Kreis entscheidet sich für aufwendige Technik. 130 000 Euro schrecken Rathaus und Gemeinderat ab.

Rutesheim - Das ist selbst für Rutesheimer Verhältnisse zu viel des Guten. Die Stadtverwaltung und der zuständige Verwaltungsausschuss sind sich in der jüngsten Sitzung einig geworden, dass in Rutesheim keine 130 000 Euro für Blitzer beim Pflegeheim und bei der Seniorenwohnanlage Widdumhof ausgegeben werden und somit auf diese verzichten.

 

„Im Wahlkampf ist das Thema Verkehrsbelastung ein zentrales gewesen, aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen“, sagte die Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Sie versprach, das Thema weiterhin im Auge zu behalten. Auf den Hauptachsen der Stadt herrsche noch viel Verkehr, deshalb müsse mit Zählungen und einem Mobilitätskonzept geklärt werden, was Durchgangsverkehr ist, den man aus der Stadt hinaus haben will. Andererseits müsse eruiert werden, was Ziel- und Quellverkehr sei, der wiederum den örtlichen Geschäften und Dienstleistern zugute kommt.

Die Kosten sind zu hoch

„Mit solch exorbitanten Kosten und so vielen Problemen haben wir nicht gerechnet“, sagte der Erste Beigeordnete Martin Killinger, der den Ausschuss über die Lage informierte. Ausgegangen sei die Verwaltung von rund 20 000 Euro für jeden der beiden anvisierten neuen Blitzer-Standorte in Rutesheim. Das wurde unverbindlich so ans Böblinger Landratsamt kommuniziert.

Dieses ist seit 1990 für mobile Geschwindigkeitsmessungen zuständig. Aus Kapazitätsgründen erfolgen diese in der Regel in einer Kommune nur an einem Tag pro Woche und dabei nur für eine Schicht. Deshalb hat der Landkreis den Kommunen angeboten, dies durch stationäre Messanlagen zu ergänzen. Außer in Rutesheim sollen solche stationäre Anlagen nur in Renningen (B 295 auf Höhe Kindelberg) und in Weil der Stadt aufgestellt werden.

Ein Lkw-Durchfahrtsverbot lässt sich nicht kontrollieren

Der Landkreis will, dass die Kosten für den Tiefbau und die Säule ohne Messgeräte die jeweilige Kommune tragen soll. Dafür wurde ein Betrag von rund 20 000 Euro je Standort geschätzt. Die Messgeräte hingegen bezahlt der Kreis, der die Anlage, weil Kreisstraße, betreibt, die Fahrer ermittelt und auch die Verwarnungs- und Bußgelder einnimmt. Das Landratsamt hat inzwischen, ohne die Städte zu beteiligen, eine Technik mit drei Gehäusen ausgewählt. Bei der beträgt der kommunale Kostenanteil allein für die Gehäuse rund 47 500 Euro je Messstelle. Für Rutesheim kämen noch 35 000 Euro für Fundamente und Stromversorgung hinzu.

Die Geräte bestehen aus einer Messstelle mit Sensor und Kameras für jede Fahrtrichtung. Beide Fahrtrichtungen können gleichzeitig kontrolliert und durch gleichzeitiges Auslösen der Front- und Heckkamera auch Motorradfahrer beweissicher dokumentiert werden. Ein Lkw-Durchfahrtsverbot, wie in der Renninger Straße, lässt sich damit aber nicht kontrollieren.

Die Technik braucht viel Platz

Probleme gibt es auch mit den von der Stadt gewünschten Standorten für die Blitzer. So eignet sich die Technik nicht, um in der Pforzheimer Straße eine nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzung (von 22 bis 6 Uhr) zuverlässig zu überwachen.

Alternativ zum Pflegeheim Widdumhof in der Renninger Straße, wo die Autofahrer sowieso langsamer fahren, wurde der Standort südlich der Einmündung Hofrainstraße geprüft – doch hier ist zu wenig Platz. Einen Standort am Beginn der Bebauung bei der Fußgängerampel lehnt dagegen das Landratsamt ab .