Die aktuelle Sonderausstellung trägt den Titel „Sand- und Strandgeschichten“.

Weil der Stadt - Mit Sandstrand und Badekultur hat die Historie von Weil der Stadt gefühlt so viel zu tun wie Johannes Kepler mit Pina Colada. Sollte man meinen. Doch weit gefehlt! An welch unerwarteten Stellen in der Weiler Stadtgeschichte man auf Sandgeschichten und Badeanekdoten stoßen kann, zeigt eine interessante und ebenso amüsante Sonderausstellung im Stadtmuseum. Auch zum Thema Sand im Allgemeinen finden sich spannende Informationen, die Wolfgang Schütz vom Heimatverein zusammengetragen und auf Tafeln verewigt hat. Die Ausstellung unter dem Titel „Sand- und Strandgeschichten“ ist noch während des ganzen Weiler Strandsommers zu sehen.

 

„Thilo, von Volkes Gnaden Schultes von Weil der Stadt,“ erteilt die „Erlaubnis für alle Bürgerinnen und Bürger, den unschwäbischen Müßiggang zu pflegen“, und erlässt das „Verbot des Jagens und Grillens städtischer Tauben am nächtlichen Strandlagerfeuer“. Gleich am Eingang zum Stadtmuseum wird der Besucher von diesen und anderen „Dekreten“ begrüßt und bekommt einen kleinen Eindruck davon, was ihn in der nächsten Zeit im Stadtmuseum erwartet: Der Strandsommer hat in die Ausstellungsräume Einzug gehalten.

Der Kepler auf dem Sprungbrett

Immerhin liegt der große Sandkasten direkt vor der Tür. Aus diesem Anlass wollte sich der Heimatverein, der für die Ausstattung des Museums verantwortlich ist, an dem Event gerne beteiligen, berichtet Wolfgang Schütz. Doch wie einen Bezug finden, fragten sich die Mitglieder. Denn mit einer Südseeinsel hat die Keplerstadt nun wirklich nicht viel gemein. „Meine erste spontane Idee war es, Kepler auf einem Sprungbrett aus dem Fenster springen zu lassen“, erzählt Schütz lachend. Gesagt, getan. Und auch sonst finden sich im ganzen Gebäude viele humorvolle Anspielungen auf den Strandsommer – seien es Sandelförmchen bei den Sandsteinfiguren oder die Taucherbrille an der Löwenstatue. „Aber nur mit so etwas lockt man ja keine Leute ins Museum“, so Schütz. Deshalb überlegte er: „Gibt es irgendetwas in der Stadtgeschichte, das mit Strand und Sand zu tun hat?“ Und tatsächlich stieß er bei seinen Überlegungen und Recherchen auf viele interessante Aspekte.

Da ist zum Beispiel der rote Sandstein, aus dem viele alte Bauwerke und Skulpturen in Weil der Stadt bestehen, vom Seilerturm bis zum Delfinbrunnen. Oder der Streusand, der in früheren Zeiten zum Ablöschen von Tinte verwendet wurde. Ein original Streusand-Döschen ist im Museum sogar zu sehen. „Der Streusand kam zum Teil aus dem Rhein, das war ein Nebenprodukt der Goldwäscherei“, erklärt Schütz, wie es auch auf einem großen Plakat zu lesen ist. Vom Glas bis zur Sanduhr – Sand begegnet einem überall. Intensiv hat sich Schütz mit der Historie des Sandes auseinandergesetzt und seine Erkenntnisse auf Informationstafeln zusammengefasst.

Die Ausstellung läuft bis Ende

Abgerundet wird die Ausstellung durch zahlreiche Karikaturen, die Wolfgang Schütz selbst gezeichnet hat und die so mancher Weiler Strandanekdote ein herrliches Augenzwinkern verleihen. Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass die berühmte Königin Semiramis, wie Heinrich Steinhöwel es beschrieb, eine Modeschöpferin gewesen ist, die quasi das Badehöschen erfunden hat? Ein Hingucker auch die Abbildung des „Weiler Strandwinters 1736“: Während des polnischen Erbfolgekrieges hatten sich russische Hilfstruppen mitten im Winter an der Würm eine Schwitzbadestube eingerichtet. Nach dem Saunagang sprangen sie zum Abkühlen in die kalte Würm. Stirnrunzeln derweil bei den Weilern: Die waren sich wohl nicht ganz sicher, ob es sich dabei um ein Gesundheitsmittel oder doch um eine fremdländische Glaubenszeremonie handelt.