Arbeiten der Leonberger Künstlerin Annette Radecker sind noch eineinhalb Wochen lang in der Heimsheimer Zehntscheune zu sehen.

Heimsheim - Annette Radeckers Leidenschaft ist das abstrakte Malen. Sie habe ihren ganz eigenen Weg zur Malerei per Zufall gefunden, erzählt die Künstlerin. „Ein Kunstmalkurs hat mich sehr fasziniert. Da bin ich an der Kunst hängen geblieben.“ Außerdem besuchte Annette Radecker Kurse. Das war Mitte der 90er Jahre. Derzeit stellt sie gemeinsam mit der Künstlerin Antje Kauffmann in der Heimsheimer Zehntscheune aus.

 

Aber schon in der Kindheit hat Annette Radecker über ihren Vater einen Einblick in die Welt der Kunst bekommen. „Mein Vater war ein sehr großer Kunstliebhaber. Er hat sehr viele Bilder gekauft. Als Kinder mussten wir immer mit zu Ausstellungen. Damit bin ich groß geworden“, erzählt sie und lächelt. Geboren und aufgewachsen ist sie in Stuttgart, seit mehr als 20 Jahren lebt sie bereits in Leonberg. In einem Zimmer im Haus, ihrem kleinen Atelier, steht die Staffelei – immer bereit, bearbeitet und bemalt zu werden.

Sie arbeitet gern mit Pigmenten

Die Kunst bietet Annette Radecker die Möglichkeit, in ihre ganz eigene Welt einzutauchen. Meist bei lauter Musik fühlt sie sich ganz in ihre Bilder hinein. Deutscher Rock ist hierbei ihr bevorzugtes Genre. „Ich bin dann voll bei einem Bild. Da habe ich keine blöden Gedanke und bin ganz bei der Malerei“, erzählt die Künstlerin. Radecker experimentiert mit Pigmenten, Asche und Sand, erstellt Collagen. „Pigmente haben so eine große Leuchtkraft“, sagt sie begeistert. Mit diesen und mit Acrylfarben arbeitet sie hauptsächlich. Farben sind der Künstlerin auch wichtig, doch ob und zu welchem Farbtopf sie greift, hängt von der eigenen Befindlichkeit ab. „Man hat mal die blaue Phase und mal die grau-schwarze“, ist von ihr zu erfahren. Sie malt und übermalt – immer mit dem Wissen, dass das Alte weiterhin auf dem Bild vorhanden ist. Sie kratzt heraus, und holt die alte Farbe wieder hervor.

Ein langer Prozess begleitet jedes einzelne von Annette Radeckers Bildern. Dabei ist sie selbst fasziniert vom Ablauf und Verlauf ihrer Malerei sowie von dem Ergebnis ihres Schaffens. „Ich stecke viel Herzblut in die einzelnen Bilder. Jedes Bild hat eine Seele.“

Viel Herzblut in den Bildern

Voller Tatendrang, ist die Künstlerin nicht selten mit zwei bis drei Bildern gleichzeitig beschäftigt. Zeit spielt dabei keine Rolle. „Ich lege Wert darauf, dass das Bild viele Schichten hat. Die Leinwand darf nicht mehr durchschimmern. Es muss mit dem Bild gearbeitet werden“, betont die Leonbergerin. Vom kleinen bis hin zum großen Format zeigt sich Radecker von den Möglichkeiten in der Malerei begeistert: „Ich male auf Leinwand, aber auch gerne auf Papier.“

Neben Bildern, die ihr leichter von der Hand gehen, gibt es auch die, die die Künstlerin selbst „Kampfbilder“ nennt. „Ich habe Bilder im Frust auch schon unter die Dusche gestellt. Da hat man dann wieder ganz andere Effekte“, sagt sie lächelnd. Auch Bilder, die sie nicht vollendet, führt sie zurück: Sie übermalt sie mit weißer Farbe, nur eine alte Original-Ecke bleibt. Dann geht Radecker mit neuer Energie ans Bild.

Nach den Motiven für ihre Arbeiten gefragt, sagt sie: „Die Bilder entstehen einfach. Ich habe selten ein Motiv. Ich habe schon eine Idee, aber meist kommt etwas ganz anderes dabei heraus.“ Inspiration bekommt sie nicht aus der Natur, der Stadt oder den Menschen, sondern durch andere Kunstwerke. Ausstellungen und Themen in Kunstkursen interessieren sie.

Kunstwerke inspirieren sie

Unterstützung in ihrer Arbeit findet die Mutter einer 27-jährigen Tochter bei ihrem Mann Jürgen. „Er ist mein schärfster Kritiker“, sagt sie und lacht. „Dabei hat er einen ganz anderen Geschmack. Er mag es bunt und farbig. Ich befinde mich im Moment in der Schwarz-Weiß-Grau-Phase. Wenn ich versuche, es bunt zu machen, dann ist es nicht meins.“

Sich in der Kunst treu zu bleiben, den Eingebungen zu folgen, immer mit dem Blick auf Kritik- und Ideengeber – das ist ihr Weg. Ein Weg, den Annette Radecker auch mit dem Kunstverein Artifex geht. Seit vielen Jahren ist sie dort bereits Mitglied. Hier kam auch der Kontakt mit der Künstlerin Antje Kauffmann zustande. „Unsere Bilder harmonieren, denke ich“, freut sich Radecker. Beide Künstlerinnen stellen rund fünfzehn Exponate in der Ausstellung in der Zehntscheune aus.

Ausstellung:

Gemeinsam mit Antje Kauffmann präsentiert Annette Radecker ihre Werke  in der Stadtbücherei in der  Zehntscheune Heimsheim, Schlosshof 16. Ihre Arbeiten sind dort noch bis Freitag, 25. August, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch, Freitag, Samstag, 10 bis 13 Uhr, Dienstag, Donnerstag, 15 bis 18 Uhr und Mittwoch, 15 bis 19 Uhr.