Viele Leser und Leserinnen haben uns ihre Weihnachtsgeschichten geschickt. Heute starten wir mit den Erlebnissen von Alfred Pich aus Leonberg. Er berichtet von dem traurigsten Fest seines Lebens – im Jahr 1945.

Leonberg - Das traurigste Weihnachtsfest, das ich je erlebt habe, war am 24. Dezember 1945. Eigentlich hätte es ein Fest der Freude sein sollen, aber mir und einigen Kameraden war zum Feiern überhaupt nicht zu Mute, im Gegenteil.

 

Hier meine Geschichte: Der Krieg war für uns im Dezember 1945 noch nicht zu Ende, da wir de facto noch in englischer Kriegsgefangenschaft waren – allerdings hier in Deutschland in einem dafür eingerichteten Internierungsgebiet in Ostholstein. Die Kameraden aus den westlichen Besatzungszonen durften inzwischen schon nach Hause, aber für uns, die wir aus den Ostgebieten stammten, gab es diese Möglichkeit nicht.

Statt ursprünglich geplanter Zwangsentlassung bekamen wir jedoch die Möglichkeit, einige erforderliche Arbeiten in den Kasernen, vor allem die vielfach notwendigen Versorgungsfahrten, zu erledigen.

Es wurden Fahrkolonnen zusammengestellt, zu denen man sich melden konnte. So wurde ich am 20. Dezember 1945 mit noch sieben Kameraden aus dem Internierungsgebiet in der Nähe von Lütjenburg abgeholt und einer Fahrkolonne, die in Lauenau bei Barsinghausen (Niedersachsen) stationiert war, zugeteilt. Nach acht Monaten Isolation und täglich quälendem Dauerhunger konnten wir uns nun frei bewegen, hatten eine Beschäftigung und endlich ausreichend zu essen.