Die Verwaltung schlägt Messsäulen für die Bahnhofstraße vor. Denn dort ist es zu laut.

Renningen - Braucht Renningen einen weiteren Blitzer? Nach Ansicht der Stadtverwaltung schon. Denn in der Bahnhofstraße, zwischen den Einmündungen Lange Straße und Güthlerstraße, liegen die Geräuschwerte bei überhöhten Geschwindigkeiten über dem im Lärmaktionsplan festgesetzten Maximum. Daher bestehe die Verpflichtung, dort tätig zu werden, erklärte die Verwaltung und schlug vor, an zwei Stellen Säulen zu platzieren, um den betroffenen Bereich abdecken zu können.

 

Im Technischen Ausschuss am Mittwoch führte das zu kontroversen Diskussionen. Denn bei dem genannten Bereich handelt es sich um den neu gestalteten Abschnitt am Ernst-Bauer-Platz, der wegen der Pflasterung umstritten ist. Zwei Blitzer – für zusammen rund 160 000 Euro – waren dem Ausschuss in jedem Fall zu viel des Guten, einzelne wollten ganz auf die Anlagen verzichten. Letztlich fiel die Entscheidung mit sieben zu drei Stimmen für eine einzelne Säule, das letzte Wort hat der Gemeinderat.

Pflaster sorgt für Diskussionen

„Ich finde es schon seltsam, das dort mit dem Lärmaktionsplan zu begründen, wo wir so viel Geld ausgegeben haben, dort Pflaster hinzusetzen“, merkte nicht nur Jochen Breutner-Menschick von den Grünen an. Vor allem die Frauen für Renningen wandten sich mit diesem Argument entschieden gegen die Säulen. Egal, wie schnell man fahre, das Pflaster sei immer viel zu laut, beklagte Heiderose Berroth. „Die Bürger werden das garantiert als Abzocke empfinden, wenn da ein Blitzer mit dem LAP begründet wird.“ Sie empfinde eine solche Einrichtung dort als kontraproduktiv. „Ich will auch nicht, dass Renningen zur Blitzer-Hauptstadt im Kreis wird.“

Das werde auf jeden Fall nicht passieren, betonte der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Und Lärm werde bei höherer Geschwindigkeit zudem immer größer, egal ob Pflaster oder Asphalt. Gleichwohl, gestand er zu, sei Pflaster natürlich immer lauter als eine glatte Fahrbahn.

„Muss das denn auch gleich so brachial sein mit zwei Blitzern?“, fragte außerdem Jürgen Lauffer (Freie Wähler). 160 000 Euro seien immerhin kein Pappenstiel, die man vielleicht lieber in andere Maßnahmen zum Lärmschutz investieren könnte, wo weit mehr Häuser betroffen seien. „Ich würde es in der Bahnhofstraße lieber mit anderen Mitteln versuchen.“ Als Beispiel nannte er die Messanlagen mit den Smileys, die, wie Wolfgang Faißt erklärte, bereits zum Einsatz kommen.

Keiner will zwei Säulen

Die Kritik bezogen auf die Zahl der Säulen teilten aber auch die anderen Ratsleute. „Ich finde, das kann man der Bevölkerung nicht verkaufen, im Abstand von 200 Metern zwei Blitzer hinzustellen“, sagte Christl Steegmüller (CDU). „Das hat nicht mal Rutesheim.“ Wolfgang Faißt argumentierte, dass mit nur einer Säule, auch wenn diese in beide Fahrtrichtungen messen kann, niemals die vollständige Fläche abgedeckt werden könne. Wolfgang Steudle von der CDU stellte trotzdem den Antrag, erst einmal nur ein Gerät anzuschaffen. Wenn das nicht ausreiche, könne man ja noch einmal darüber sprechen. Dieser Vorschlag stieß bei den meisten auf Zuspruch, nur die Frauen für Renningen und Jürgen Lauffer stimmten dagegen.

Die Kosten für einen einzelnen Blitzer liegen bei rund 80 000 Euro. Teurer wird es, wenn mit einer Säule gleichzeitig in beide Richtungen aufgenommen wird. Der Ausschuss sprach sich deshalb dafür aus, die Richtung immer wieder zu wechseln. Das Thema wird im Rat erneut diskutiert.

Blitzer im Überblick

Schon seit dem Frühling 2016 stehen die beiden Messsäulen an den Ortseingängen an der Rutesheimer und der Leonberger Straße. Sie sollen außer Rasern vor allem Lasterfahrer erwischen, die dort nicht langfahren dürfen. An wechselnden Standorten führt der Landkreis mobile Kontrollen durch. Außerdem verwendet die Stadt die bekannten „Smiley-Anlagen“. Die zeigen aber nur die Geschwindigkeit an, Verstöße werden nicht geahndet.

Bis die zwei Säulen an der B 295 auf Höhe des Wohngebiets Kindelberg aufgestellt werden, ist es nur noch eine Frage der Zeit. Sie sind bereits beschlossene Sache. Für die Nord-Süd-Straße überprüft das Landratsamt derzeit auf Wunsch der Stadt Renningen, ob diese Strecke ebenfalls für einen fest installierten Blitzer infrage kommt.