Das Sommerfest steht unter dem Motto „Königlicher Zauber barocker Pferde“.

Heimsheim - Auf einem kaum einen halben Meter hohen Mini-Appaloosa, eine sogenannte Tigerschecke à la Pippi Langstrumpfs Kleiner Onkel, weiß mit schwarzen Flecken, zeigt die erst dreijährige Rubina Hirsch den sogenannten „Spanischen Schritt“. Die Übung stammt aus der Spanischen Hofreitschule und das Pony hebt dabei ein Vorderbein zum Gruß.

 

Gelehrt und gelernt wird das alles im Barockreitzentrum in Heimsheim. Zum Sommerfest mit Tag der offenen Tür und gläserner Produktion zeigen rund 30 Hobbyreiter und Reitschüler ihr Können und das ihrer verschiedenen Pferde. Dabei geht nicht alles so bierernst zu wie im Wiener Original. Die Freude im Umgang miteinander und mit den Pferden soll im Vordergrund stehen.

Barockes Reiten ist schön, gewaltfrei und pompös

Der beste Beweis: Auf dem Platz tummeln sich Hütehund Feelix und zahlreiche Ponys. Der Hund macht Männchen, das Pony steigt mit den Vorderhufen, dann springt Feelix sogar auf den Rücken von Pony Susi. Damit das klappt, waren mehr als drei Monate Training mit Rejana Schneitmann und ihrem Feelix nötig, um die Verbindung von Hund, Menschen und Ponys herzustellen. Das ist notwendig, denn normalerweise fliehen Pferde vor den Hunden. „Durch die Übung werden die Pferde ruhig und gelassen“, erklärt Elke Wedig, die Inhaberin der Reitschule.

Unter barockem Reiten versteht man eine völlig zweckfreie Reitkunst, die vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist. Es wird nicht mehr nur Kriegsreiterei betrieben, sondern eine Reitkunst, die schön, gewaltfrei und pompös sein soll. Die Reiter wollten das Auge der Zuschauer erfreuen, sich aber gleichzeitig als überlegene Modellatoren der Natur zeigen.

Es klappt auch mit dem Kompliment

Das Pferd soll durch die Dressurarbeit zudem schöner und eleganter werden. Die hohe Kunst zeigen die Reiterinnen auf drei eleganten ungarischen Lipizzanern. Berühmtheit erlangte die Rasse vor allem durch ihren Einsatz an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Ganz im Kontrast dazu stehen die beiden rabenschwarzen Friesen, eine der ältesten Pferderassen. Sie werden von Marita und Holger Koppenhagen geritten. Auch ihre Pferde zeigen die klassischen Übungen mit dem Spanischen Schritt und hier klappt auch das „Kompliment“. Dabei muss das Pferd ein Bein beugen, das andere Vorderbein wird ausgestreckt.

Es erfordert viel Übung, dass es dabei nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Wird diese Lektion mit dem Reiter ausgeführt, ist sie noch anspruchsvoller und anstrengender für das Pferd, da es neben dem eigenen Körpergewicht noch das Gewicht des Reiters ausbalancieren muss.

Das Angebot umfasst verschiedene Reitstile

Im Angebot des Barockreitzentrums sind auch Westernreiten, Springreiten und klassische Reitstunden. Der Hof wurde 2003 vollständig von einem Kuhstall in eine hochwertige, pferdegerechte Reitanlage umgebaut. Als landwirtschaftlicher Betrieb erwirtschaftet das Team um Elke Wedig das Heu für die Pferde selbst.

Nach einer Dressurkür tritt zum großen Finale alles, was der Pferdehof zu bieten hat, auf den Außenplatz: Mini-Ponys, Pferde, Esel und Hunde exerzieren in einem Traum aus rosafarbenem Tüll und schwarzen Reithosen zu dem Lied „Girls just wanna have fun“. „Wir wollen kein militantes Exerzieren“, sagt Elke Wedig, „die jungen Leute wollen heute Spaß mit den Pferden haben und das zeigen wir heute.“