Künstler aus der Stadt und Forscher von Bosch zeigen gemeinsam entwickelte Kunstwerke.

Renningen - Es ist das Bild „Revolution“, das quietschbunte, schreiend aufblitzende Werk der Künstlerin Ursula Schneller, das das Thema Wissenschaft und Kunst am unmittelbarsten, fast ikonografisch in Szene setzt. Die in einer blauen Explosion zündende Bosch-Kerze vor einer futuristisch anmutenden Stadtsilhouette wird hier zum Fetisch, zum magischen Gegenstand einer imaginären Zukunft, die schon längst wieder Vergangenheit ist. Die Epoche, in der die Zündkerze eines Verbrennungsmotors für Innovation stand, liegt natürlich hinter uns. Das Bild, eine Montage aus Acrylmalerei und Fotofragmenten, wirft einen Blick zurück in eine Zeit, in der Revolution und Technik noch identisch waren.

 

Ein plakativer, aber kein schlechter Einstieg für einen Rundgang durch die Ausstellung „Innovation, Revolution, Leben“, die am vergangenen Freitagabend im Foyer des Bosch-Forschungscampus in Renningen- Malmsheim eröffnet wurde. 22 Künstler des Kunstforums Renningen zeigen darin ihre Arbeiten unter dem Motto „Wissenschaft trifft Kunst“. Der Clou: Auch Mitarbeiter des Bosch-Forschungscampus waren beim kreativen Entstehungsprozess der Kunstwerke, die von Gemälden über Skulpturen bis zu einer Installation reichen, mit von der Partie. Ein ambitioniertes Unterfangen: Weshalb Burkhardt Hübner, der Vorsitzende des Renninger Kunstforums, auch betonte, dass das Ausstellungskonzept „für die 22 Künstler und Künstlerinnen keine leichte Aufgabe darstellte.“

Premiere für das Forschungszentrum

Dass die Schau auch für den Bosch-Standort Malmsheim etwas ganz Besonderes ist, betonte Jürgen Kirschner bei der Vernissage am Freitagnachmittag vor rund 150 Gästen: „Zum ersten Mal überhaupt werden im Foyer des Bosch-Forschungscampus nicht Bosch-Produkte gezeigt“, sagt der Geschäftsleiter der Forschung und Vorausentwicklung – sondern eben Kunstwerke. Eine echte Premiere also, weshalb Renningens Bürgermeister Wolfgang Feißt das Ereignis auch als Ausdruck des guten Verhältnisses der Renninger zum Bosch-Standort am Flugfeld verstanden wissen will.

Die Idee zu der Kooperation hatte der Renninger Wolfgang Steudle. Der Steinmetz hatte sich zunächst mit Karin Sämann vom Bosch-Forschungscampus zusammengefunden, um aus einer ersten Idee ein tragfähiges künstlerisches Konzept zu entwickeln. Sämann, zuständig für Organisationsentwicklung und Innovationsmarketing am Campus und von Haus aus Mineralogin, die Innovationsmanagerin Lisa Przioda sowie der Steinmetz Steudle bildeten denn auch das erste Künstler-Wissenschaftler-Gespann, das sich an eine Umsetzung des Ausstellungsthemas „Innovation, Revolution, Leben“ machte. Heraus kam dabei bei den Dreien eine in Wasser gebadete Kalksteinskulptur, durch deren poröses Material pulsierend blaues und rotes Licht fällt. Das Innovative liege dabei im Zusammenspiel von Licht und Stein, betont Karin Sämann.

Die Ausstellung ist bis 26. Oktober zu sehen

Die Künstlerin Dorothee Wiedeck ging einen anderen Weg. Sie und ihre wissenschaftlichen Mitstreiter kombinierten einen tönernen Kopf, aus dessen Schädeldecke eine Vielzahl an einzelnen Forscherindividuen ragen, mit einem von Drähten umspannten Globus – und kreierten damit ein Bild, dass dem Selbstverständnis des Weltkonzerns wohl ziemlich nahe kommen dürfte.

Womit auch ein lässlicher Makel der Kunstausstellung erwähnt sein soll: Denn eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema „Innovation, Revolution, Leben“ bei Bosch, das auf Bildschirmen im Foyer parallel zur Ausstellung für einen „Breakthrough in Dieseltechnologie“ wirbt, sucht man in der Schau vergebens. Vielleicht wäre das dann aber auch beim ersten Kooperationsprojekt zwischen Kunst und Wissenschaft in Renningen des Guten zu viel gewesen.

Die rund 60 Kunstwerke der Ausstellung „Innovation, Revolution, Leben“ sind noch bis zum 26. Oktober im Foyer des Bosch-Forschungscampus in Renningen-Malmsheim zu sehen. Am Sonntag, 28. Oktober werden Teile der Ausstellung bei einer Finissage im Foyer der Rankbachhalle in Renningen gezeigt.