Schon Wochen vor dem ersten Advent umgibt sich Sina Bertsch in ihrem Wimsheimer Blumengeschäft mit Kerzen, Weihnachtsschmuck und duftenden Tannenzweigen.

Wimsheim - Sina Bertsch hat gut vorgesorgt: Adventsgestecke in vielen Farben und Formen nehmen nahezu jeden freien Platz in den Räumen ihres Geschäfts Blumenstiel in der Ortsmitte ein. Denn schon am Sonntag vor dem ersten Advent herrscht reger Andrang von Kunden und Neugierigen. Die Kreationen der „Herzblutfloristin“, wie sie sich selbst bezeichnet, sind ein Publikumsmagnet und das nicht erst, seit sie vor Kurzem von einer Fachjury zur Floristin des Jahres ausgezeichnet wurde und den Christmas World Award erhielt.

 

Die gelernte Gartenbautechnikerin liebt ihren Beruf nicht nur zur Weihnachtszeit. „Wir haben eigentlich das ganze Jahr über Saison“, sagt sie und zählt auf, bei welchen Gelegenheiten sie als Floristin überall mitmischt. Das reiche von der sprichwörtlichen Wiege bis zur Bahre, von der Geburt, über Taufen und Hochzeiten bis zu Bestattungen – Blumen als Zeichen der Freude, zur Dekoration, aber auch als Zeichen der Wertschätzung und zum Trost. Es gibt viele Anlässe, sich mit Blühendem zu umgeben, sagt die 39-Jährige. Muttertag ist ein weiteres floristisches Highlight im Jahr. Aber eben auch die Weihnachtszeit.

Auf Grabgestecke folgen die Adventskränze

Denn auch im Winter möchten die Menschen auf Grünes nicht verzichten. Deswegen beginnt Sina Bertsch im Oktober mit der winterlichen Floristik. Zuerst einmal sind aber die Grabgestecke für Allerheiligen dran. Dann folgen die Adventskränze, für die die Floristin nicht selten bis spätabends in ihrer Werkstatt steht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Da gibt es einen ganzen Raum mit klassischem grün-rotem Adventsschmuck, wie ihn viele Menschen mögen. In einem weiteren Raum stehen moderne und auch ungewöhnliche Gebilde in den Trendfarben der Saison, so Sina Bertsch, also Kerzen und Kugeln in Pastellfarben wie Rosa und Mint. Und die stecken nicht nur auf Tannengrün. Sie verwendet auch schon einmal einen Unterbau aus weißen Bohnen oder schwarzen Linsen und arbeitet viel mit Wolle und Filz. „Wir müssen in unserem Beruf sehr kreativ sein und uns immer wieder Neues überlegen“, sagt sie und lacht. Und dabei entstehen Dinge, so betont sie, die man nicht in jedem Supermarkt kaufen kann.

Dann zeigt sie noch ihr persönliches Lieblingsstück – einen großen Kranz aus braunem Herbstlaub, weihnachtlich dekoriert. Ihre Ideen holt sich Sina Bertsch unter anderem auf Fachmessen. Wichtig sei ihr auch die Mitarbeit im Fachverband der Floristen. Zusammen mit einem Fachgeschäft in Mühlacker bildet sie eine Nachwuchskraft aus. „Natürlich verdienen wir nicht so viel wie beim Daimler am Band“, sagt sie mit Blick auf die Schwierigkeit, geeignete Auszubildende zu finden. „Man braucht sehr viel Liebe, wenn man diesen Beruf machen will.“ Sina Bertsch, zu deren Team eine Floristin und vier Aushilfskräfte gehören, merkt man diese Liebe an, wenn sie begeistert von ihrer Arbeit spricht.

Amaryllis, Weihnachtssterne und Christrosen sind beliebt

Was gibt es denn im Advent noch zu tun, wenn der erste Ansturm auf Kränze vorbei ist? „Oh je“, sagt Sina Bertsch, „viel!“ Zum Beispiel die zahlreichen Weihnachtsfeiern in Firmen und Vereinen, für die oft festliche Tischdekoration gefragt ist. Außerdem überreichen viele Menschen gern in der Weihnachtszeit anstelle von anderen Geschenken auch festliche Blumensträuße. Da gebe es reichlich Aufträge und sogar einen eigenen Lieferservice. Und welche Blumen sind besonders gefragt? „Da kommt man an der Amaryllis nicht vorbei, auch Weihnachtssterne und Christrosen sind beliebt.“ Die Weihnachtssterne bezieht sie übrigens aus einem Betrieb in Mühlacker, wo sie auch gezüchtet werden. Regionale und frische Produkte sind ihr wichtig. Wo das nicht geht, etwa bei den Rosen aus Kenia, setzt sie auf Fair Trade.

Damit sich der Kundenandrang vor Weihnachten etwas entzerrt, wie Sina Bertsch sagt, hat sie nicht nur am vierten Advent geöffnet, sondern auch am Heiligen Abend. Wenn sie dann nach dem letzten Kunden die Ladentüre schließt, beginnt auch für die ausgezeichnete Floristin Weihnachten, das sie im Kreis ihrer Familie und mit ihrem Lebensgefährten feiert. Doch direkt danach kommen schon wieder die ersten Kunden und möchten grüne Mitbringsel für die Silvesterfeier – Glücksklee zum Beispiel. Übrigens ist ihre Lieblingsblume die Orchidee. Und die blüht nicht nur zur Weihnachtszeit.