Ein Konzert mit ausgewählten Studenten bildet den fulminanten Abschluss der Cello-Akademie.

Rutesheim - Dass die Cello-Akademie Rutesheim eine wirklich internationale Veranstaltung ist, das hat spätestens das Abschlusskonzert am Samstagabend in der Halle Bühl II gezeigt. Die sechs jungen Musiker, die zusammen mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Wolfgang Emanuel Schmidt aufgetreten sind, sind aus der ganzen Welt nach Rutesheim gekommen: aus Slowenien, Tschechien, Russland, Paraguay, China und Japan. Die Altersspanne reichte dabei von zwölf bis 25 Jahre. Und sie spielten vor vollem Haus.

 

Dass zwei der Stücke bereits am Donnerstag beim Orchesterkonzert der Dozenten erklungen waren, tat dem Hörgenuss keinen Abbruch. Eher im Gegenteil: Es war eine wunderbare Gelegenheit, wieder einmal festzustellen, dass dasselbe Stück, von zwei unterschiedlichen Interpreten gespielt, niemals genau dasselbe ist. So zum Beispiel Peter Tschaikowskys Rokoko-Variationen (op. 33), berüchtigter Prüfstein für jeden Violoncellisten. Der 20-jährige Slowene Izak Hudnik, Student bei Jens Peter Maintz, wagte sich daran und meisterte die Herausforderung mit Bravour. Am Anfang sichtbar noch vom Lampenfieber angespannt, lächelte er nach dem gut überstandenen ersten Einsatz erleichtert und spielte sich zunehmend frei, sichtbar durch mehr Bewegung und hörbar durch eine reiche Palette an Ausdrucksnuancen.

Jede Note sitzt

Eine bemerkenswerte Leistung zeigte ebenfalls der Chinese Jizheng Fang aus dem Meisterkurs von Danjulo Ishizaka – mit zwölf Jahren der jüngste Teilnehmer überhaupt bisher bei den Meisterkursen der Cello-Akademie. Er präsentierte Tschaikowskys „Pezzo Capriccioso“ (op. 62), das am Donnerstag schon zu hören gewesen war. Jede Note saß sicher, hoch konzentriert war sein Spiel. Aus demselben Meisterkurs war auch der 23-jährige Japaner Hideaki Fujiwara. Er hatte den ersten Satz aus Robert Schumanns Cellokonzert a-Moll (op. 129) mitgebracht. Nun hatten zartere, romantisch gefärbte Timbres das Sagen, und der junge Künstler gestaltete sie ausdrucksstark und brachte die oft gerühmten menschlichen Qualitäten des Instruments zum Vorschein.

Einen großen Brocken im Hinblick auf musikalische Schwierigkeiten hatte der 19-jährigeTscheche Vilém Vicek mit dem ersten Satz aus Antonín Dvoraks berühmtem Cellokonzert h-Moll (op. 104) gewählt. Ruhig lauschte er dem opulenten Orchesterklang und wartete auf seinen Einsatz, den er mit Verve gestaltete und temperamentvoll weiterspann. Wunderschön war der leise, feine Dialog mit der Flöte. Claudio Bohórquez hatte mit dem 21-jährigen Michiaki Uena aus Paraguay den zweiten Satz vorbereitet. Uena entlockte seinem Instrument auf das Schönste dessen warme Klangnuancen und schenkte dem Publikum Momente von großer Innigkeit.

Mit Leidenschaft und Präzision

Den Abschluss machte die einzige Dame des Abends, die 25-jährige Russin Anastasia Feruleva aus dem Meisterkurs von Sebastian Klinger, mit dem dritten Satz. Die Krönung eines sehr gelungenen Abends: Kopfüber stürzte sie sich mit Leidenschaft und Präzision in die lodernde Musik. Hinreißend waren ebenso die wunderbare Intonation wie die organischen Phrasierungen und die atmende, lebendige Intensität bis zur letzten Note.

Viel Applaus gab es für alle – auch fürs Orchester und das gesamte Team, das zum großartigen Gelingen der Cello-Akademie Rutesheim so viel beigetragen hatte. Selbst am letzten Festivaltag war die Stimmung überall fröhlich und entspannt. Matthias Trück, Initiator und künstlerischer Leiter des Festivals, zeigte sich nach Konzertende trotz sichtbarer Müdigkeit sehr erfreut und hochzufrieden. Dass auch nicht-professionelle Cello-Liebhaber über das Orchester eng ins Festivalgeschehen eingebunden werden, sei schon immer der Plan gewesen, aber noch nie so gut geglückt wie 2017.