Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Demenzkranke steigt. Dennoch bieten einzelne ambulante Gruppen noch Platz. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch.

Gerlingen/Ditzingen - Eine Notiz im örtlichen Mitteilungsblatt lässt aufhorchen: Die Sozialstation in Gerlingen bietet ambulante Betreuungsplätze für Demenzkranke an, zur Zeit sind acht von 50 frei. Das sei aber „keine Krise“, sagt der Geschäftsführer Reinhard Ernst. Die Nachfrage werde weiter steigen. In absehbarer Zeit gehen in Gerlingen neue Angebote in Betrieb: Eine Wohngemeinschaft für zehn Demenzkranke im Annemarie-Griesinger-Haus im Sommer und eine ambulante Ganztagsbetreuung im Träubleareal gut ein Jahr später. Die Sozialstation Ditzingen (Sodi) bietet zurzeit zwei Nachmittagstreffen für Demenzkranke an. Sie könnte das Doppelte leisten – dies scheitert aber am Platz.

 

„Die Nachfrage steigt, wir haben aber im Moment keinen geeigneten Raum“, sagt Sodi-Geschäftsführer Ulrich Bahmer. Das „Café Vergissmeinnicht“ öffnet seine Türen derzeit zweimal pro Woche für angemeldete Teilnehmer in der Kernstadt: Zwei Hauptamtliche und einige Ehrenamtliche betreuen jeweils zwölf Besucher – schon seit mehr als zehn Jahren. Potenzielle Besucher wie Betreuer stünden für eine oder zwei weitere Gruppen bereit. Der dafür genutzte Raum stehe aber nicht öfter zur Verfügung, so Bahmer. Die Suche sei nicht einfach, man benötige eine Erdgeschosslage, am besten zentral und im Grünen. „Wir geben nicht auf“, so Bahmer – zumal Zuschüsse von Stadt und Land abrufbar seien.

Erstes Mittwochscafé vor 14 Jahren

Bereits 2003 wurde in Gerlingen das erste „Mittwochscafé“ für demenzkranke Menschen eingerichtet. Es dauerte bis 2012, bis die zweite Gruppe eingerichtet wurde, 2014 kam die dritte hinzu und 2015 die vierte und fünfte. Die Vormittagsgruppe am Dienstag sei am schwächsten belegt, sechs Plätze sind momentan frei; die vier Nachmittagsgruppen seien stärker gefragt.

Die Sozialstation mache im Moment keine weiteren Angebote, man bereitet die neue Tagesstätte vor. Diese entsteht in einem der neuen Gebäude im Träubleareal. Dafür habe man schon selbst Gerontofachkräfte ausgebildet. „Die Kernmannschaft für das neue Angebot steht“, sagt Ernst. In den neuen Räumen werden Demenzkranke montags bis samstags tagsüber betreut.

Erste neue Bewohner im Sommer

Ein weiteres neues Angebot für diese Menschen macht das Altenhilfezentrum Gerlingen in seinem Neubau an der Blumenstraße im Stadtteil Gehenbühl. Dort soll im Annemarie-Griesinger-Haus am 1. Juli die erste Wohngemeinschaft für Demenzkranke im Landkreis Ludwigsburg in Betrieb gehen. In dieser Woche beginnen die Gespräche mit den elf Interessenten und ihren Angehörigen; zehn Plätze stehen zur Verfügung. Auch für die beiden anderen WG’s habe man genug Bewerber, berichtet Falko Piest, der Geschäftsführer des Altenhilfezentrums: mehr als zehn für vier Plätze in der WG für selbstständige Seniorinnen und 13 für die sieben Plätze in der WG für junge Pflegebedürftige.

Mit allen Interessenten wolle man in den kommenden beiden Wochen sprechen. Jetzt beginne auch die Suche nach Pflege- und Hauswirtschaftskräften für die drei Gemeinschaften. Man suche mehr als 20 Mitarbeiter und biete auch Teilzeitjobs an.

Ganz soweit ist man in Ditzingen noch nicht. Die Sozialstation plant zusammen mit der Heidehofstiftung für den Stadtteil Heimerdingen eine neue Altenhilfeeinrichtung. Deren Bau soll spätestens 2018 beginnen. „Wir wollen so schnell wie möglich in Betrieb gehen“, sagt Ulrich Bahmer.