Das Heft Nr. 1 mit dem berühmten Maskottchen des Schuherstellers Salamander aus dem Jahr 1937 wird in Bietigheim-Bissingen versteigert. Der Startpreis ist für ein Comicheft stattlich.

Kornwestheim - Die Schuhe, die eine Kornwestheimer Familie vor 80 Jahren im Schuhhaus Schantz erworben hat, dürften längst den Weg alles Irdischen gegangen sein. Aber das Lurchi-Heft, das sie damals als kostenlose Dreingabe bekam, hat die Jahrzehnte überlebt. In der kommenden Woche, am 21. Juni, wird der allererste Band mit dem berühmten Maskottchen des Schuhherstellers Salamander im Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen versteigert – für stolze 2000 Euro.

 

Um das erste Abenteuer von Lurchi ranken sich einige Geheimnisse. Insbesondere ist eine Frage ungeklärt: Wer hat’s gezeichnet? Die Verse sollen von Alex Haffner stammen, dem damaligen Generaldirektor der Salamander AG. Die Geschichte, die den Feuersalamander in einen Wald mit Zwergen und Elfen führt, beginnt so:

„Sohn und Tochter Salamander

springen fröhlich umeinander.

Glücklich schaut die Mutter zu.

Papa liest in guter Ruh’.

Alle tragen miteinander

Schuhe nur von Salamander.“

Waren Lurchis Abenteuer gleich von Beginn an als Reihe konzipiert? Vermutlich nicht, sagen Experten, denn dann hätte die Ziffer 1 auf dem ersten Heft vermerkt sein müssen. Gleichwohl ließ Salamander bis zum Jahr 1939 fünf Hefte produzieren.

Ist es das letzte verbliebene Exemplar?

Offen ist auch die Frage, ob es sich bei dem jetzt zur Versteigerung kommenden Band um das letzte verbliebene Exemplar handelt. Der Verein für Orts- und Heimatgeschichte, der in den vergangenen Jahrzehnten eine umfangreiche Salamander-Sammlung zusammengetragen hat, hat ein solches Exemplar auf jeden Fall nicht in seinem Fundus. Die zur Ara AG gehörende Salamander GmbH, die ihren Sitz mittlerweile im rheinischen Langenfeld hat, hat sich in der Vergangenheit – auch weil regelmäßig die Eigentümer des Unternehmens wechselten – nie sonderlich für ihre Geschichte interessiert und kaum Exponate aus der Vergangenheit. Auch in einschlägigen Museen ist das Heft nicht aufzutreiben. Wohl aber bei einem älteren Ehepaar – das die Erstausgabe nun versteigern lässt. Es habe keine Kinder, sagt der Besitzer, der lieber anonym bleiben möchte. Er habe die Sorge, dass der Wert des zwölfseitigen Comics von den Hinterbliebenen später nicht eingeschätzt werden könne und der Band im Altpapier lande. Deshalb wolle er über die Versteigerung das Heft lieber einem Liebhaber veräußern, der ein Faible für Lurchi und seine Freunde habe.

Während der Band außen in Sütterlinschrift gestaltet ist, findet sich innen lateinische Schreibschrift. Die Rückseite weist den Stempel von „Schuh-Schantz – Das Haus für gute Schuhe u. Strümpfe“ auf. Ein Experte des Auktionshauses hat den Wert auf 2000 Euro geschätzt, weshalb dies auch die Startsumme der Auktion sein wird.

Exponat Nummer 21 654

Für Kornwestheim, dessen Geschichte eng mit Salamander verwoben ist, ist es sicherlich eine Besonderheit, fürs Auktionshaus ist es eines von 30 000 Losen, die bei der Juni-Auktion unter den Hammer kommen. Dabei handelt es sich vor allem um Briefmarken und Münzen. „Das lustige Salamanderbuch“ ist das 21 654. Exponat, das versteigert wird.

Sollten Sammler nach Durchsicht ihrer Hefte frohlocken, dass auch sie ein Exemplar mit der Nummer 1 besitzen, so seien sie gewarnt: Heft Nr. 1 gibt’s gleich zweimal. Als Salamander im Jahr 1952 nach einer längeren Pause wieder mit der Produktion von Lurchis Abenteuern startete, begann die Neuzeit wieder bei 1 – und nicht bei Nr. 6, wie es nach den zwischen 1937 und 1939 erschienenen fünf Ausgaben eigentlich passender gewesen wäre.

Dem Nachkriegslurchi verhalf 21 Jahre lang der Kinder- und Jugendbuchillustrator Heinz Schubel zum Leben. Diese Hefte sind heutzutage durchaus noch in größerer Zahl vorhanden und haben bei Weitem nicht den Wert, den das erste Heft hat. Mittlerweile hat Lurchi, der nunmehr von Dietwald Doblies gezeichnet und getextet wird, schon 157 Abenteuer bestehen müssen. Unter den Hammer ist der bis heute beliebte Salamander dabei allerdings noch nie gekommen.