Der Vorstandsvorsitzende der Bank, Carsten Claus, blickt auf 18 bewegte Jahre in Böblingen zurück. Und er berichtet von einem schwierigen Moment in der Kongresshalle bei einer Veranstaltung, für die er verantwortlich war.

Böblingen - Brumme-Allee, Kreissparkassen-Zentrale, siebtes Stockwerk, das Eckbüro am Ende des Flurs. Wo die riesige Glasfassade spitz zuläuft, befindet sich der Arbeitsplatz des Vorstandsvorsitzenden Carsten Claus – aber nur noch bis zum 29. September. Hinter seinem Schreibtisch hat der 64-Jährige sein Stehpult. Wenn er aufblickt, hat der das Einkaufszentrum Mercaden, den Bahnhof und das Flugfeld vor sich. Diese Aussicht wird er vermissen. Am Freitagabend ist „Mister Kreissparkasse“ im Sparkassen-Forum vor 230 Gästen aus der Bankbranche, der Politik und der Wirtschaft feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden.

 

Großer Aktionsradius

Carsten Claus hatte einen großen Aktionsradius zwischen den vier B’s: Brüssel, Berlin, Baden-Württemberg und Böblingen. Die EU-Bankenrichtlinien beschäftigten ihn ebenso wie der Vorsitz des Fachausschusses für Kommunikation und Medien des Deutschen Sparkassenverbands, der Posten des Landesobmanns der Sparkassen und natürlich „seine Bank“ in der Böblinger Brumme-Allee. Seit seiner ersten Ernennung zum Vorstandschef im Jahr 1999 hat der gebürtige Hanseate die Sparkasse permanent erweitert.

Richtig viel Geld ließ er zuletzt investieren und setzte in der Bahnhofstraße mit einem neuen Kundengebäude und einem Veranstaltungsforum für 36 Millionen Euro im Jahr 2012 ein Zeichen für die städtebauliche Entwicklung. Denn davor war die heutige Fußgängerzone dort bei den Planern noch kein Thema. Claus trieb es voran, gegen einige Kritik etwa von Einzelhändlern, die Umsatzeinbußen befürchteten. Die anderen Gebäude der Böblinger Sparkassen-Zentrale ließ er sanieren. Insgesamt kostete die Rundumerneuerung 60 Millionen Euro. Hundert neue Mitarbeiter vor allem für die Beratung wurden eingestellt, bis dato ist Claus der Chef von 1236 Mitarbeitern, die vor allem damit befasst sind, die Digitalisierung im Bankengeschäft umzusetzen.

Gemeinsamer Werbeauftritt – in der Farbe Rot

Mehr als zehn Jahre lang führte Claus den zentralen Werbeausschuss der 390 selbstständigen Sparkassen in Deutschland. Es sei nicht einfach gewesen, alle unter einen Hut zu bringen in der Frage der gemeinsamen Marke, erläuterte Georg Fahrenschon, der deutsche Sparkassen-Präsident, bei der Abschiedsfeier. Claus sei es gelungen. Allein der farbliche Auftritt war bisweilen unterschiedlich – inzwischen gilt einheitlich Rot.

„Fair, menschlich, nah“, der Sparkassen-Slogan entspreche auch dem Menschen Claus, so Fahrenschon. Der gelernte Bankkaufmann und Jurist ist eher ein Mann der leisen Töne und hat einen Draht zu Hilfsbedürftigen. Etwa als Aufsichtsrat der Behinderteneinrichtung Gemeinnützige Wohn- und Werkstätten oder als Initiator von Förderleistungen der Kreissparkasse für soziale und kulturelle Zwecke. Es gibt kaum eine Schule, kaum eine Hilfsorganisation oder kaum einen Sportverein im Kreis, der in der Ära Claus nicht schon einen Spendenscheck erhalten hat.

Manfred Rommel zu Gast

Vier Gästebücher liegen bei ihm im Büro, einen Eintrag mit Fotos gibt es mit Manfred Rommel. Ein Moment sei der wohl schwierigste in seiner Zeit in Böblingen gewesen, sagt Claus: „Als ich Rommel bei einer Lesung bitten musste, sein Buch zur Seite zu legen.“ Weil der an Parkinson erkrankte einstige OB von Stuttgart einfach nicht mehr weiterlesen konnte.

Mit illustren Leuten hat es der Sparkassenchef auch bei seiner Dienstagsjoggingrunde zu tun, die er stets um 7.15 Uhr absolviert. Dafür hat er eigens die jeweils dienstags angesetzte Vorstandssitzung um eine Viertelstunde nach hinten verlegen lassen. „Ich möchte fit sein, um in die nächste Runde zu gehen“, sagt der 64-Jährige. Wobei er noch nicht genau wisse, was er mit seiner vielen Freizeit nun anfangen werde. Er wird sich anderen Aussichten widmen. Daheim in Aidlingen steht bereits ein eigenes Stehpult – mit Blick auf das Heckengäu.