Oberbürgermeister Martin Kaufmann spricht erstmals auf Altjahrabendfeier.

Leonberg - Es ist die Zeit, um Bilanz zu ziehen und um einen Ausblick auf Kommendes zu geben – die traditionelle Altjahrabendfeier am 31. Dezember auf dem Leonberger Marktplatz und dem Eltinger Kirchplatz. Es ist auch der Augenblick für die eine oder andere Überraschung: Alt-OB Bernhard Schuler (daran muss er sich jetzt gewöhnen) hat vor einem Jahr seinen Rückzug verkündet. Der neue Oberbürgermeister Martin Kaufmann hat vielleicht auch noch die eine oder andere Überraschung zu verkünden, wenn er sich gemeinsam mit den Bürgern vom ausgehenden Jahr 2017 verabschiedet.

 

Die Pestepidemien von 1635, wie in mündlichen Überlieferungen behauptet, waren wohl doch nicht der Ursprung für den Brauch. Die Obrigkeit habe damals angeordnet, dass in allen Wohnungen, die noch bewohnt waren, ein Licht im Fenster aufzustellen sei, damit man sehe, dass noch Leben im Haus sei. Eigentlich war es Sitte, die Haustüren pestverseuchter Häuser mit weißen oder roten Kreuzen zu bemalen.

Historische Quellen im Stadtarchiv aus dem 19. Jahrhundert hingegen belegen einen Zusammenhang zwischen dem Lichterbrauch und einer Feier auf dem Marktplatz zumindest seit dem Jahr 1817.

„Der letzte Abend des alten Jahres wird seit undenklichen Zeiten unter Absingen einiger Lieder in Begleitung von Posaunen, wobei sich die ganze Bürgerschaft beteiligt, mit einer Feierlichkeit beschlossen, die in jeder Beziehung ihnen würdig ist, wozu die Bewohner des Marktplatzes durch Beleuchtung ihrer Häuser beitragen …“, ist in dem Stadt- und Amtsboten Leonbergs aus dem Jahr 1848 zu lesen.

Drei Jahre später berichtet auch der Schwäbische Merkur über die Veranstaltung in Leonberg: „Die letzten Stunden des scheidenden Jahres wurden hier von der ganzen Bürgerschaft durch Absingen einiger Lieder mit Posaunenbegleitung in gemeinsamer Weise auf dem Marktplatz begangen. Alle Häuser auf dem Marktplatz waren beleuchtet. Diese Feierlichkeit besteht schon seit Jahrhunderten.“ Viel später, und zwar 1923 das erste Mal, haben die jeweiligen Schultheißen die Gelegenheit ergriffen, bei dieser Feier eine Rede zu halten. Wie dem auch sei, von ihrem Charme hat diese Veranstaltung nichts eingebüßt.

Zurück in die Gegenwart: Im Auftrag der Stadt wird an den Veranstaltungsorten kostenlos Glühwein ausgeschenkt. In Leonberg übernimmt dies das Team vom Domizil, in Eltingen der Bürgerverein mit seinem Vorsitzenden Klaus Hettler.

Feiern ja – aber bitte keine Kosten

In den Fenstern des Rathauses stehen Kerzen, die Menschen versammeln sich auf der Hauptstraße. Im Jahr 1925 wird auf Anregung von Schultheiß Emil Arnold auch in Eltingen eine „Jahresschlussfeier“ begangen. Gesangs- und Musikvereine beteiligen sich. Ein Jahr später findet die Feier wieder statt und der Gemeinderat finanziert die Kerzen. Im Vorjahr hatte das Gremium zwar zugestimmt, es sollten aber „womöglich“ keine Kosten entstehen.

Den neu an die Macht gekommenen Nazis waren die „roten“ Feiern in Eltingen ein Dorn im Auge. Aus dem Gemeindeblatt vom Dezember 1933 geht hervor, dass die Feier bis 1932 stattgefunden hat. 1933 wurde sie aber vom stellvertretenden Bürgermeister Adolf Breitmaier verboten.

Nach dem Vorbild der Leonberger Altjahrabendfeier wird 1951 in Eltingen die Feier wieder eingeführt. Von Anfang an sind die Chorgemeinschaft Eltingen und die Lyra eingebunden. Wegen geringen Interesses wird 1971 erwogen, die Feier aufzugeben – was dann doch nicht geschieht.

Als 1975 die Schule zwischen Rathaus und Kirche abgebrochen, der Platz neu gestaltet und 1978 das Rathaus renoviert ist, wird auf Initiative des städtischen Kulturamts die Altjahrabendfeier 1978 in Eltingen neu gestaltet. Die Vereine und kirchlichen Gruppen bringen sich stärker ein. Der Bürgerverein schenkt Glühwein aus, Fackelträger rahmen die Feier ein. Bis zu der Verlegung der B 295 und der Verkehrsberuhigung im Ort wurde die Carl-Schmincke-Straße während der Feier gesperrt.

Termine in Leonberg und Eltingen

Marktplatz Leonberg:
Beginn ist um 17 Uhr. Den gemeinsame Gesang „Ach wiederum ein Jahr verschwunden“ begleitet die Stadtkapelle Leonberg . Vor und nach der Ansprache des Oberbürgermeisters Martin Kaufmann musiziert der ökumenische Bläserkreis Leonberg. Den gemeinsamen Gesang „Nun danket alle Gott“ begleitet erneut die Stadtkapelle.

Kirchplatz Eltingen
: Den gemeinsamen Gesang von 18 Uhr an mit dem Lied „Lobe den Herren“ begleiten die Lyra Eltingen und der Posaunenchor. Im Anschluss an die Ansprache von Oberbürgermeister Martin Kaufmann stimmen die Musiker erneut gemeinsam mit den Besuchern „Nun danket alle Gott“ an.