Susanne Immer beeindruckt das Publikum mit dynamisch bewegten Bildern und Skulpturen.

Weil der Stadt - Runde schwarze Gummischeiben hängen an der Decke, durchbohrt von roten Kunststoffstäben: rote Makkaroni oder die Stachelschweine aus Arthur Schopenhauers Parabel? Alles falsch – es sind „Geteilte Inseln“, von denen es heute mehr als genug gibt: Nord- und Südkorea als derzeit prominentestes Beispiel, Zypern – und Nordirland könnte durch den Brexit auch abgegrenzt werden.

 

Dass diese Teilungen schmerzhaft sind, kann man beim Anblick dieser Objekte fast körperlich spüren. Günter Baumann weist in seinem Einführungsvortrag darauf hin, dass Ab- und Ausgrenzung fast in jeder Gesellschaft zu finden seien. Dass Teilungen aber auch überwunden werden könnten, zeige ja gerade die deutsche Geschichte.

Raum, Zeit und Energie

Susanne Immer (Jahrgang 1963), die in Braunschweig studiert hat und nach Studienaufenthalten in Frankreich jetzt seit vielen Jahren in Reutlingen lebt und arbeitet, versteht sich selbst nicht als politische Künstlerin, interessiert sich aber durchaus für gesellschaftliche Prozesse und Themen. Dabei sind drei Elemente für sie – wie auch für das menschliche Leben insgesamt – essenziell: Raum, Zeit und Energie.

Die Arbeiten „Bogen“ und „Spannung“ in der vom Kunstforum Weil der Stadt im Rahmen der Frauen-Wochen organisierten Ausstellung weisen eine explosive Dynamik auf, und das Publikum staunt über die Fähigkeit der Künstlerin, Bewegung darzustellen, ohne sie zum Stillstand zu bringen. „Ohne Energie und Bewegung existiert kein Leben“, ist das Credo der zierlichen Künstlerin, die auch schon riesige Objekte für den öffentlichen Raum gestaltet hat.

Thematisch steht die Ausstellung nicht in direktem Bezug zur Frauenfrage, sie will aber Frauen in der Kunst fördern, und die Erste Beigeordnete der Keplerstadt Susanne Widmaier freut sich, dass das Kunstforum ein so bedeutender Botschafter der Stadt sei und die Wendelinskapelle den entsprechenden Rahmen biete.

Bei Werken wie „mit drive“ I und II, „rope skipping“ oder „StehenDrehenGehen“ geht es um Bewegungen und Energieströme, und Günter Baumann erläutert, die Stücke „konfus“ und „unterwegs“ stünden gewissermaßen unter Strom. Selbst die wartenden Striche („Warten“) scheinen darauf zu brennen, endlich zu Kreisen zu werden: „Es kreiselt immer irgendwas bei Susanne Immer“, lächelt Baumann.

Metall, Gummiringe, Plastikschläuche

Dabei verwendet sie bevorzugt profane Materialien, wie Plastikschläuche, Gummiringe oder Metall: „Miteinander“ ist eine Plastik aus ineinander kunstvoll verschlungenen roten Metallstreifen.

Aber auch Naturthemen und -Motive wie „Sommersonnenwiese“, „Rosen im Herbst“ oder „Mohnfeld“ sind zu sehen. Dass die Künstlerin Rot als „stärkste aller Farben“ – genauer: „HKS 13 K“ – verwende, verstärke den dynamisch-expressiven Charakter ihrer Arbeiten, betont Baumann. Und verschmitzt fügt er hinzu, im soeben begonnenen chinesischen „Jahr des Hundes“ solle man ja etwas Rotes tragen – man könne aber auch etwas Rotes von Susanne Immer nach Hause tragen.