Oberbürgermeister Kaufmann ruft an der Altjahrabendfeier zum Dialog und aktiven Mitgestalten auf.

Leonberg - Mobilität, die allen gerecht wird, bezahlbares Wohnen, der Ausbau des Glasfasernetzes – das sind nur einige der großen Herausforderungen, denen sich der Gemeinderat und die Stadtverwaltung im neuen Jahr stellen muss. Und die Verwaltung soll bürgerfreundlicher werden. Das sagte der Oberbürgermeister Martin Kaufmann in seiner Ansprache bei der traditionellen Altjahrabendfeier auf dem Leonberger Marktplatz und dem Eltinger Kirchplatz. Viele Hundert Bürger waren gekommen, um mit dem Rathauschef dem alten Jahr Ade zu sagen und ihren Blick auf Kommendens zu richten.

 

„Wir sollten uns dieses Gefühl des Neuanfangs bewahren, dass einem Jahreswechsel innewohnt, denn es verleiht uns Energie und gibt uns den Mut, etwas Neues zu wagen oder Dinge neu zu denken“, sagte Kaufmann. Nur so könne die vertrauenvolle Zusammenarbeit der vielen haupt- und ehrenamtlichen Akteure in Leonberg vorangebracht werden. „Wir leben in einer Stadt mit viel Dynamik – nicht zuletzt durch Initiativen der Bürgerschaft“, ist der Rathauschef stolz.

Eine Schlüsselrolle komme dem Thema Mobilität zu, sagte Kaufmann in seinen beiden Ansprachen. Dabei stelle sich die komplexe Aufgabe, ganz unterschiedlichen Erfordernissen und Interessen gerecht zu werden. Hier eine Lösung zu finden, gleiche derzeit der Quadratur des Kreises. „Auch möchten wir verhindern, den motorisierten Verkehr mit Verboten lahmlegen zu müssen“, meinte der Oberbürgermeister. Mit der Förderung der Elektromobilität, mit dem Lärmaktions- und dem Luftreinhalteplan sei der Anfang gemacht.

„Man darf aber nicht glauben, die in Leonberg über Jahrzehnte nicht praktizierte Verkehrspolitik in wenigen Monaten durch einen neuen Oberbürgermeister drehen zu können“, sagte Kaufmann. Und verbarg dabei nicht seinen Unmut, dass der Gemeinderat es abgelehnt hat, mit der Neugestaltung des Postareals auch die Planungsrate für die Umgestaltung der Eltinger Straße zu verbinden. „Das ist nur Stückwerk und keine Planung aus einem Guss – aber genau das braucht Leonberg“, sagte Kaufmann.

Auch beim Thema Glasfaseraufbau hat der Oberbürgermeister unterschiedliche Vorstellungen, wie Teile des Gemeinderates. 2019 sollen die Anstrengungen für den Ausbau der schnellen Datenverbindungen verstärkt werden auf Grundlage eines Masterplans, der derzeit erarbeitet wird. Viele Räte sehen es kritisch, dass das fünf Jahre gedauert hat. „Immer wieder die Vergangenheit zu bemühen, ist nicht zukunftsorientiert“, sagt dazu der Rathauschef. Um bezahlbare Wohnungen zu schaffen, hat Kaufmann angeregt, die Gebiete Berliner Straße, Hasensaul und Schützenrain zu untersuchen, um daraus eine Rangfolge erarbeiten zu können. Er könne sich auch vorstellen, dass die Stadt Wohnungen anmietet, um diese wiederum unter dem Mietspiegel zu vermieten.

Natürlich sprach Kaufmann auch die Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn an: Da reichten die Reaktionen unter den Zuhörern von Beifall bis zu Buh-Rufen. Doch der OB ließ sich nicht entmutigen: „Lassen Sie uns doch wenigstens prüfen, ob es Sinn macht“, rief er zum Kompromiss auf.

Kaufmann versprach eine Verwaltung, die noch bürgernäher ist, ein Ordnungsamt mit mehr Fingerspitzengefühl und bei sich selbst immer offene Türen und Ohren für die Belange der Bürger. Und natürlich durfte auch das Krankenhaus nicht fehlen. Da zeigte der Oberbürgermeister eine gehörige Portion Skepsis für den viel gepriesenen Gesundheitscampus, der womöglich den Krankenhausstandort schwächen könnte.

Musikalisch umrahmt wurde die Altjahrabendfeier in Leonberg vom ökumenischen Bläserkreis und der Stadtkapelle. Das könnte deren letzter öffentlicher Auftritt gewesen sein, wenn der Verein für den Zusammenschluss mit der Lyra Eltingen stimmt. Diese und der Posaunenchor haben den musikalischen Part auf dem Kirchplatz in Eltingen gestaltet.