Seit zehn Jahren wird geplant. Nach der zweiten Änderung im Bebauungsplan soll endlich auf dem Brachgelände gebaut werden.

Korntal-Münchingen - Seit gut zehn Jahren plant der Discounter Lidl, auf dem Bahnhofsareal in Korntal eine Filiale zu errichten. Doch immer wieder verzögerte sich das Vorhaben. Bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag haben die Räte nun nach einigen Änderungen im Bebauungsplan eine zweite Auslegung beschlossen – und vermutlich die letzte vor dem Baubeginn. „Wir sind optimistisch, dass wir nach dieser Auslegung mit dem Thema durch sein werden und mit dem Bau bald beginnen können“, sagt der Wirtschaftsförderer Stefan Wolf.

 

Grund für eine zweite Auslegung waren zu hohe Lärmwerte. Im April 2014 hatte das Landratsamt Ludwigsburg erhebliche Bedenken hinsichtlich der Lärmemissionen geäußert – direkt neben dem Areal verlaufen die Bahnschienen. Es ging um ein kleineres Gebäude, das westlich vom Lidl-Gebäude entstehen soll und im Bebauungsplan „Teilbereich 3“ genannt wird. In diesem Gebiet wollte ein Raumausstatter neben einer Gewerbefläche zusätzlich in den Obergeschossen des Gebäudes ein sogenanntes „Boardinghouse“ errichten – also einen Beherbergungsbetrieb, in dem Menschen auf Zeit wohnen können.

Das Landratsamt bemängelte aber, dass die Lärmwerte rundum das Haus zu hoch würden. Eine Wohnungsnutzung sei nur denkbar, wenn eine Lärmschutzwand gebaut würde – das hätte laut Stefan Wolf aber die Kostenrechnung gesprengt, weshalb man sich in der neuen Auslegung darauf geeinigt habe, keine Wohnräume im Teilbereich 3 zu schaffen.

Stattdessen könnte es in den Obergeschossen ein Hotel geben. In dem Fall handle es sich um ein Gewerbe, weshalb die Lärmwerte toleranter seien, so Wolf. Auch Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsräume sind denkbar. Im Erdgeschoss sollen neben dem Raumausstatter auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern auch andere Einzelhandelsbetriebe eröffnen.

Schon einmal musste der Bebauungsplan überarbeitet werden. Das Landratsamt hatte zuvor erhöhte Lärmwerte am Lidl-Gebäude festgestellt. Damit über der Filiale mehrere Wohneinheiten entstehen können, soll es zum Schutz vor dem Schienenlärm eine rund neun Meter hohe Glaswand geben, die auf dem Lidl-Dach vorgesehen ist.

Oliver Nauth von der CDU-Fraktion sagte, dass man von Beginn an Sorgen wegen der Lärmemissionen hatte. Die Lärmschutzwand auf dem Lidl-Dach könne zum Nachteil der Bewohner auf der Südseite werden, wenn der Schall zwar auf der einen Seite der Schienen aufgefangen, aber dafür auf die andere Seite reflektiert würde. Bürgermeister Joachim Wolf war derselben Ansicht. „Der Bahnlärm reicht nachts weit über 60 Dezibel.“ Die Deutsche Bahn müsse ihren Versprechungen nachkommen und endlich einen Schallschutz entlang der Schienen realisieren, so der Bürgermeister.

„Dass es so viele Probleme geben würde, hätten wir am Anfang nicht gedacht“, sagte Wolf Ohl von den Grünen. Jetzt käme das ganze Projekt offenbar zu einem Ende. Im Oktober soll es zu einem Satzungsbeschluss kommen. Von Seiten der Freien Wähler hieß es, dass man in diesem Jahr mit einem Baubeginn rechne. Wann genau die Gebäude auf dem Bahnhofsareal fertiggestellt sein werden, ist aber weiterhin ungewiss. Nach vielen Versprechungen seitens der Stadt, 2017 als Bauende anzupeilen, hält sich der Wirtschaftsförderer Stefan Wolf mit neuerlichen Prognosen zurück.