ganz weit hintendran.“

„Wir können uns dem nicht verschließen“

Auch Jürgen Lauffer (Freie Wähler) betonte, dass Renningen in der Region ein Top-Standort sei, „wir können uns dem nicht verschließen“. Wichtig sei es jetzt in der Tat, nach möglichen Fördertöpfen Ausschau zu halten.

Ebenso sei es wichtig, erklärte Thilo Kübler, Synergien zu nutzen. Dazu gehören die bereits genannten Mitverlegungssynergien, also wenn sich ein Netzbetreiber am Tiefbau beteiligt, oder das Verbinden der Leerrohrverlegung mit ohnehin nötigen Tiefbauarbeiten. Zudem sollte man Doppelstrukturen vermeiden, auch ein koordinierter Breitbandausbau mit Nachbargemeinden und dem Landkreis, um eine ideale Trassenführung zu erreichen, sei eine Option. „Synergien können auch durch einen kombinierten Ausbau entstehen“, indem zum Beispiel Mobilfunknetze ins öffentliche Glasfasernetz eingebunden werden. Auch intelligente Zählerablesung und die Digitalisierung des öffentlichen Nahverkehrs nannte er als Beispiel.

Die Stadt Renningen geht bereits seit einigen Jahren den Weg, nötige Tiefbauarbeiten mit dem Verlegen von Leerrohren zu verbinden. In den nächsten drei Jahren werden zudem, ohne anstehende Sanierungen, Leerrohre im Bereich Talstraße, Malmsheimer Straße und im Gebiet Burg verlegt (wir berichteten), wo die Verbindung noch sehr schlecht ist. Die Kosten liegen bei rund 570 000 Euro. Diese werden allerdings gleichmäßig auf alle verteilt, die sich an dem Projekt beteiligen.