Marian Kulisz aus Höpfigheim zeigt von Sonntag an im Etterhof Hunderte Modellfahrzeuge. Das ist aber bloß ein Bruchteil einer gigantischen Sammlung: In der Wohnung des jungen Mannes stehen mehr als 8000 Fahrzeuge.

Hemmingen - Nein, Modellfahrzeuge schenken Familienmitglieder und Freunde Marian Kulisz selten zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Der 36 Jahre alte Intensivpfleger aus Höpfigheim mag dann vielleicht ein enttäuschtes Gesicht ziehen, doch eigentlich versteht er, dass Menschen ihm andere Dinge als Modellfahrzeuge schenken. „Sie wissen nicht, welche ich schon habe“, sagt Kulisz. Das ist kein Wunder, denn er besitzt mehr als 8000 Modellfahrzeuge verschiedener Hersteller und Arten: Einsatzfahrzeuge, Motorräder, Kräne, Lastwagen, Traktoren, Flugzeuge. Den Überblick zu behalten, ist schwer.

 

Eine Auswahl – es sind Hunderte Modelle, Kulisz hat nicht gezählt – zeigt er von Sonntag an im Etterhof. Die fünfte Weihnachtsausstellung dort mit dem Titel „Heiße Reifen“ ist Kulisz’ erste Schau überhaupt. Damit möglichst viele Besucher kommen, stellt er „für jeden Geschmack etwas“ aus: Für Jugendliche Sportwagen, für Nostalgiker Oldtimer, für Abenteurer Feuerwehr- und Polizeiautos sowie Krankenwagen, für Serienliebhaber das sprechende Kultautos Kitt aus der Serie „Knight Rider“, das fiktive Automobil – das Batmobil – des Comic-Superhelden Batman oder die Familienkutsche der „Munsters“, eine Comedyserie aus den 1960er Jahren.

Mit einigen Fahrzeugen sind Erinnerungen verbunden

Ein Lieblingsmodell hat Kulisz nicht. Hat er bis 2015 vorwiegend alle Modelle einer Serie gekauft, sammelt er jetzt nur noch Fahrzeuge, die ihm gefallen. Solche, die für ihn ein Blickfang sind: Massige Gefährte wie Traktoren mit Dreifachbereifung oder Fahrzeuge, die ihn wegen der Form oder Farbe ansprechen. Wichtig ist Kulisz auch, dass die Modelle detailgetreu sind und das Material – idealerweise Metall – gut verarbeitet ist. Was heutzutage nicht mehr selbstverständlich sei. „Bei den neuesten Modellen ist viel aus Plastik, und ein Großteil wird in China hergestellt“, bedauert Kulisz.

Gleichwohl verbindet er mit einigen Gefährten Erinnerungen. 1988 ist Kulisz mit seiner Familie von Polen nach Deutschland ausgewandert. Im Zug durfte der damals Siebenjährige eine Tasche voller Spielzeugautos mitnehmen. Beim Aussteigen kam Hektik auf. Das hatte zur Folge, dass Kulisz seine Tasche im Zug liegengelassen hat. Ihm blieb einzig das Feuerwehrauto, das er in der Hand hielt. Schon sein Bruder hat damit gespielt. Seitdem fehlt die Drehleiter.

Mit einem gelben Kran fing alles an

Seine Sammelleidenschaft ausgelöst hat aber ein gelber Kran, den sein Vater ihm vor 17 Jahren geschenkt hatte. „Erst habe ich Autos und Lastwagen gekauft, später auch Traktoren und schwere Maschinen“, erinnert Kulisz sich. Beide Gefährte, der Kran und das leiterlose Feuerwehrauto, sind in der Ausstellung zu sehen. Ebenso Kulisz’ teuerstes Modell, ein Porsche-Transporter im Wert von 300 Euro.

„Es macht Freude, man hat etwas in der Hand“, so versucht Kulisz seine Leidenschaft fürs Sammeln zu erklären. Außerdem sei das Sammeln doch in der Geschichte der Menschheit begründet. „Wir sind nun einmal Sammler“, sagt Kulisz. Nur beiläufig erwähnt er, dass sein Hang zum Sammeln in der Familie liegt. Kulisz’ Vater besitzt Brieftauben, seinen Bruder bezeichnet er als „Harley-Freak“.

Die meisten Modelle lagern im Keller

Auf Flohmärkten und im Internet stöbert Kulisz nach Modellfahrzeugen. Einer Suche im Netz verdankt er auch die Ausstellung. An seinem Arbeitsplatz im Krankenhaus wurde er von Renate Fahrbachs Tochter gesehen, als er online recherchiert hat. Fahrbach ist im Ortsgeschichtlichen Verein aktiv, der das Museum im Etterhof betreut. Seine Schau ist nun die erste im Etterhof, die nicht von Vereinsmitgliedern bestückt wird. Kulisz will seine Sammlung jetzt aber nur noch langsam erweitern. In seiner Vier-Zimmer-Wohnung steht ein Raum voller Vitrinen, ein schmaler Gang bahnt den Weg durchs Zimmer. Die meisten Modelle lagern in Kartons im Keller. Dennoch liebäugelt Kulisz mit einer fünf Kilo schweren Propellermaschine für 400 Euro. Doch es gibt wohl bald für ihn noch andere Prioritäten geben: Kulisz und seine Frau erwarten Nachwuchs.

Eröffnung Die Ausstellung „Heiße Reifen“ ist von Sonntag an, 12. November, im Etterhof in der Eisgasse zu sehen. Geöffnet ist die Schau bis zum 7. Januar sonntags von 14 bis 17 Uhr. Im Nebenraum zeigt der Ortsgeschichtliche Verein Hemmingen historische Puppen- und Kinderwagen. Der Eintritt in das Museum ist frei.

Kontakt Marian Kulisz ist am 12. November sowie am 3. Dezember vor Ort und freut sich auf Gespräche. Er hofft auch, andere Sammler von Modellfahrzeugen zu treffen. Anders als in den neuen Bundesländern seien die Sammler in Baden-Württemberg zum Beispiel nicht vernetzt. Es gebe kaum Börsen oder Sammlertreffen.