Optimal minimal bauen – das ist das Motto von Abel Hahn und seinem Architekten Andreas-Thomas Mayer. In Merklingen haben sie ein kleines Einfamilienhaus errichtet.

Weil der Stadt - Was soll das denn da? Der Gesprächsstoff geht Abel Hahn nicht aus, wenn er in seinem Garten sitzt. „Ja, ein älterer Herr hat mich auch schon mal gefragt, ob das hier ein Militärbau ist“, erzählt er und muss schmunzeln. Denn das ist es ganz gewiss nicht.

 

Hinter der kubischen, schwarzen, quadratischen Fassade verbirgt sich das Einfamilienhaus der Familie Hahn. Und es ist nicht so, dass alle Merklinger bruddelnd daran vorbeigehen. Viele seien auch begeistert, berichtet Häuslebauer Hahn. Ebenso begeistert, wie die Jury der Auszeichnung „Beispielhaftes Bauen“ der Architektenkammer. 81 Objekte wurden im Kreis Böblingen eingereicht, 19 davon bekommen den Preis. Darunter auch das „Kleine Schwarze“ der Hahns.

300 000 Euro durfte das Haus nur kosten

„Das freut einen natürlich“, sagt Andreas-Thomas Mayer, der das Haus zusammen mit seinem Kollegen Norman Binder vom Stuttgarter Büro „fmb architekten“ geplant hat. „Die Qualität der eingereichten Projekte war sehr hoch.“ Umso verdienter scheint der Sieg, der den Hausherrn und die Architekten aber einiges an Gedanken gekostet hat. Denn am Anfang stand kein fertiger Entwurf, sondern die äußeren, schnöden Rahmenbedingungen. Höchstens 300 000 Euro sollte das Haus kosten. Dazu kommt der Bebauungsplan im Merklinger Mischgebiet Metzelwiesen, der nur ein halbes Obergeschoss erlaubt. „Wir haben uns an den Plan rangetastet“, erzählt Architekt Andreas-Thomas Mayer.

Durch den limitierten Preis ist der ursprüngliche Plan erst einmal geschrumpft – und war plötzlich quadratisch. Das Quadrat in die Höhe gezogen, ergab den Kubus. „Und dann dachten wir uns: Okay, diese Form, die präzisieren und perfektionieren wir jetzt“, formuliert es Mayer.

Herausgekommen ist eine klare Aufteilung. Im Erdgeschoss das Universalzimmer zum Kochen, Essen und Wohnen. Das Obergeschoss muss laut Bebauungsplan ein Viertel kleiner sein – also haben die Architekten den quadratischen Grundriss nochmals in vier gleich große Quadrate aufgeteilt und ließen eines davon weg. Dort ist jetzt die Dachterrasse mit dem Panoramablick aufs Merklinger Ried. In den anderen drei Vierteln haben zwei Kinderzimmer und das Schlafzimmer Platz gefunden. Alle nicht sehr groß, die Kinderzimmer haben zehn Quadratmeter, insgesamt haben die Hahns eine Wohnfläche von 150 Quadratmeter. „Das war auch Teil der Aufgabe bei diesem Haus“, erinnert sich Architekt Andreas-Thomas Mayer. „Mit wie wenig kann man auskommen? Optimal minimal bauen, das war unser Motto.“

Dafür sind die Räume mit 2,65 Metern sehr hoch, kleine Fenster über den Innentüren sorgen für lichtdurchflutete Sichtachsen – alles Tricks, damit das Raumgefühl trotzdem groß und weit wirkt. Wenige, aber dafür hochwertige Details hat sich Meyer ausgedacht, etwa das Eiche-Massivholzparkett, die festen Einbauschränke oder die schmalen Fenster, die sich nach außen öffnen lassen, was wiederum Raum im Inneren spart.

Energieberater konsultiert

Um den kleinen Kubus zu perfektionieren, hat Andreas-Thomas Mayer zudem einen Energieberater konsultiert, der die Baumaterialien und die Fenster untersucht hat. Dieser hat festgestellt, dass normale Ziegel für die Außenmauer vollkommen ausreichen. „Wir unterschreiten die Energiesparverordnung sogar um 15 Prozent“, berichtet Mayer. Eine Styroporverkleidung oder dreifachverglaste Fenster hätten nur einen sehr geringen Effekt – eine Erkenntnis, die sich mehr Hausbauer zunutze machen könnten, empfiehl Mayer. „Viele Leute bekommen diese super isolierten Häuser teuer verkauft, und sparen dann vielleicht zehn Euro im Monat Heizkosten, das rechnet sich nie im Leben“, sagt er.

Jetzt steht das kleine Schwarze am Ortsrand, direkt am Merkliner Ried, eingekleidet in sein auffällig-unauffälliges Schwarz. „Wir wollten keine grelle, weiße Farbe, die die Landschaft überstrahlt“, erklärt Andreas-Thomas Mayer. „Sondern einen runden Übergang in die Natur.“ Herausgekommen ist eine Farbe, die sich „Umbragrau“ nennt – und sich je nach Sonne und Licht verändert, mal rötlich, mal grünlich.

Auf jeden Fall erregt das Haus Aufsehen, womit der neue Häuslebesitzer Abel Hahn, seine Frau und die beiden Kinder aber keine Probleme haben. „Erst dachte ich mir: Das ist aber klein hier“, erinnert sich Hahn an den Einzug im Jahr 2016. „Aber wir fühlen uns nach wie vor wohl hier.“