Der selbstständige Familienvater arbeitet sich krank, verheimlicht außerdem eine Räumungsklage.

Leonberg - Krankheiten sind häufig Schicksalsschläge, die Menschen nicht nur an ihre körperlichen Grenzen bringen, sondern auch oft mit einer finanziellen Notlage einher gehen, die die Betroffenen und ihre Familien nur schwer aus eigener Kraft bewältigen können. Zwar gibt es Hilfe, und die Solidargemeinschaft lässt diese Menschen nicht allein. Doch gelegentlich braucht es ein bisschen mehr, damit die Menschen in ihrer Not wieder einen Funken Hoffnung verspüren. Dafür steht seit vielen Jahren die Hilfsaktion „Lichtblicke“ der Leonberger Kreiszeitung und ihrer Leser. Sie sind mit ihrer Großzügigkeit der Partner, der es möglich macht, schnell und unbürokratisch zu helfen.

 

Solche Hilfe ist auch für eine Familie mit vier Kindern gedacht, mit der es das Schicksal nicht gut gemeint hat. Bis vor vier Jahren schien noch alles in bester Ordnung zu sein. Der heute 49-jährige Vater hatte ein Ein-Mann-Unternehmen, das Hausmeister- und Reinigungsdienstleistungen anbot. Der äußerst fleißige Mann hat alle Aufträge angenommen. Keine Arbeit war ihm zu schwer, kein Auftrag zu spät am Tag. Sein Motto war: „Ich schaffe es!“.

Schulden trotz harter Arbeit

Er gab sich zwar tapfer, aber die finanzielle Situation sah nicht gut aus. Die Familie hatte Schulden und der Mann arbeitete noch härter. Keiner in der Familie wusste um die prekäre Lage und, dass Mietschulden anstanden. Der Vater ließ die Briefe verschwinden, während bereits eine Räumungsklage lief.

Dann erlitt der Mann vor drei Jahren einen schweren Schlaganfall. Er verlor die Fähigkeit zu sprechen, und auch seine Bewegungsmöglichkeiten waren stark eingeschränkt. Unbemerkt von der Frau und den vier Kindern, die heute zwischen sieben und 19 Jahren alt sind, lief im Hintergrund das Zwangsräumungsverfahren.

(Lesen Sie hier: „Das Haus ist so marode, dass es gefährlich wird“)

Während der Mann in einer Pflegeeinrichtung war und die Familie nichts ahnend im Ausland bei Verwandten im Urlaub war, wurde die Zwangsräumung durchgeführt. Bei ihrer Rückkehr standen sie vor vollendeten Tatsachen. Sie waren obdachlos geworden.

Darauf hin sind die Sozialen Dienste der Stadt aktiv geworden. In einer Obdachlosenunterkunft der Stadt wurde der Familie eine 2,5-Zimmerwohnung mit 65 Quadratmetern Fläche zugeteilt. Über Hartz IV sind die Grundbedürfnisse der Familie abgedeckt. Nach langer Zeit macht der Mann erste Fortschritte bei der Sprache.

„Trotz engster Verhältnisse versucht die Familie das Beste daraus zu machen und Normalität zu leben“, sagt Jürgen Rein von den Sozialen Diensten. Die beiden Ältesten sind in der Ausbildung, die Mutter geht neben der Pflege für ihren Mann einem Job nach.

Eine Beratung hätte geholfen

„Hätte der Mann sich nicht aus falscher Scham weggeduckt, dann hätte es nicht zu der Zwangsräumung kommen müssen, die die Lage noch schlimmer hat werden lassen“, sagt Jürgen Rein. Hätte der Mann sich beraten lassen, wäre mit Sicherheit eine Lösung gefunden worden.

Besonders jetzt in der Zeit der Feste und der Bescherungen macht sich in der Familie ihre Notsituation umso mehr bemerkbar. Jede zusätzliche Ausgabe ist für den Geldbeutel ein finanzieller Kraftakt, der kaum zu stemmen ist. Deshalb will „Lichtblicke“ helfen, dass in der kleinen Wohnung der sechsköpfigen Familie der Gabentisch nicht leer bleibt.